Nobody is perfect. Misserfolge gehören zum Leben wie die Luft, die wir atmen. Klar, wir freuen uns mehr, wenn uns etwas gelingt, statt wenn wir versagen. Aber auch Letzteres kann durchaus nützlich sein.
Wer frühere Misserfolge zu Papier bringt, kann neue Situationen weniger gestresst angehen und erbringt sogar bessere Leistungen. Das schreibt ein Forschungsteam der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey in der Zeitschrift Frontiers in Behavioral Neuroscience.
Diese Erkenntnis gewann das vierköpfige Team aus Psychologen und Neurowissenschaftlern im Rahmen eines Experiments. Sie bat die eine Gruppe der Teilnehmenden, während zehn Minuten über einen beliebigen Misserfolg aus ihrem bisherigen Lebens nachzudenken und die Gedanken dazu aufzuschreiben.
Die andere Gruppe der Teilnehmenden hingegen sollte den letzten Film zusammenfassen, den sie gesehen hatten. Danach wurden die Testpersonen in eine Stresssituation versetzt. Zuerst mussten sie ein simuliertes Vorstellungsgespräch bestreiten, dann eine komplexe mathematische Aufgabe lösen.
Das Ergebnis: Bei der Gruppe, welche zuvor über ihr Scheitern geschrieben hatte, wurde markant weniger Cortisol im Speichel gemessen als bei der Kontrollgruppe, welche einen Film zusammengefasst hatte. Das Hormon Cortisol ist ein Indikator für Stress.
Das Forscherteam der Rutgers University deutet die gemessenen Ergebnisse so: Dank der vorherigen Auseinandersetzung mit den Gründen eines früheren Scheiterns näherte sich die Reaktion der Testpersonen auf eine Stresssituation der Reaktion eines Menschen an, der keinem Stress ausgesetzt ist. Und gemäss den Forschern hatte das Schreiben über einen früheren Misserfolg eine weitere Folge: Diese Teilnehmergruppe ging die neuen Aufgaben aufmerksamer an und erbrachte insgesamt bessere Leistungen. (cbe)