Fiktive Orte gibt es wie Sand am Meer. Manche sind wahre Parallelwelten, etwa das «Game of Thrones»-Universum oder Mittelerde, Schauplatz der «Herr der Ringe»-Trilogie. Andere bestehen nur aus einer Stadt, einem Dorf oder sogar nur einer Adresse, so etwa die Anschrift von Sherlock Holmes in London: Baker Street 221b.
Für einige von ihnen existieren – oft vage und widersprüchliche – Angaben, wo in der realen Welt sie sich befinden könnten. Immer noch rätseln etwa Fans, welches der unzähligen Springfields in den USA die wahre Heimat der Simpsons ist oder wo genau denn das gallische Dorf liegt, in dem Asterix und Obelix leben. Der angeblichen Lage von 7 dieser imaginären Orte spüren wir hier nach.
Gotham City, einfach Gotham genannt, ist die Wirkungsstätte des Superhelden Batman aus dem DC-Universum – einem Superhelden ohne Superkräfte, dafür ausgerüstet mit allerlei technischen Gadgets. 1940 zum ersten Mal namentlich in der Comic-Reihe erwähnt, ist Gotham berüchtigt für Korruption und Kriminalität. Der Name geht ursprünglich auf ein englisches Dorf in der Grafschaft Nottinghamshire zurück, doch im 19. Jahrhundert wurde er zu einem geläufigen Spitznamen für die Stadt New York.
New York City ist denn auch in Wahrheit die visuelle Grundlage für Gotham City. «Wir nannten es nicht New York, weil wir wollten, dass sich jedermann in jeder Stadt damit identifizieren kann», sagte der Batman-Schöpfer Bill Finger. «Aber natürlich ist Gotham ein anderer Name von New York.» Ein düsteres, dystopisches New York freilich – oder wie es der Comic-Autor Frank Miller formulierte: «Metropolis ist New York bei Tag, Gotham City ist New York bei Nacht.» Streng genommen kann Gotham allerdings nicht identisch mit New York sein, da letzteres im DC-Universum als eigene Stadt neben Gotham erwähnt wird. In diesen fiktiven Comic-Welten ist Logik jedoch nicht die Hauptsache.
Metropolis ist gemäss dem oben erwähnten Diktum von Frank Miller New York bei Tag. Es verhält sich zum cleanen Comic-Helden Superman wie Gotham City zur düsteren Figur des Batman. Metropolis wurde 1939 erstmals erwähnt; zuvor war Supermans Wirkstätte eine namenlose Stadt an der Ostküste der USA, die aber klar als New York erkennbar war. Nachdem dann Metropolis etabliert wurde, tauchte New York als eigene Stadt in der Superman-Welt auf.
Im DC-Universum besteht eine enge Verbindung zwischen Metropolis und Gotham City, die oft sogar als benachbarte Zwillingsstädte dargestellt werden. Während Gotham City jedoch architektonisch ein New York zum Vorbild hat, das Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts angesiedelt ist, liegt Metropolis ein modernes, futuristisches New York zugrunde. Allerdings sind auch Einflüsse anderer Städte spürbar, etwa von Toronto, Washington D.C., Boston oder Montreal.
Dann gibt es noch ein Metropolis in der realen Welt. Es liegt im US-Bundesstaat Illinois und hat nur knapp 6000 Einwohner. Das Provinznest hat sich selbst zur «Heimatstadt von Superman» erklärt und unterstreicht diesen Anspruch mit einer Superman-Statue, einem Superman-Museum und einem jährlichen Superman-Fest.
Es gibt kaum einen Ort, an dem das versunkene Atlantis noch nicht vermutet wurde. Das mythische Inselreich taucht zum ersten Mal bei Platon auf. Der griechische Philosoph beschrieb es Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. und lokalisierte es als «jenseits der Säulen des Herakles», also der Meerenge von Gibraltar, gelegen. Seither sind halbe Bibliotheken darüber geschrieben worden, wo genau sich dieses rätselhafte Atlantis befand, das um 9600 v. Chr. in einer Katastrophe untergegangen sein soll.
Unzählige mögliche Orte wurden bereits vorgeschlagen, unter anderem die Mittelmeerinseln Santorin, Kreta oder Sizilien. Atlantis soll angeblich auch im Schwarzen Meer liegen oder in Nordafrika – all dies trotz Platons Hinweis auf die Säulen des Herakles, die das eigentlich ausschliessen. Aber auch in der Nordsee wurde Atlantis schon vermutet, etwa auf Helgoland oder neuerdings auf der versunkenen Doggerbank. Und natürlich – wie könnte es anders sein – im mysteriösen Bermuda-Dreieck.
Keine der Thesen, so wenig wie überhaupt die Existenz eines historischen Atlantis, hat sich bisher erhärtet. Platon dürfte die Geschichte dieser antiken Seemacht wie andere Mythen in seinem Werk herangezogen haben, um eine zuvor aufgestellte These zu veranschaulichen. Spekulationen zu diesem Thema wird dies nicht bremsen – wir werden garantiert auch weiterhin von vermeintlichen Atlantis-Funden hören.
Im 16. Jahrhundert eroberten spanische Konquistadoren in der Neuen Welt die Reiche der Azteken und der Inkas. Neben Abenteuerlust und dem Drang zur Missionierung trieb sie in der Hauptsache wohl die Gier nach materiellen Gütern an – vor allem Gold. Der ungeheure Gold- und Silberschatz, den die Inkas – übrigens vergeblich – als Lösegeld für den von den Spaniern gefangenen Inka-Herrscher Atahualpa herbeischleppten, schürte die Gier der Konquistadoren.
Und da waren noch die Erzählungen der Einheimischen über einen unermesslichen Goldschatz, die das Goldfieber der Invasoren weiter anheizten. Es handelte sich um die Legende über das Volk der Muisca im heutigen Kolumbien, dessen Krönungszeremonie einst angeblich vorgesehen hatte, dass jeder neue Herrscher mit Goldstaub bedeckt auf einem Floss auf einen See hinausfuhr und dort zu Ehren der Götter Gold und Edelsteine versenken liess. Bei den Spaniern wurde daraus der Mythos von «El Dorado», dem «Goldenen Mann», aus dem mit der Zeit eine Stadt und schliesslich ein sagenhaftes Goldland wurde.
Bald suchten die Konquistadoren nahezu überall im nördlichen Südamerika nach Eldorado. Besonders der Parime-See im südwestlichen spanischen Guayana galt als heisser Tipp – doch gefunden wurde er nie, ebenso wenig wie Eldorado selbst. Alle die verlustreichen Expeditionen fanden das vermeintliche Goldland nie, und im Laufe des 17. Jahrhunderts verblasste der Mythos von Eldorado schliesslich immer mehr.
Springfield ist einer der häufigsten Ortsnamen in den USA – es gibt dort 64 Ortschaften dieses Namens in 35 verschiedenen Bundesstaaten. Deshalb wählte Simpsons-Erfinder Matt Groening diesen Namen; das Springfield der Simpsons – eine Stadt mit etwa 30'000 bis 50'000 Einwohnern – soll eine typische amerikanische Kleinstadt darstellen. Inspiriert wurde Groening dabei durch die Fernsehserie «Father Knows Best», in der ebenfalls ein fiktives Springfield vorkommt, dessen genaue Lage unklar bleibt. Groening erklärte, als Kind habe er geglaubt, es handle sich um jenes Springfield, das in der Nähe seiner Heimatstadt Portland in Oregon liegt.
Gleichwohl gibt es in der Serie Hinweise darauf, wo die Stadt liegen könnte – diese sind allerdings widersprüchlich. In einer Folge heisst es etwa, die Simpsons lebten in Kentucky; im Simpsons-Kinofilm von 2007 hingegen erfahren wir, dass Springfield an Kentucky grenze. Im Film wird auch behauptet, dass Ohio, Nevada, Maine und Kentucky an Springfield grenzen, was nicht möglich ist, da diese Bundesstaaten zu weit auseinander liegen. Das hindert die Fans der Serie nicht daran, weiterhin über die geografische Lage der imaginären Ortschaft zu spekulieren.
1961 erschien das erste Asterix-Album. Im siebten Album – «Der Kampf der Häuptlinge» – taucht erstmals die bekannte Karte des von römischen Lagern umgebenen Gallierdorfes auf einer ganzen Seite auf, was danach nahezu durchgängig beibehalten wird. «Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt ... Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten», lautet der berühmte Prolog.
Aber wo genau befindet sich dieses widerständige gallische Dorf? Die Lupe auf der Karte zeigt auf ein Gebiet in Aremorica, heute das Departement Côtes d'Armor im Norden der Bretagne, aber der genaue Ort lässt sich daraus nicht ablesen. Der früh verstorbene Asterix-Texter René Goscinny wünschte einst jenen «viel Vergnügen», die dies versuchen wollten. Goscinny war es auch, der Zeichner Albert Uderzo bat, das Dorf ans Meer zu legen, damit die Helden leicht auch zu Abenteuern in der Ferne aufbrechen konnten. Goscinny und Uderzo, die nie sagten, wo genau das Gallierdorf liegt, entwarfen es übrigens vor den Figuren.
Mehrere Ortschaften in Côtes d'Armor haben daher Anspruch darauf erhoben, das fiktive Dorf liege auf ihrem Gebiet. Die besten Karten hat dabei Erquy, das zwischen Saint-Malo und Saint-Brieuc liegt. Uderzo kannte die Gegend, da er und sein Bruder im Zweiten Weltkrieg unweit von Erquy Zuflucht gesucht hatten, um dem Pflichtarbeitsdienst zu entgehen. Später weilte er mit seiner Familie oft dort in den Ferien. Vor allem aber erinnern die drei Felsen bei der Pointe des Trois-Pierres vor dem Cap d'Erquy deutlich an die drei kleinen Inseln auf der Karte des gallischen Dorfes. Und es gab in Erquy einen Steinbruch – wenn auch nicht für Hinkelsteine. Zu guter Letzt ist auch das «Lager Caesars», das bei Erquy auf der Karte des Geografischen Instituts eingezeichnet ist, ein Hinweis auf die vier Römerlager rund um das Gallierdorf.
Im englischsprachigen Original leben Donald Duck und Micky Maus in verschiedenen Städten, nämlich «Duckburg» und «Mouseton». Die von deutschsprachigen Donaldisten hochverehrte Übersetzerin Erika Fuchs vereinte die beiden Ortschaften für die deutsche Ausgabe in «Entenhausen». Aufgrund des hohen Sprachniveaus der Fuchsschen Übersetzungen tendieren deutsche Donaldisten dazu, die Duck-Sippe für «Teutonen» zu halten. Dementsprechend läge Entenhausen in Deutschland.
Das originale Duckburg hingegen wird an einer ganzen Reihe von Orten vermutet, die fast alle im US-Staat Kalifornien liegen, darunter etwa San Francisco, Los Angeles oder Eureka. Auch der fiktive US-Staat Calisota, in dem Duckburg liegt und der in mehreren Geschichten auftaucht, befindet sich an der US-Westküste. Er umfasst ungefähr das nördliche Kalifornien, sodass Duckburg etwas nördlich von San Francisco verortet werden müsste.
Möglicherweise verhält es sich mit der Lage von Entenhausen aber auch ganz anders: Ein Teil der Donaldisten geht davon aus, dass die Heimatstadt der Ducks real existieren müsse, da in einem unendlichen Universum oder bei einer unendlichen Anzahl von Paralleluniversen die Wahrscheinlichkeit für ihre Existenz gross sei. Entenhausen liege daher in einem Paralleluniversum oder in einer anderen Dimension – und zwar auf einem Planeten namens «Stella Antium» («Entenstern»).
Die Geldspeicher sind nicht erkennbar, sehen aus wie normale Bauernhäuser. Der grösste Geldspeicher ist unterirdisch, oben auf dem Dach steht ein Eisstadion, wo die drei Enkel abwechslungsweise mitspielen.