Wir leben auf einem Planeten mit beschränkten Ressourcen, empfindlichen Ökosystemen und wachsender Bevölkerung. Da kommen Erfindungen wie gerufen, die dazu beitragen, die Umweltverschmutzung zu bekämpfen, Ressourcen zu sparen und Abfälle ingeniös zu verwerten. Hier folgt eine willkürliche Auswahl:
Unsere Ozeane und viele Seen sind mittlerweile stark vermüllt. Der «Seabin» – eine Art schwimmender Abfalleimer – soll das ändern. Das Konzept des Seabin ist einfach: Eine Pumpe saugt das Wasser von unten her an, so dass es von oben nachfliessen muss und sämtlichen Müll in den Eimer spült, wo sich ansammelt.
Auch Mikroplastik und Öl soll der Seabin aus dem Wasser filtern. Der Seabin, der von zwei Australiern entwickelt wurde, kann in Ufernähe eingesetzt werden.
Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden – in Neuseeland können Biertrinker genau das tun. Die Brauerei DB Export hat Automaten aufgestellt, die leere Bierflaschen zu einer Art Sand-Ersatz verarbeiten. Pro Flasche entstehen rund 200 Gramm Glas-Sand, der dann beispielsweise im Strassenbau verwendet werden kann.
Denn Sand in seiner industriell verwertbaren Form – der in rauen Mengen vorhandene Wüstensand eignet sich nicht dafür – ist ein zunehmend rares Gut. Sand findet in zahlreichen Bereichen Verwendung; so besteht etwa Stahlbeton zu zwei Dritteln aus Sand. Der Sandhunger bedroht mittlerweile weltweit die Strände, die immer mehr schwinden. Nicht weniger als 15 Milliarden Tonnen Sand werden weltweit jedes Jahr verbraucht – dafür müsste jeder einzelne der momentan 7,5 Milliarden Menschen pro Jahr 10'000 Bierflaschen in Ersatz-Sand umwandeln.
Wer Bier lieber aus Dosen trinkt, kennt sicher die Plastikringe, die ein Sixpack mit Getränkedosen zusammenhalten. Besonders in den USA sind sie sehr beliebt. Wie anderer Plastikmüll auch gelangen diese Ringe oft ins Meer – und stellen dort eine tödliche Gefahr für Fische, Schildkröten, Seevögel und Meeressäuger dar, die sich darin verheddern und ertrinken oder schwer verletzen. Kleinere Plastikteile stellen eine Gefahr dar, weil sie von den Meeresbewohnern verschluckt werden und diese vergiften oder ihren Magen verstopfen.
Die Saltwater Brewery, eine Brauerei aus Florida, verpackt ihre Sixpacks nun mit einem ungiftigen Ring, der biologisch abbaubar und sogar essbar ist. Der Sixpack-Ring besteht aus Getreide-Abfall, der beim Brauen anfällt. Saltwater Brewery ist zwar nur ein kleiner Betrieb. Doch die Brauerei hofft, mit ihrem Beispiel auch die grossen Player in der Branche zum Umdenken zu bringen.
Was aus dem Auspuff eines Motorfahrzeugs entweicht, ist der Gesundheit nicht gerade förderlich – besonders in Ländern, die laxe Umweltschutzgesetze kennen. Kohlenstoffhaltiger Feinstaub gelangt in die Atmosphäre und in unsere Lungen. Ein indischer Student am MIT Media Lab hat das Start-up-Unternehmen Graviky Labs gegründet, um diese Abgase zu nutzen: Mit Kaalink – einer Art Filter, der am Auspuff angebracht wird – holt er 95 Prozent des Feinstaubs aus den Abgasen.
Die Russpartikel werden darauf von Schwermetallen und anderen unerwünschten Stoffen gereinigt und zu einem Pigment verarbeitet, aus dem wiederum Tinte – Air Ink – hergestellt wird. Bei laufendem Motor dauert es 45 Minuten, bis genug Russ für einen Stift Air Ink gesammelt ist. Für eine Spraydose Air Ink aus Dieselabgasen benötigt man rund 2000 Minuten.
Trinkwasser wird oft in PET-Flaschen vertrieben. Als Alternative zu dieser Verpackungsform hat die Londoner Start-up-Firma Skipping Rocks Lab eine essbare Wasserflasche entwickelt. Das «Ooho» genannte Produkt ist eine essbare Wasserblase, bei der eine gelartige Membran das flüssige Innere umhüllt. Die Membran, die beliebig eingefärbt werden kann, besteht aus Braunalgen, Kalziumlaktat und Wasser und soll neutral schmecken. Aus Gründen der Hygiene ist die Membran doppelt gefertigt, damit die eventuell verschmutzte äussere Schicht weggeworfen werden kann.
Die Herstellung verschlinge neunmal weniger Energie und setze fünfmal weniger CO2 frei als bei PET-Flaschen, versichert Skipping Rocks Lab. Allerdings ist das so verpackte Wasser nur wenige Tage haltbar. Zudem können noch keine grossen Behälter hergestellt werden. Ungelöst ist auch das Problem, dass spitze Gegenstände die Ooho-Blasen schnell beschädigen können – zum Beispiel in der Tasche.
Gegen das Problem des Plastikmülls in den Meeren hat ein junger Niederländer das Projekt Ocean Cleanup gegründet. Boyan Slat will mit speziellen, bis zu 100 Kilometer langen und drei Meter tiefen Barrieren den Müll automatisch aus den Ozeanen holen. Die Strömung treibt die Plastikteile zur Spitze der V-förmigen Barriere, wo sie automatisch herausgeholt werden. Fische dagegen können unter der Sperre wegtauchen.
Alles erwischt die Barriere jedoch nicht: Unrat, der kleiner als zwei Zentimeter ist, kann nicht geborgen werden, und andere Teilchen schweben in zu grosser Tiefe. Skeptische Experten befürchten zudem, dass die Anlage nicht stabil genug sein werde und auch durch Meeresorganismen verkrustet werden könnte.
Indonesien, der grösste Archipel der Welt, ist der zweitgrösste Umweltverschmutzer, wenn es um Plastikmüll geht, der im Meer landet – nur aus China gelangt noch mehr Kunststoff in die Ozeane. Vielleicht ist es deshalb kein Zufall, dass es eine indonesische Firma ist, die etwas gegen diese unrühmliche Tatsache unternimmt. Avani, so heisst das Unternehmen, produziert Einkaufstaschen, die kompostierbar und biologisch abbaubar sind.
Die Tüten bestehen aus pflanzlichem Öl, organischen Harzen und der Stärke der Maniokpflanze, die auch Kassave oder Yuca genannt wird. Falls die Taschen ins Wasser gelangen, lösen sie sich innerhalb von höchstens 150 Tagen auf. Sollte sich ein Tier vorher daran gütlich tun, geschieht dies ohne böse Folgen – ganz im Gegensatz zum Plastikmüll. Avani stellt neben den Tüten auch noch andre biologisch abbaubare Produkte her, beispielsweise Strohhalme, Kaffeebecher oder Verpackungen für Lebensmittel.
Altreifen sind ein Wertstoff, der wiederverwendet werden kann – auch wenn nicht neue Autoreifen daraus hergestellt werden können. Moderne Maschinen wie die ATR-300, die von einer russischen Firma gefertigt wird, schreddern die in Recyclinghöfen und von Automechanikern gesammelten Pneus zu Gummigranulat.
Das Granulat wird nach Grösse sortiert. Die Gummikrümel finden dann beispielsweise Verwendung in Kunstrasen oder Belägen für Sport- oder Spielplätze. Der Gummizusatz macht die Beläge weicher. Allerdings sind manche Pneus – namentlich Winterreifen – durch karzinogene chemische Stoffe belastet. Es handelt sich um hocharomatische Öle, die den Reifen geschmeidig machen und dessen Haftung verbessern.
Aquaponik ist ein zukunftsträchtiges Verfahren: Es verbindet die Aufzucht von Fischen (Aquakultur) mit der Kultivierung von Nutzpflanzen (Hydroponik) in einem geschlossenen Kreislaufsystem. Ziel ist die Wiederverwertung der Nährstoffe, die im Abwasser der Fischzucht enthalten sind – also die Exkremente der Fische.
Diese werden durch Mikroorganismen und Würmer zu Dünger aufbereitet. Die Pflanzen – Gemüse oder Kräuter – ernähren sich ausschliesslich durch die Ausscheidungen der Fische, ohne dass zusätzlich Düngemittel beigegeben werden müssen. Zugleich reinigen die Pflanzen durch den Entzug der Nährstoffe das Abwasser aus der Aquakultur. Das ressourcenschonende Verfahren benötigt nur einen Bruchteil der herkömmlichen Wassermenge beim Gemüseanbau und kommt überdies ohne Zugabe von Pestiziden aus.
Unser Lebensstil ist untrennbar mit der Produktion von Abfällen verbunden – das gilt auch für die Küche. Schalen und Essensreste wandern oft einfach in den Müll. Das muss nicht sein: Ein Start-up-Unternehmen aus Israel hat mit HomeBiogas 2.0 eine Anlage entwickelt, die organischen Abfall in Gas umwandelt und daneben noch bis zu acht Liter flüssigen Dünger produziert.
Das System, das ohne externe Energiezufuhr funktioniert, kann jeden Tag maximal zwölf Liter Biomüll aufnehmen – egal ob es sich um Gemüse, Obst, Fleisch oder Milchprodukte handelt. In der Anlage, die wie eine kleine Hüpfburg aussieht, zersetzen Bakterien die Abfälle und erzeugen daraus genug Biogas, um damit bis zu drei Stunden kochen zu können. Das Gas strömt vom Gastank mit 700 Liter Fassungsvermögen über eine Leitung direkt zum Herd.
Diese Technologie kann Menschenleben retten: Life Straw ist ein Wasserfilter, der wie ein etwas überdimensionierter Trinkhalm aussieht. Das vom Norweger Vestergaard Frandsen entwickelte System kam schon bei verschiedenen Naturkatastrophen, beispielsweise dem verheerenden Erdbeben in Haiti, zum Einsatz. Aber Life Straw ist nicht nur in Katastrophenfällen nützlich: Gemäss der Weltgesundheitsorganisation WHO haben fast eine Milliarde Menschen – fast die Hälfte davon in Afrika – keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Das etwa 30 Zentimeter lange und rund drei Zentimeter dicke Rohr enthält Hohlfasern, die Partikel über 200 nm herausfiltern. Dies geschieht allein durch das Ansaugen; es ist keine weitere physikalische Methode notwendig. Auch Chemikalien kommen dabei nicht zum Einsatz. Life Straw entfernt so 99,9 Prozent aller Partikel, aber auch Bakterien oder Parasiten im Wasser. Ein Gerät kann bis zu 100 Liter Wasser filtern.
(via TechInsider)