Europas grösste Fledermaus frisst Singvögel im Flug
Europas grösste Fledermaus, der Riesenabendsegler, jagt und frisst Singvögel in der Luft. Das anhand von Senderdaten entschlüsselte Jagdverhalten zeigt, dass die Fledermäuse kleine Vögel mehr als einen Kilometer über dem Boden fangen und verzehren, ohne dabei zu landen, wie das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin mitteilte.
Mit einer Körperlänge von bis zu 10 Zentimetern und einer Flügelspannweite von bis zu 46 Zentimetern handelt es sich beim Riesenabendsegler um die grösste Fledermausgattung Europas. Dass die grossen Fledermäuse Insekten im Flug fangen und fressen, war bekannt. Bislang konnte aber noch nicht nachgewiesen werden, dass sie dasselbe auch mit Vögeln tut.
Ein internationales Forschungsteam stattete Riesenabendsegler in Spanien daher mit winzigen «Rucksäcken» mit Biologgern aus, die die Position, Beschleunigung, Höhe und akustische Signale der Fledermäuse und ihrer Umgebung aufzeichneten und damit ihre Jagdtechnik dokumentierten.
Tonaufnahmen der Stressrufe eines Singvogels, gefolgt von plötzlicher Stille und langen Kaugeräuschen belegten nun, dass Europas grösste Fledermaus ihre Beute in der Luft frisst. Das war bisher umstritten, weil einige Vögel fast halb so schwer sind wie die Fledermaus selbst. «Das wäre so, als würde ich beim Joggen ein 35 Kilogramm schweres Tier fangen und essen», erklärte Laura Stidsholt, eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen.
Die Riesenabendsegler töten die Vögel demnach mit einem kräftigen Biss und beissen ihnen dann die Flügel ab, wahrscheinlich, um Gewicht und Luftwiderstand zu reduzieren. Dann wird der Vogel während des Fluges gefressen.
Jedes Jahr wandern Milliarden von Singvögeln zwischen ihren Brut- und Überwinterungsgebieten. Viele Arten fliegen in grosser Höhe und während der Nacht, um tagaktiven Raubtieren auszuweichen. Dies macht die Reise jedoch nicht völlig risikofrei wegen der nachts jagenden Fledermäuse. (ear mit material sda/afp)
