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«Bei den Hells Angels läuft es wie bei Zürcher Zünften»

Valentin Landmann war lange Zeit Anwalt und ist noch heute ein Freund der Schweizer Hells Angels. Im Interview äussert er sich zu Feindschaften und Rivalitäten zwischen den verschiedenen Clubs.
Valentin Landmann war lange Zeit Anwalt und ist noch heute ein Freund der Schweizer Hells Angels. Im Interview äussert er sich zu Feindschaften und Rivalitäten zwischen den verschiedenen Clubs.

«Bei den Hells Angels läuft es wie bei Zürcher Zünften»

Die Hells Angels seien wild, aber legal. Und doch kommt es zu Problemen, wenn ein ausländischer Motorradclub seine Zelte in der Schweiz aufschlagen will. So kam es jüngst zum Rocker-Prozess. Valentin Landmann war 45 Jahre lang Anwalt der «Hells» und erklärt die Rivalitäten.
17.06.2022, 08:4817.06.2022, 09:37
Loris Gregorio / ch media
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Ende Mai sorgte der Rocker-Prozess in Bern für viel Aufschrei. Mitglieder der beteiligten Motorradclubs versammelten sich vor dem Gerichtsgebäude und gerieten aneinander. Sie warfen sich Steine und Flaschen zu. Die Polizei reagierte mit Gummischrot und Wasserwerfern. Politiker wie Doris Fiala (FDP/ZH) oder Werner Salzmann (SVP/BE) fordern nun: Bundespolizei und Nachrichtendienst sollen den Hells Angels & Co. auf die Finger schauen.

Schlägereien kann es mal geben

Die Hells Angels sind mittlerweile seit über 50 Jahren in der Schweiz. 45 Jahre davon war Valentin Landmann Anwalt der Schweizer Hells Angels und ist heute noch Freund des Clubs. ZüriToday hat bei ihm nachgefragt, ob die Rocker wirklich so gefährlich sind. Er verteidigt das Vorgehen des Clubs auch heute: «Der Hells Angel ist ein freiheitsliebender Typ. Es kann sein, dass es mal eine Schlägerei gibt. Aber wenn jemand eine Ohrfeige bekommt, ist er normalerweise nicht tot.»

Feindschaften zwischen Motorrad-Clubs gab es laut Landmann in der Schweiz während 50 Jahren nie. Warum jetzt? Die Rocker sind in Bern vor Gericht wegen einer Schlägerei zwischen Motorrad-Gangs. Ein Mitglied wurde durch einen Schuss verletzt. Der Anwalt Landmann erklärt: «Vom Ausland drängen hierarchische Clubs ein, die im eigenen Land verboten worden sind.» Die geplante Cluböffnung in der Schweiz habe für die hiesigen Mitglieder ein Problem dargestellt, darum kam es zum Streit.

Illegale Clubs sind nicht willkommen

Wenn legale Clubs wie die Hells Angels in die Schweiz kommen wollen, hätten die hiesigen Gangs wie die Hells Angels kein Problem damit, so Landmann. «Hier läuft es ähnlich wie bei Zürcher Zünften», erklärt Landmann, «wenn jemand am Umzug mitlaufen will, muss man seinen Verein erst mal beim Verband vorstellen». Neue Motorradclubs müssen sich den Standort also erringen. Und man wolle hier keinen Krieg, darum seien illegale Clubs nicht willkommen.

Im illegalen Gefilde würden sich die Hells Angels nicht bewegen. «Wer in den Club geht, will seine Freiheiten auch ausleben können – aber immer im Rahmen des schweizerischen Rechts», so Landmann. Der Anwalt muss aber aufpassen, dass er die Rocker nicht zu sanft beschreibt. «Der Präsident der Hells Angels hat mir mal gesagt, ich soll sie nicht als rosa ‹Chüngeli› hinstellen», sagt er und lächelt.

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