Eine Testfahrt durch den dichten Stadtverkehr im Silicon Valley bestätigt: Das Google-Auto beschleunigt und bremst ruckelfrei, wechselt regelmässig die Spuren, hält an Zebrastreifen für Fussgänger, weicht Radfahrern aus, folgt geänderter Verkehrsführung an einer Baustelle. Das Überraschendste vielleicht: Der Wagen beschleunigt sehr zügig, fällt im fliessenden Verkehr überhaupt nicht auf.
Schliesst man die Augen, ist kein Unterschied zu einem menschlichen Fahrer zu spüren. Während der gesamten Fahrt von rund 45 Minuten greift der Google-Techniker, der hinter dem Steuer sitzt, nicht einmal ein. Das Auto navigiert die gesamte Strecke über Landstrassen und durch mehrere Ortschaften bis zum Ziel vollkommen selbständig.
«Wir verbringen die Ferien damit, auf unserer Teststrecke herumzufahren, und hoffen, dass wir euch im neuen Jahr auf den Strassen von Nord-Kalifornien sehen», schrieben die zuständigen Google-Mitarbeiter am Montag (Ortszeit) in einem Firmenblog.
Nach Versuchen mit unterschiedlichen Wagen seien die Erkenntnisse zusammengeflossen in ein «voll funktionsfähiges Auto – unseren ersten vollständigen Prototypen für komplett selbstständiges Fahren».
Die neue Version bekam unter anderem provisorische Steuermöglichkeiten für die Fahrer. Google plant eigentlich ein Auto ohne Lenkrad und Pedale, das nur vom Computer gesteuert wird. Allerdings gibt es aktuell die rechtliche Regel, dass in einem selbstfahrenden Wagen jederzeit ein Mensch die Kontrolle übernehmen können muss.
Zudem seien klassische Auto-Komponenten wie Fahrwerkteile verbessert worden, aber auch die Computersysteme, erklärte Google. Der Konzern hatte zuvor eingeräumt, dass unter anderem Regen noch ein grosses Problem für die Fahrzeuge darstelle.
In dem Blogeintrag wurde ein Foto eines weissen, rundlichen Kleinwagens gezeigt. Ähnliche Bilder hatte Google schon im Mai veröffentlicht, als der Konzern den Produktionsstart seines selbstfahrenden Autos mitteilte. Den Angaben von damals zufolge kann der Zweisitzer maximal 40 Kilometer pro Stunde schnell fahren.
Vor der Entwicklung eines eigenen Prototypen hatte Google auf speziell umgerüstete Autos der japanischen Hersteller Toyota und Honda zurückgegriffen. Auf dem Markt sind selbstfahrende Autos bisher nicht verfügbar.
Projektleiter Chris Urmson hatte in einem Interview des «Wall Street Journal» gesagt, Google sei auf der Suche nach Partnerschaften in der Autoindustrie. «Wir wollen nicht unbedingt ein Autohersteller werden.»
(oli/sda/afp/dpa/spon)