Ein weisses Gesicht, kreisrunde rote Backen, die in dieser kränkelnd bleichen Umgebung für ein bisschen Gesundheit sorgen wollen. Es gelingt nicht. Wir reden hier nämlich von einer Clownfratze. Und alles, was diese Feuerbälle einrahmen, ist ein schauderhaftes Dauergrinsen. Das weder von Wohlbefinden zeugt noch von Vertrauenswürdigkeit und schon gar nicht von Fröhlichkeit. Niemand grinst immer. Ausser man schneidet ihm die Backen durch.
Der Clown ist ein garstiges Scheusal. Und irgendwo hinter seinem breiten Lächeln versteckt sich seine ganze Niedertracht.
Kinder spüren das instinktiv. Schon als Babys wissen sie Bescheid.
Deshalb ist es höchst schleierhaft, dass Clowns denken, sie würden den kleinen Menschen eine Freude machen, wenn sie an ihren Geburtstagsfeiern auftauchen. Da kriegt das Wort «Berufsethos» gleich eine sehr besorgniserregende Dimension. Und von den Müttern, die diese grauenvollen Geschöpfe engagieren, wollen wir gar nicht erst reden.
Es gibt nur eine Ausnahme: Wrinkles. Er ist der einzig ehrliche Clown auf der Welt. Er macht keinen Hehl aus seinen niederen Absichten. Wrinkles kommt nur zu den unartigen Kindern.
Plötzlich steht er mit seinen farbigen Ballons vor deinem Fenster. Er starrt dich an. Aus seinen toten, schwarzen Augenhöhlen.
Die allerübelste Kategorie unter den Clowns ist allerdings die, die sich in Krankenhäusern rumtreibt. Sie glauben nämlich, die Moral sei auf ihrer Seite. Sie verlassen den Patienten mit dem warmen Gefühl, ihm auf dem Sterbebett noch ein letztes Lächeln abgerungen zu haben. Dabei ist es einfach die Totenstarre gewesen. Die frühzeitig eingesetzt hat. WEGEN IHM.
Fazit: Geht einfach weg, ihr Ausgeburten des Bösen. Haut ab. Für immer.
Es gibt genug Beweise dafür, dass Clowns dem Teufel vom Karren gefallen sind – und seither ihr Unwesen auf der Erde treiben. Zum Leidwesen der Menschen.
Fazit: Niemand will Clowns. Niemand will von ihnen umarmt werden und niemand will ein Bild von ihnen.
Sie geben ihr widerwärtiges Gesicht sogar dem Symbol der grösstmöglichen Zerstörung. Viele wissen das noch nicht, aber Nuklearexplosionen haben nicht die Form eines Pilzes ...
Gibt man das Suchwort «Clown» bei Google ein, erhält man folgendes Resultat: Von den ersten 34 Exemplaren sind 12 eindeutig böse. Die anderen sind es selbstverständlich auch, sie tragen es einfach nicht ganz so offensichtlich zur Schau. Unter diesen 12 befindet sich wiederum 8 Mal Pennywise, der mörderische Kanalisationsclown aus Stephen Kings «Es».
Seit Mitte der 80er Jahre – so die zu entkräftende These – würden die Clowns allesamt als Ausgeburten der Hölle dargestellt, die sich durch die Filmgeschichte morden: Stephen Kings «Es», Batmans Erzfeind Joker in «Batman» und «The Dark Knight», die vermaledeite Clownspuppe in «Saw», der Massaker-Clown in «All Hallows' Eve», etc. Solche Figuren würden das Image des Clowns zerstören, ihn seiner Lustigkeit berauben, ihn entstellen, zum Monster machen.
Also gehen wir ein bisschen in die Vergangenheit, um zu schauen, ob die Clowns zu irgendeiner Zeit eventuell mal Sympathieträger gewesen sind ...
Über diesen mit Schellen behängten Kerl in farbig gemusterten Hosen hat man zwar gelacht, aber man hat ihn ebenso gefürchtet. Für die Ungläubigen lassen wir extra einen Professor sprechen. Einen englischen, der sich auf die Kultur von Clowns und allen anderen herumkaspernden Figuren spezialisiert hat. Andrew Scott sagt:
Brachten die Hofnarren den König nicht zum Lachen, wurden sie oftmals verstümmelt. Und zwar so wie Joker in «Batman». Man schnitt ihnen die Muskeln durch – auf dass sie ewig grinsten.
London, 1800: Joey Grimaldi entwickelte die Standard-Maskerade des modernen Clowns: Weisses Gesicht, rote Apfelbacken und das ebenso rote Grinsmaul, das so gar nicht zu seinem traurigen Leben passen wollte. Seine erste Frau starb bei der Geburt seines Sohnes, der zum Alki wurde und mit 30 von ihm ging. Grimaldi war der vom Leben kaputt getretene Mann hinter der lächelnden Maske.
Die französische Version von Grimaldi ist noch um ein Vielfaches verstörender. Jean-Gaspard Deburau spazierte eines schönen Tages im Jahr 1836 mit seiner Frau durch die Strassen von Paris. Ein Strassenjunge erkannte den unverkleideten Deburau und verspottete ihn mit dem Namen seiner Clownsfigur «Pierrot». Deburau erschlug ihn mit seinem Gehstock. Er mochte es nicht, wenn man ihn mit seiner Rolle gleichsetzte.
Selbstverständlich gab es auch den Clown-Serienkiller in echt. Er hiess John Wayne Gacy. Er vergewaltigte und tötete 33 Teenager-Jungs. Als die Polizei ihm auf die Spur kam, soll er gesagt haben: «Wisst ihr, Clowns kommen mit ihren Morden davon.»
John Wayne Gacy kam nicht davon. Er bekam einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde für die längste Strafe der Welt: 21 Mal lebenslänglich und 12 Mal die Todesstrafe. 1994 wurde er hingerichtet.
Wem das als Beweisführung noch nicht reicht, der darf sich gerne diese 17 grauenvollen Clowns aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu Gemüte führen.
I have a button that says CAN'T SLEEP, CLOWNS WILL EAT ME. Probably not true. But what if it was? What if they're just waiting?
— Stephen King (@StephenKing) September 10, 2016
Im Übrigen hab ich auch noch nie davon gehört, dass ein Clown jemals einer alten Dame über die Strasse geholfen habe.
Zufall?
Verachtung und Furcht sind die einzig legitimen Gefühle, die man einem Clown entgegen bringen darf.
Für die Angst vor dem geschminkten Bösen hat die Fachwelt sogar einen Begriff: «Coulrophobie». Das allein hat allerdings noch nicht allzu viel zu bedeuteten. Denn heute haben alle möglichen Ängste ihren ureigenen Ausdruck.
Die Anglophobie zum Beispiel ist die Angst vor England. Die Angst vor Flöten nennt man Aulophbie, die vor einem Kinn Geniophobie und – ganz wichtig – die Angst vor dem Papst; die Papaphobie.
Aber zurück zu den hassenswerten Clowns: Erstens ist da das Problem des Mysteriums. Ihre wahren Emotionen sieht man nicht. Sie sind überdeckt mit diesem überdimensionalen Lächeln. Wir können das Gesicht eines Clowns nicht lesen. Da muss in jedem normalen Menschen zwangsläufig die Frage aufkeimen: «WAS VERSTECKST DU VOR MIR, DU SCHUFT?»
Das zweite Problem ist der Verfremdungseffekt, der so eine Clownvisage auslöst. Wir erkennen im Clown zwar einen Menschen, er weicht aber auf eine grausige Weise vom üblichen Bild ab. Er ist irgendwie entstellt und doch vertraut. Das ist das Beängstigende daran.
Dr. Sigmund Freud – der Deppendoktor, wie ihn die Österreicher zu seinen Lebzeiten zu nennen pflegten – hat 1919 etwas Aufschlussreiches über «das Unheimliche» geschrieben. Er blätterte dafür in den dicken Wörterbüchern des 19. Jahrhunderts und kam zum Schluss, dass das Wort «unheimlich» ursprünglich gleichbedeutend war mit den Worten «heimlich» und «heimelig». Es entwickelte sich also aus der Mischung von etwas Vertrautem, Behaglichem und gleichzeitig Verborgenem, Verstecktem. Und er schreibt:
Fazit: Clowns dieser Welt, hört, was der Freud sagt und geht dahin, woher ihr gekommen seid.
Denn es ist völlig egal, wie es klingt. Wichtig ist, wie es aussieht.
Schau, ein harmloser «Glon».
Und hier gleich nochmal einer.
Nimm den!
Und diesen hier zum Abschluss.