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ISIS-Extremisten kreuzigen Feinde und rufen Kalifat aus

Kämpfer der irakisch-kurdischen Peshmerga-Milizen auf dem Weg nach Mosul und in den Kampf gegen die ISIS-Extremisten.
Kämpfer der irakisch-kurdischen Peshmerga-Milizen auf dem Weg nach Mosul und in den Kampf gegen die ISIS-Extremisten.Bild: Getty Images Europe
Kriegsgräuel

ISIS-Extremisten kreuzigen Feinde und rufen Kalifat aus

Nach heftigen Kämpfen um die Stadt Tikrit haben die Extremisten der ISIS ihren Gottesstaat ausgerufen. In Deir Hafir haben sie feindliche Rebellen getötet und gekreuzigt. 
29.06.2014, 19:5830.06.2014, 15:45
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Nachdem die Kämpfer der Extremistengruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS) in Teilen des Iraks und Syrien Terror verbreiten, schlägt die irakische Armee zurück. Mit dem Beginn einer Offensive auf Tikrit haben sich Regierungstruppen und ISIS-Milizen heute schwere Kämpfe um die Stadt geliefert. Das Militär griff die Aufständischen mit Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und aus der Luft an.

Widersprüchliche Nachrichten gab es über die militärische Lage. Der Sender BBC meldete am Sonntag, die Armee habe sich wegen scharfen Widerstands südlich von Tikrit zurückziehen müssen. Das regierungstreue Nachrichtenportal Al-Sumeria berichtete, die Armee sei tiefer in die Stadt eingedrungen. 

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Peshmerga-Milizionäre bereiten sich südlich von Tikrit auf den Kampf gegen ISIS-Extremisten vor. 
Peshmerga-Milizionäre bereiten sich südlich von Tikrit auf den Kampf gegen ISIS-Extremisten vor. Bild: AFP

Feindliche Rebellen sollen drei Tage am Kreuz hängen bleiben

Parallel zu den Kämpfen im Irak hat die ISIS in der Nähe der nordsyrischen Metropole Aleppo acht Männer öffentlich hingerichtet und gekreuzigt, wie die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Die Opfer seien im Ort Deir Hafir getötet worden, weil sie für andere Rebellengruppen gekämpft haben sollen. 

Die Leichen der Männer wurden auf einem zentralen Platz gekreuzigt und sollen dort drei Tage hängen bleiben. ISIS-Mitglieder schlugen demnach im Ort al-Bab nordöstlich von Aleppo auf einem öffentlichen Platz einen weiteren Mann lebendig ans Kreuz und liessen ihn acht Stunden lang hängen. Ihm war Falschaussage vorgeworfen worden. 

Abu Bakr al-Bagdadi «Anführer aller Muslime»

Mit der am Samstag begonnenen Offensive auf Tikrit versucht die irakische Armee, die strategisch wichtige Stadt von der Terrorgruppe ISIS zurückzuerobern. So will sie den weiteren Vormarsch der Extremisten auf die rund 170 Kilometer entfernte Hauptstadt verhindern. ISIS-Milizen hatten die Stadt am 11. Juni eingenommen. 

ISIS-Kämpfer und ihre sunnitischen Verbündeten beherrschen mehr als zwei Wochen nach Beginn ihres Vormarsches grosse Teile des Nordens und Westens des Iraks. Am Sonntag riefen die Extremisten ein «Kalifat» aus. In einer im Internet veröffentlichten Audiobotschaft verkündete die Organisation die Schaffung dieser vor fast hundert Jahren verschwundenen islamischen Regierungsform. Zudem ernannte die ISIS ihren Chef Abu Bakr al-Bagdadi zum «Kalifen» und damit zum «Anführer aller Muslime». 

Eine russische Sukhoi SU-25 kommt am al-Muthanna-Flughafen in Bagdad an.
Eine russische Sukhoi SU-25 kommt am al-Muthanna-Flughafen in Bagdad an.Bild: STRINGER/IRAQ/REUTERS

Russische Suchoi-Kampfflugzeuge für irakische Armee

Derweil traf in Bagdad die erste Lieferung von fünf gebrauchten russischen Kampfflugzeugen ein. Die Jets des Typs Suchoi Su-25 seien bald einsatzbereit, teilte das Verteidigungsministerium in Bagdad mit. Die gepanzerten Erdkampfflugzeuge sollen die irakischen Truppen im Kampf gegen die ISIS unterstützen. Das irakische Militär wartet noch auf eine zugesagte Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen und Apache-Kampfhelikoptern aus den USA. 

Die irakische Regierung bittet die USA zudem seit Wochen darum, sie im Kampf gegen die Extremisten mit Luftangriffen zu unterstützen. Washington verlegte zunächst jedoch nur 180 Militärberater in den Irak. 

General will Irak aufteilen

Angesichts des ISIS-Vormarsches forderte der Leiter des irakischen Krisenstabes, General Ali al-Saidi, eine Aufteilung des Landes in autonome Zonen. «Alle Gruppen sollen ihre eigenen Regionen erhalten. Das ist die einzige Lösung», sagte er der Zeitung «Welt am Sonntag». Im Irak gibt es unter anderen die drei grossen Bevölkerungsgruppen der Schiiten, Sunniten und Kurden. Nur mit einer Aufteilung könne die Unterstützung für die sunnitische ISIS-Miliz im sunnitischen Bevölkerungsteil gebrochen werden, sagte al-Saidi. 

Das iranische Militär ist notfalls bereit, die irakische Regierung gegen die Rebellen zu unterstützen. Es würden dabei die gleichen Mittel angewandt wie in Syrien, sagte Brigadegeneral Massud Dschassajeri dem iranischen Fernsehsender Alam. Der Iran versteht sich als Schutzmacht der Schiiten und hat erklärt, ihre heiligen Stätten auch in den Nachbarländern zu verteidigen. (thi/sda/dpa/reu/afp)

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