Die Tea-Party-Anhänger lieben ihn, dem Partei-Establishment ist er ein Graus: Der erzkonservative US-Senator Rafael Edward «Ted» Cruz hat als erster Republikaner offiziell seine Kandidatur für das Präsidentenamt bei den Wahlen im November 2016 bekanntgegeben. Der 44-Jährige kündigte dies am Montag im Kurzmitteilungsdienst Twitter an.
I'm running for President and I hope to earn your support! pic.twitter.com/0UTqaIoytP
— Ted Cruz (@tedcruz) 23. März 2015
Cruz sitzt erst seit rund zwei Jahren für den Staat Texas im US-Senat und befindet sich am rechten Rand seiner weit nach rechts gerutschten Partei. Als erbitterter Gegner von Präsident Barack Obama hat er sich schnell einen Namen gemacht, ebenso mit seinen teilweise bizarren Auftritten:
Am 24. September 2013 um 14.41 Uhr Ortszeit trat Ted Cruz im Senat ans Rednerpult. Nach 21 Stunden und 19 Minuten, um 12 Uhr mittags am folgenden Tag, beendete er seine Ansprache, mit der er eine Abstimmung über Obamacare, die ihm verhasste Gesundheitsreform des US-Präsidenten, verzögern oder verhindern wollte.
Während seiner Dauerrede las der Texaner unter anderem seinen beiden Töchtern eine Gutenachtgeschichte vor. Er zitierte aus Star Wars und machte weitere popkulturelle Referenzen. Die Einführung von Obamacare konnte Cruz trotzdem nicht verhindern.
Fehlendes Selbstbewusstsein kann man Ted Cruz nicht nachsagen. In einer scharfen Replik auf Präsident Obamas Ankündigung, zahlreiche Sans-Papiers per Verordnung legalisieren zu wollen, schlüpfte er am 20. November 2014 in die Rolle des römischen Staatsmannes und begnadeten Redners Cicero.
Praktisch wörtlich zitierte er Ciceros Rede aus dem Jahr 63 v.Chr. gegen den Senator Lucius Catilina, dessen Namen er durch Obama ersetzte. Kenner der Antike verwiesen darauf, dass Cruz eine eher schiefe Analogie bemühte, denn Catilina beging keinen Machtmissbrauch, er plante vielmehr einen Putsch gegen die Regierung der römischen Republik.
Mit seiner Rhetorik schiesst Cruz öfter über das Ziel hinaus. So auch am 15. März: «Die ganze Welt steht in Flammen», sagte der Republikaner in einer Rede am Sonntag, in der er die Aussenpolitik von Obama kritisierte.
«Die Welt steht in Flammen?», fragte ein dreijähriges Mädchen daraufhin mit ängstlicher Stimme. «Die Welt steht in Flammen, ja», sagte Cruz unter dem Gelächter der Zuhörer. Dann versuchte er die Kleine aber doch zu beruhigen und fügte hinzu, dass die Dinge in der Welt sich bald zum Besseren wenden würden.
Zu einem Eklat kam es im September 2014 bei einer Gala der Vereinigung In Defense of Christians, die sich für verfolgte Christen und andere Angehörige von religiösen Minderheiten im Nahen Osten einsetzt. Die Ansprache von Ted Cruz geriet zu einer Lobrede auf Israel, was nicht bei allen im Publikum positiv ankam. Die meisten Christen in Nahost sind Araber und dem Judenstaat nicht unbedingt freundlich gesinnt.
Cruz wurde ausgebuht, worauf er das Podium mit den Worten verliess: «Wenn ihr nicht auf der Seite von Israel und den Juden steht, stehe ich nicht auf eurer Seite.» Beobachter argwöhnten, der Senator sei sich der Zusammensetzung des Publikums bewusst gewesen und habe den Eklat absichtlich herbeigeführt.
Im März 2014 sprach Cruz in Los Angeles bei einem Bankett, das ein konservatives Institut alljährlich zu Ehren des britischen Kriegspremiers Winston Churchill veranstaltet. Dabei zitierte er nicht nur dessen Ausspruch «We will never surrender» (Wir werden niemals aufgeben), er imitierte auch Churchills spezielle Aussprache.
Und hier das Original:
Wenn Barack Obama etwas befürwortet, ist Ted Cruz todsicher dagegen. So auch im Fall der Netzneutralität, die er auf Twitter als «Obamacare fürs Internet» bezeichnete. Eine eigenartige Interpretation, die selbst in konservativen Kreisen für Kopfschütteln sorgte.
"Net Neutrality" is Obamacare for the Internet; the Internet should not operate at the speed of government.
— Senator Ted Cruz (@SenTedCruz) 10. November 2014
Ted Cruz wurde in Calgary (Kanada) geboren, als Sohn eines kubanischen Staatsbürgers. Für Präsidentschaft kandidieren darf er nur, weil seine Mutter eine waschechte Amerikanerin war. Damit genügt er knapp der in der US-Verfassung enthaltenen Vorgabe, ein Präsident müsse ein «Natural Born American» sein. Zahlreiche Memes nehmen ihn deswegen aufs Korn.
Ted Cruz wäre für viele Demokraten ein Traumkandidat, erst recht in Kombination mit einer anderen Figur, die durch ihre bizarren Auftritte berühmt geworden ist.
Realistische Chancen auf einen Einzug ins Weisse Haus hat der Rechtsausleger trotzdem nicht. Er dürfte bereits während den Vorwahlen der Republikaner auf der Strecke bleiben.