Wenige Wochen nach dem Beginn der Umsetzung des EU-Flüchtlingspaktes mit der Türkei besucht Papst Franziskus die besonders betroffene Insel Lesbos. Das Kirchenoberhaupt traf auf der Ägäis-Insel am Samstag Flüchtlinge und gedachte den im Mittelmeer ertrunkenen Männern, Frauen und Kindern.
Here are refugees boarding Pope Francis's plane to return w him to the Vatican. Awaiting details from Vatican. pic.twitter.com/VpW7niiBxR
— Jim Yardley (@JimBYardley) 16. April 2016
Franziskus ist am Samstagnachmittag nach dem kurzen Besuch auf der griechischen Ägäis-Insel Lesbos nach Rom abgeflogen. Er nahm drei Flüchtlingsfamilien aus Syrien mit, darunter sechs Kinder. Den Abflug seines Flugzeugs übertrug das griechische Fernsehen (ERT).
Im Aufnahmelager von Moria ass der 79-jährige Argentinier mit acht von ihnen zu Mittag. Zudem unterzeichneten die drei Kirchenführer eine gemeinsame Erklärung für den Schutz der Flüchtlinge.
Begleitet wurde das Kirchenoberhaupt vom griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. und dem orthodoxen Erzbischof Hieronymus II.. Griechenlands Regierungschef Alexis Tspiras empfing Franziskus am Flughafen und begleitete den fünfstündigen Besuch auf der Insel.
«Wir hoffen, dass unsere Initiative politisch genutzt wird, um einen Zweck zu erreichen: Das Problem, das wir zur Zeit haben, zu internationalisieren», sagte Erzbischof Hieronymus II. bei seiner Ankunft auf Lesbos am Freitag. «Denn es ist nicht ein Problem der Griechen sondern Europas und der ganzen Welt».
Lesbos ist in den vergangenen Monaten besonders stark von der Flüchtlingskrise betroffen gewesen, zwischenzeitlich landeten täglich mehr als 7000 Menschen an den Stränden und felsigen Ufern der Ägäis-Insel.
Inzwischen leben dort noch etwa 4100 Flüchtlinge, die meisten von ihnen sollen laut EU-Türkei-Pakt in die Türkei zurückgebracht werden. Etwa 3000 Menschen sind derzeit im «Hotspot» Moria untergebracht, den Papst Franziskus besuchen wird. 250 Flüchtlinge soll das katholische Kirchenoberhaupt, das für seine ungewöhnlichen Gesten bekannt ist, auch persönlich begrüssen.
Seit seinem Amtsantritt im März 2013 hat sich Papst Franziskus immer wieder für die Flüchtlinge eingesetzt und Europa zu mehr Engagement und Solidarität aufgerufen. Nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt besuchte der 79-Jährige die italienische Insel Lampedusa, zuletzt wusch er in Rom am Gründonnerstag mehreren Flüchtlingen die Füsse.
Etwas mehr als fünf Stunden soll die Kurzvisite des Pontifex auf Lesbos dauern. Gemeinsam mit Bartholomaios I. und Hieronymus II. will Franziskus auch ein ökumenisches Zeichen setzen und eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen.
Im Hafen sind eine Schweigeminute und ein Gebet für Hunderte Flüchtlinge geplant, die die Überfahrt von der Türkei nicht überlebt haben und in der Ägäis ertrunken sind.
Italiens Regierungschef Matteo Renzi lobte die 13. Auslandsreise des Papstes als «einfache aber starke Geste». Wie Griechenland fühlt sich auch Italien in der Flüchtlingskrise von den anderen EU-Staaten häufig allein gelassen.
Papst-Sprecher Federico Lombardi erklärte, die kurzfristig anberaumte Reise sei «aus der Sorge des Papstes über die Situation der Flüchtlinge» entstanden. (lhr/sda/dpa)