Haftbefehl gegen den Kapitän – Lehrer erhängt sich

Schiffsunglück in Südkorea

Haftbefehl gegen den Kapitän – Lehrer erhängt sich

18.04.2014, 13:1018.04.2014, 22:16
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Bild: EPA/EPA

Nach seiner Rettung aus der havarierten südkoreanischen Fähre «Sewol» soll sich ein Lehrer erhängt haben. Der 52-Jährige sei an einem Baum auf der Insel Chindo in der Nähe des Orts der Schiffskatastrophe entdeckt worden, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap am Freitag. 

Die Polizei gehe von Selbstmord aus. Offensichtlich habe er Schuldgefühle gehabt, weil er gerettet wurde, während viele unter seiner Obhut mitreisende Schüler noch vermisst werden, hiess es weiter. 

Der Mann war stellvertretender Direktor einer Oberschule nahe Seoul. 325 seiner Schüler waren an Bord der «Sewol» – sie waren unterwegs zu einem Ausflug auf die südliche Ferieninsel Cheju. Das Fährschiff war am Mittwoch vor der Südwestküste Südkoreas in Seenot geraten und gesunken. 

Markierungsbojen werden am Unglücksort verankert.
Markierungsbojen werden am Unglücksort verankert.Bild: AP/Yonhap

Haftbefehl gegen Kapitän – dritte Offizierin auf der Brücke

Lee Joon-Seok, der Kapitän der havarierten Fähre. 
Lee Joon-Seok, der Kapitän der havarierten Fähre. Keystone

Derweil gerät der Kapitän der Unglücksfähre zunehmend in die Kritik. Die Staatsanwaltschaft in Südkorea hat einen Haftbefehl gegen den Kapitän der «Sewol» beantragt. Auch gegen die Offizierin sowie gegen ein weiteres Besatzungsmitglied seien Haftbefehle beantragt worden, berichtete Yonhap. 

Kurz vor der Havarie gab er die Führung an eine unerfahrene Offizierin ab. Ausserdem soll er früh das sinkende Schiff verlassen haben. Die gesunkene südkoreanische Fähre «Sewol» ist zum Unglückszeitpunkt nicht vom Kapitän, sondern von einer wenig erfahrenen Offizierin gesteuert worden. Der 68 Jahre alte Lee Jun Seok habe die Schiffsführung an die 26-jährige Dritte Offizierin übergeben, bevor das Schiff mit 475 Menschen an Bord zu sinken begann, teilten die Ermittler am Freitag mit.

Lee wird beschuldigt, das sinkende Schiff im Stich gelassen und gegen das Seemannsgesetz verstossen zu haben. Das Verhalten des Kapitäns und der Crew wurde schon unmittelbar nach dem Untergang stark kritisiert. Überlebende berichteten, der Kapitän habe das Schiff als einer der ersten verlassen. Zudem war den Passagieren zunächst über Lautsprecher mitgeteilt worden, sich nicht zu rühren - da war das Schiff bereits in starke Seitenlage geraten.

Von den 475 Passagieren gelten noch etwa 270 als vermisst. Bis Freitagnachmittag (Ortszeit) wurden 28 Leichen rund um die Fähre aus dem Wasser gezogen. (egg/oku/sda/dpa)

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