Bald ist es soweit. Bald erlebt die Sportwelt den ersten Star, der im neuen Jahrtausend geboren wurde. Das ist vielleicht das erste, was einem auffällt, wenn man die Biografie der erst 15-jährigen Catherine Cartan Bellis studiert: Geboren am 8. April 1999. Das ist jung, blutjung.
Doch das hinderte das Mädchen, das sich «CiCi» nennt und in der Weltrangliste erst auf Rang 1208 auftaucht, nicht an ihrem bislang grössten Triumph. In der ersten Runde der US Open in New York besiegte sie Dominika Cibulkova. Die Slowakin ist beileibe keine Unbekannte auf der Tour: Sie stand anfangs Saison im Final der Australian Open und ist als Nummer 12 des Turniers angetreten.
Doch gegen Bellis war für die zehn Jahre ältere Favoritin kein Kraut gewachsen. Die Teenagerin aus San Francisco gewann sensationell mit 6:1, 4:6, 6:4.
Dabei war Bellis im dritten Satz mit 1:3 zurückgelegen. «Da sagte ich mir einfach: ‹Bleib ruhig und denke nicht daran, wer auf der anderen Seite des Netzes steht. Bleib locker, du hast nichts zu verlieren.›»
Bellis schaffte es augenscheinlich, cool zu bleiben. Zudem seien die begeisterten Fans, die auf Court 6 ihren Namen skandierten, äusserst motivierend gewesen. «Das gab mir unheimlich viel Kraft», strahlte sie. «Ich liebe es, vor Publikum zu spielen.» Bellis wird sich daran gewöhnen können.
Vor 18 Jahren hat an den US Open letztmals eine so junge Spielerin ein Match gewonnen. Damals siegte Anna Kurnikova, die später zu einer Ikone ihrer Sportart wurde. Und weil die beiden Williams-Schwestern als Aushängeschilder des amerikanischen Tennissports nicht jünger werden, katapultiert diese Sensation Bellis in ihrer Heimat flugs ins Rampenlicht.
the girl that's giving domi fits right now, folks pic.twitter.com/xQhOJFcoDW
— Jordan (@heelsrule1988) 26. August 2014
US-Nationaltrainer Leonardo Azevedo weiss, dass er erst einen Rohdiamanten vor sich hat, den es nun zu schleifen gilt. Aber die Voraussetzungen für eine grosse Karriere sind da. «Ihre Präsenz auf dem Court ist nicht normal für eine 15-Jährige», sagt Azevedo und nennt das aggressive Grundlinienspiel, die Vorhand und die Wettkampf-Einstellung als Stärken seines Schützlings.
«Es ist verrückt, dass ich wirklich hier auf diesem Platz stehe und mit Spielerinnen trainiere und spiele, die ich vom Fernseher her kannte», schwärmte Bellis nach dem Vorstoss in die zweite Runde, der ihr 60'420 Dollar einbringen wird. «Es ist wirklich verrückt, aber ich liebe es.»
Beim nächsten Auftritt in New York wird vielleicht auch Mutter Lori im Stadion sein, wenn CiCi gegen die Kasachin Sarina Dijas (WTA 48) antritt. Den überraschenden Sieg ihrer Tochter gegen Cibulkova sah sie nicht, weil sie wegen zu grosser Nervosität lieber im Hotelzimmer geblieben war.