Die Terrormiliz «Islamischer Staat» hat sich zum Anschlag auf eine Polizeieinrichtung in Libyen mit 70 bis 80 Toten bekannt. In der westlibyschen Stadt Sliten waren am Donnerstag auch mehr als 100 Menschen verletzt worden, als ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodiert war.
Die «Provinz Tripolis des Islamischen Staates» übernahm am Freitag die Verantwortung für die Bluttat, wie die Organisation zur Beobachtung terroristischer Aktivitäten Site berichtete. Die Handelsstadt Sliten liegt etwa 160 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis.
Die Terrormiliz hatte sich zuvor bereits zu einem zweiten Anschlag vom Donnerstag in Libyen bekannt. Ein ausländischer Kämpfer habe am Donnerstag den Anschlag auf einen Kontrollpunkt nahe der Hafenstadt Ras Lanuf mit einem Auto voll Sprengstoff verübt. Der Attentäter hatte dabei sechs Menschen in den Tod gerissen.
Der libysche Ableger der vor allem im Irak und Syrien aktiven Miliz macht sich seit Monaten das in dem nordafrikanischen Land herrschende Chaos zunutze, um sein Einflussgebiet auszuweiten.
Der «IS» hat in weiten Teilen Syriens und des Iraks ein Kalifat ausgerufen und versucht in anderen Staaten «Provinzen» zu errichten. In Libyen beherrscht er einen Küstenstreifen am Mittelmeer rund um die Stadt Sirte und versucht, Ölanlagen zu erobern.
Die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini wurde am Freitag in Tunis zu Gesprächen mit Vertretern der rivalisierenden libyschen Regierungen erwartet.
Insbesondere wollte sie mit Fajes al-Sarradsch zusammenkommen, der gemäss einer unter Vermittlung der UNO ausgehandelten Vereinbarung zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit Ministerpräsident werden soll. Das Abkommen stösst in Libyen aber auf Widerstand. (sda/dpa/afp)