International

US-Parlament stimmt für Geheimdienstreform

US-Parlament stimmt für Geheimdienstreform

14.05.2015, 06:3214.05.2015, 08:54
Mehr «International»

Nach langen Debatten hat das US-Repräsentantenhaus für eine grundlegende Geheimdienstreform gestimmt, die das massenhafte Datensammeln der NSA in den USA verhindern soll. Eine breite Mehrheit von Republikanern und Demokraten stimmte am Mittwoch in Washington für den sogenannten USA Freedom Act.

Die Gesetzesvorlage muss nun noch den Senat passieren. Für die Spähaktivitäten der NSA im Ausland würden sich durch die Reform keine Änderungen ergeben.

Die Gesetzesreform soll der NSA das massenhafte Sammeln von Telefondaten sowie von E-Mails und Daten zu Bewegungen im Internet ausdrücklich untersagen. 

Der Geheimdienst soll künftig nur gezielt Daten von Einzelpersonen oder Gruppen bei den Telekommunikationsanbietern abfragen, die dann für die Aufbewahrung zuständig wären. 

Die Abfrage soll der NSA nur mit Zustimmung des geheimen Gerichts für nationale Sicherheit (FISA) möglich sein. Das Gericht beaufsichtigt seit 2006 bereits die massenhafte Datensammlung durch die NSA.

Parteiübergreifende Zustimmung

Das Vorhaben erhielt parteiübergreifend breite Unterstützung: 388 Abgeordnete stimmten für den USA Freedom Act, 88 lehnten die Vorlage ab. Sowohl linksliberale Demokraten als auch erzkonservative Republikaner wenden sich gegen das systematische Ausspähen von US-Bürgern.

«Die Freiheit der Amerikaner und die Sicherheit Amerikas können koexistieren», sagte der Vorsitzende des Justizausschusses im Repräsentantenhaus, Bob Goodlatte. 

«Diese grundlegenden Konzepte schliessen einander nicht aus.» Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, John Boehner, sagte, das Reformvorhaben ermögliche sowohl Transparenz als auch ein flexibles Vorgehen gegen Terrorismus. 

«Terroristen in aller Welt wollen unser Land und unsere Lebensweise zerstören, und wir müssen unseren Geheimdiensten die Werkzeuge geben, die sie brauchen, um sie zu stoppen», sagte der Republikaner.

Weitgehende Befugnisse für den NSA nach dem 11. September 2001

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 waren dem US-Geheimdienst im Patriot Act weitgehende Befugnisse eingeräumt worden. 

Die Geltungsdauer der Regelungen war sowohl vom damaligen Präsidenten George W. Bush als auch von seinem Nachfolger Barack Obama wiederholt verlängert worden.

Paragraph 215 erlaubt dem Geheimdienst, massenhaft Metadaten der Telefongespräche in den USA – also Telefonnummern sowie Zeit und Dauer der Telefonate – zu sammeln und jahrelang zu speichern.

Öffentlich wurde kam dies erst im Juni 2013 durch die Enthüllungen des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden. Ein Bundesberufungsgericht erklärte das Vorgehen Anfang Mai für verfassungswidrig.

Kritiker: Gesetzesvorlage zu unpräzise

Nuala O'Connor vom Center for Democracy & Technology lobte das Votum des Repräsentantenhauses als «grossen Gewinn». Kritiker bemängeln allerdings, die Gesetzesvorlage lasse zu viel Interpretationsspielraum in zentralen Punkten.

Die Formulierung des Gesetzes sei so unpräzise, dass es «wenig Wirkung» haben werde, sagte der republikanische Abgeordnete Justin Amash. 

Die Mitbegründerin der Organisation Fight for the Future, Tiffiniy Cheng, erklärte: «Der Kongress versucht, den USA Freedom Act den Amerikanern als Reform zu verkaufen, aber tatsächlich dehnt das Gesetz die Macht der Regierung aus, um unsere Kommunikation unter dem Patriot Act zu überwachen.» 

Amnesty International äusserte ähnliche Bedenken und kritisierte, dass der US-Kongress das Ausspähen von Bürgern im Ausland völlig ausblende.

Entscheidung bis Ende Mai

Über die Reform muss nun der Senat bis Ende Mai entscheiden. Der erste Anlauf zu der von Präsident Obama unterstützten Reform war vergangenes Jahr im Kongress gescheitert.

Nun steht das US-Parlament unter Zeitdruck, weil am 1. Juni die bislang geltenden Bestimmungen des Patriot Act auslaufen. (sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Fedpol zitiert Aeschi zu Aussprache wegen Bundeshaus-Eklat – die Sonntagsnews
Kokain-Abgabe gegen Crack-Epidemie, Entschädigung für Pflege psychisch kranker Angehöriger und missverständliche Herkunftsangaben bei Fischknusperli im Restaurant: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.

Aus dem Abwassermonitoring des Bundes geht hervor, wo wie viel Crack konsumiert wird: An erster Stelle taucht dabei die Stadt Lausanne auf, vor Chur, Schwyz und Zürich. Besorgt von dieser Entwicklung, ruft die eidgenössische Suchtkommission nun in einem «dringenden Aufruf» zu einem umstrittenen Schritt auf, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt: Der Staat selber soll den Schwerstsüchtigen Kokain abgeben, und dies «je rascher, desto besser», wie Christian Schneider, Vizepräsident der Kommission, sagte. Bei den Städten stösst diese Forderung auf offene Ohren. Sie prüfen hinter den Kulissen bereits, wie man eine solche Abgabe aufgleisen und umsetzen könnte. Und sie denken auch bereits einen Schritt weiter: Sie haben ihren Fachleuten den Auftrag gegeben, sich Gedanken über Pilotversuche für eine breitere Regulierung von Kokain zu machen, sodass allenfalls auch sogenannte Freizeitkonsumenten ihren Stoff auf legalem Weg beschaffen könnten.

Zur Story