Eine Frage, die man als Mitglied der LGBTQIA+ Community leider immer wieder hört, ist:
Ja, die Pride braucht es noch – die Frage gehört aber abgeschafft. Und das sind die Gründe:
In der Schweiz wachsen unzählige junge Menschen in Familien auf, die nicht dieselbe Weltanschauung wie sie teilen. Sie sind die schwarzen Schafe. Wenn du denkst, dass die LGBTQIA+ Community akzeptiert ist, dann hast du noch nie hinter verschlossene Türen bei konservativen, traditionellen oder orthodoxen Familien geschaut. Das betrifft Menschen aus Zürich genauso wie Menschen aus dem hintersten Bergdorf.
Ich kenne einige Geschichten, von Schweizern und Ausländern, deren Familie sie nicht akzeptiert hat. Das sind keine 50-jährigen Männer, die noch in einer anderen Zeit aufgewachsen sind. Sondern das sind Menschen Anfang 20, die von Zuhause verstossen wurden, ihren Freundeskreis verloren haben, nur weil sie sich geoutet haben. Ich kenne Menschen, die ihre Sexualität lieber verheimlichen, als sie auszuleben, weil sie Angst vor der Repression haben.
Es gibt noch viel zu tun: So zeigte vor drei Jahren eine Studie der ZHAW, dass jeder zehnte Schweizer gleichgeschlechtliche Liebe für unmoralisch hält. Vor allem junge Männer hätten ein Problem mit Schwulen und Lesben.
Dazu habe ich unzählige persönliche Erlebnisse und solche aus meinem Umfeld. Zum Beispiel von der letzten Pride 2022: Als ich nach der Pride mit Freunden vom Zürcher Kasernenareal in Richtung Niederdörfli lief, kreuzten wir eine Gruppe junger Männer. «Verpisst euch, ihr scheiss Schwuchteln», riefen sie uns hinterher.
Für diese Menschen ist das Familienbild, das sie haben, das einzig Wahre. Alles, was aus der Reihe fällt, ist für sie schlecht. Genau deshalb braucht es die Pride. Weil Menschen, die nicht diesem Bild entsprechen und in so einem Umfeld aufwachsen, die Möglichkeit haben müssen, zu realisieren, dass sie nicht schlecht sind, wie sie sind. Sie sind sogar perfekt. Ja, auch du bist perfekt so, wie du bist – egal, welche Sexualität du hast.
Die Pride ermöglicht Menschen die Einsicht, wie frei, bunt, farbig, fröhlich die Welt sein kann – unabhängig von der Sexualität.
Darum bist auch du an der Pride willkommen, um zu sehen, wie man sich fühlt, wenn man sich selbst sein darf. Vollkommen. Ohne Einschränkungen.
Dieser Kommentar ist vor einem Jahr bereits publiziert worden. Wir stellen ihn aus aktuellem Anlass wieder online.
Toleranz ist aber keine Einbahnstrasse. Sobald mir künstliche Pronomen aufgezwungen werden, hört mein Verständnis auf.
Ich glaube daher, dass die Interessens-Bündelung kontraproduktiv und nicht massentauglich ist.