Bruder des albanischen Premiers: «Ich habe mit der Drohne nichts zu tun»
Während der ersten Halbzeit im Spiel zwischen Albanien und Serbien ist eine Drohne über das Stadion geflogen, die eine Albanien-Fahne über dem Stadion in Belgrad kreisen liess. Daraufhin kam es zu Tumulten, die zum Spielabbruch führten. Mittendrin die Super-League-Spieler Taulant Xhaka, Amir Abrashi, Burim Kukeli und Ermi Lenjani
Der Bruder des albanischen Regierungschefs Edi Rama ist vorübergehen im Stadion festgenommen worden. Das berichtete der serbische TV-Sender RTS unter Berufung auf die Polizei. Olsi Rama soll die Drohne vom VIP-Bereich aus per Fernbedienung gesteuert haben.
Später konnte Rama, der Medienberichten zufolge auch einen US-Pass besitzt, schliesslich zusammen mit der albanischen Mannschaft nach Tirana zurückreisen. Weshalb Rama nicht in Gewahrsam genommen werden konnte, wurde in Belgrader Justizkreisen mit dem seit gut einem Monat anhaltenden Anwältestreik begründet.
Der Beschuldigte bestreitet sämtliche Vorwürfe: «Ich habe mit der Drohne nichts zu tun. Ich weiss nicht, wo diese Geschichte herkommt. Ich bin auch weder festgenommen noch verhört worden», sagte Olsi Rama.
Und so begann das Drama: Der serbische Spieler Stefan Mitrovic hat die Fahne mit dem Adler heruntergerissen, worauf unter anderem die beiden in der Schweizer tätigen Albaner Xhaka und Abrashi handgreiflich wurden.
Albania fans flew drone over stadium with Albanian flag. Mitrovic (Serb player) grabbed it and pulled it down! pic.twitter.com/POqsiiYrBQ
— When Sunday Comes (@WSCsm) 14. Oktober 2014
A serbian fan confronts Albanian player Burim Kukeli who tries to defend himself. Steward doesn't give a damn! pic.twitter.com/oQXXVtPjjn
— Arta (@arta8sg) 14. Oktober 2014
Das Publikum geriet nach diesem Vorfall ebenfalls in Rage und ging auf die albanischen Spieler los, die in die Kabinen flüchten mussten. Die Partie musste zuerst unterbrochen, dann ganz abgebrochen werden.
Die Ausschreitungen in Belgrad
Nach einer Stunde Unterbrechung kehrten die serbischen Fussballer noch einmal kurz auf den Rasen zurück, um sich von ihren Fans zu verabschieden. Nach serbischen Berichten sollen sich die albanischen Spieler geweigert haben, das Match fortzusetzen. Sie hätten als Bedingung verlangt, dass alle Zuschauer das Stadion verlassen.
Taulant Xhaka, injured his nose and right eye. Attacked by Serbian players and fans. #SerbiavsAlbania pic.twitter.com/ER6V6EHMLi
— Petrit (@PetritMusliu) 15. Oktober 2014
Die Sicherheit stand bereits vor der Partie Serbien gegen Albanien zur Diskussion, herrschen seit den Kriegen in den 90er Jahren doch immer noch grosse Spannungen zwischen den beiden Ländern.
Auf Empfehlung der UEFA waren keine albanischen Anhänger zu dem Länderspiel gereist. Im Gegenzug würden auch keine serbischen Fans zum Rückspiel im nächsten Jahr nach Tirana reisen. Darauf hatten sich die nationalen Verbände geeinigt.
«Die genauen Umstände» würden nun der Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer der UEFA gemeldet, teilte die Europäische Fussball-Union noch am Dienstagabend auf ihrer Internetseite mit.
Immer wieder Probleme
Es waren nicht die ersten gewalttätigen Ausschreitungen mit Beteiligung Serbiens. Kurz vor Ende und nach dem Schlusspfiff der U21-Partie gegen England am 16. Oktober 2012 in Belgrad war es zu Randalen auf den Rängen sowie handgreiflichen Auseinandersetzungen auf dem Rasen gekommen. Die englischen Spieler beklagten dabei, auch rassistisch beleidigt worden zu sein.
Schon im Februar 2011 hatte UEFA-Präsident Michel Platini Serbien bei weiteren Krawallen mit dem Ausschluss von kontinentalen Wettbewerben gedroht. Im Oktober 2010 war das EM-Qualifikationsspiel gegen Italien in Genua wegen der Randale serbischer Anhänger abgebrochen worden. (rey/cma/kub/si/dpa)