Wahltag in Amerika: Trump droht eine vierfache Pleite
Am ersten Dienstag im November wird in den USA gewählt. Vor einem Jahr ereignete sich nicht nur ein Erdbeben, sondern eine tektonische Verschiebung: Donald Trump wurde erneut Präsident. Seither hat er die schlimmsten Erwartungen übertroffen. Korruption und Machtmissbrauch unter Trump 2.0 könnten Amerika nachhaltig beschädigen.
Das schlägt sich in den Umfragen nieder. In einer aktuellen Erhebung von «Washington Post» und ABC News missbilligen 59 Prozent Donald Trumps Amtsführung, 41 Prozent unterstützen ihn. Es sind seine schlechtesten Werte seit dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021. Sie zeigen aber auch: Ein grosser Teil der republikanischen Basis unterstützt ihn weiterhin.
In allen Sachfragen wird der Präsident negativ beurteilt, sogar beim Gazakrieg. Am stärksten werden die Zölle auf Importe abgelehnt. Die demokratische Opposition aber kann kaum profitieren. Fast 70 Prozent sagen, sie verstehe die Sorgen der «normalen» Amerikaner nicht. Den Demokraten schaffen es nach wie vor nicht, ihr elitäres Image loszuwerden.
Für kommunale und regionale Wahlen muss dies wenig bedeuten, hier gelten eigene Gesetze. Trotzdem gilt der Dienstag als erster grosser Wahltag seit Trumps Triumph als Härtetest für den Präsidenten. 2025 ist ein Zwischenjahr ohne Kongresswahlen, doch drei Wahlgänge und eine Volksabstimmung haben landesweite Signalwirkung.
New York City
Keine Wahl erhält auch international so viel Beachtung wie jene für das New Yorker Stadtpräsidium. Und das liegt an jenem Mann, der beste Chancen auf den Sieg hat: Zohran Mamdani. Der 34-jährige «demokratische Sozialist» hat es mit Volksnähe und einer starken Social-Media-Präsenz geschafft, die Vorwahl der Demokraten überraschend zu gewinnen.
Mamdani will gegen die für viele untragbaren Lebenshaltungskosten in der Finanzmetropole vorgehen. Seine Rezepte (darunter Gratis-Busse und Mietendeckel) sind umstritten, Kritiker bezeichnen sie als kontraproduktiv und nicht finanzierbar. Dennoch liegt er in den Umfragen vor dem früheren New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo, der als Unabhängiger antritt.
Dabei profitiert Mamdani auch davon, dass sich der Republikaner Curtis Sliwa trotz Druck aus seiner Partei weigerte, aus dem Rennen auszusteigen und Cuomo zu unterstützen. Für den Sieg von Zohran Mamdani spricht auch die gemäss «New York Times» hohe Beteiligung am «Early Voting» nicht zuletzt von jungen Wählerinnen und Wählern.
New Jersey
New York City ist nicht Amerika. Ein stärkeres Stimmungsbarometer ist deshalb die Gouverneurswahl im benachbarten Bundesstaat New Jersey. Die demokratische Kandidatin Mikie Sherrill, eine ehemalige Navy-Helipilotin, liegt in den Umfragen vor dem Republikaner Jack Ciattarelli, der schon vor vier Jahren erfolglos für das Gouverneursamt kandidiert hatte.
Doch nicht die Wahl allein sorgt für Interesse. Vor einem Jahr gewann Kamala Harris in New Jersey, doch Donald Trump lag nur sechs Prozentpunkte zurück, vor allem dank eines massiven Rechtsrucks unter den Latinos. Viele arbeiten in New York, leben aber in den Vororten westlich des Hudson River, weil sie sich die teure Metropole nicht leisten können.
Nun sind sie von Trump enttäuscht, weniger wegen der Hetzjagd auf Migranten als wegen der anhaltend hohen Inflation. Viele Latinos könnten zu den Demokraten zurückkehren oder aus Frust zu Hause bleiben. Ihr Wahlverhalten wird von Beobachtern als Indikator für die Kongresswahlen in einem Jahr gewertet. Auch dort werden die Latinos eine zentrale Rolle spielen.
Virginia
In der einstigen Hochburg der Südstaaten leben viele Angestellte der Bundesregierung in Washington. Ihretwegen ist Virginia in diesem Jahrhundert nach links gerückt. Kamala Harris siegte vor einem Jahr. 2021 allerdings wurde der Republikaner Glenn Youngkin eher überraschend zum Gouverneur gewählt. Es war ein Warnsignal für Joe Bidens Regierung.
Jetzt muss Youngkin wegen der harten Amtszeitbeschränkung bereits abtreten. Seinen Sitz will die bisherige schwarze Vizegouverneurin Winsome Earle-Sears verteidigen, doch sie liegt in den Umfragen deutlich hinter der Demokratin Abigail Spanberger. Diese profitiert von der Wut vieler Beamter auf Elon Musks DOGE-Kahlschlag und den Regierungs-Shutdown.
Kalifornien
Die meistbeachtete Volksabstimmung findet am Dienstag in Kalifornien statt, dem bevölkerungsmässig grössten US-Gliedstaat. Der demokratische Gouverneur Gavin Newsom will die Wahlkreise für das Repräsentantenhaus so einteilen, dass seine Partei fünf zusätzliche Sitze erobern dürfte. Dies würde das Redistricting in Texas «kompensieren».
Eigentlich lehnen die Demokraten das sogenannte Gerrymandering ab, doch angesichts republikanischer Bestrebungen in mehreren Staaten – nicht nur Texas – hält Newsom sein Vorgehen für alternativlos. Gemäss den letzten Umfragen dürfte er Erfolg haben, was ihm auch bei seinen Präsidentschafts-Ambitionen für 2028 helfen wird.
Nach den jüngsten Erfahrungen sollte man US-Umfragen mit Vorsicht behandeln. Dennoch deutet alles auf einen guten Tag für die Demokraten hin, auch weil Donald Trump «ihr bester Wahlhelfer ist», wie «Politico»-Politikchef Jonathan Martin schreibt. So stoppte er den Bau eines Pendlertunnels nach New York, und dies könnte die umkämpfte Wahl in New Jersey entscheiden.
Auffällig ist für Jonathan Martin auch, wie wenig sich Trump persönlich engagierte. Nicht nur verzichtete er auf Wahlkampfauftritte – was vielleicht besser war –, er warb auch kaum um Spenden. Für die richtungsweisenden Midterms 2026 ist dies kein Grund zur Beruhigung. Immer mehr Stimmen warnen, Trump könnte dann Soldaten in die Wahllokale schicken.
