Die USA weiten ihre Luftangriffe vom Irak auf Syrien aus. Er werde nicht zögern, in beiden Ländern gegen die Dschihadisten vorzugehen, sagte Präsident Barack Obama am Mittwochabend (Ortszeit) in seiner Rede an die Nation. Wer die USA bedrohe, dürfe keinen sicheren Zufluchtsort haben.
«Dieser Anti-Terror-Feldzug wird mit einem dauerhaften, unnachgiebigen Einsatz geführt werden, um IS zu zerstören – wo auch immer sie sich aufhalten – unter Verwendung unserer Luftwaffe und mit unserer Unterstützung der Bodentruppen befreundeter Staaten», kündigte Obama an.
Ausserdem sollen die moderaten syrischen Rebellen vom US-Militär ausgebildet und ausgerüstet werden. Obama rief den Kongress dazu auf, diese Massnahme zu genehmigen.
Die Ankündigung von Luftangriffen auf die Islamisten auch auf syrischem Boden bedeutet eine Kehrtwende in der US-Politik. Zugleich macht Obamas Rede deutlich, wie stark die Regierung in Washington die Extremistengruppe mittlerweile auch als Bedrohung für die eigene Sicherheit ansieht.
Gleichzeitig kündigte Obama die Entsendung von 475 weiteren Soldaten in den Irak an. Sie sollen dort irakische und kurdische Kräfte ausbilden, ausrüsten und beraten. Damit steigt die Zahl der in den Irak beorderten Soldaten auf etwa 1500.
Einen Einsatz von Soldaten mit einem Kampfauftrag schloss Obama aus. «Wir werden uns nicht in einen weiteren Bodenkrieg im Irak ziehen lassen», erklärte Obama vor dem Blue Room des Weissen Hauses.
Um die Rebellen stärker zu unterstützen, müsste ein entsprechendes Gesetz erweitert werden, das die Befugnisse der US-Streitkräfte regelt. Hintergrund ist laut Experten, dass streng gesehen Ausbilder als uniformierte US-Militärangehörige in die Kategorie von Bodentruppen fallen, auch wenn sie keine Kampfeinsätze leisten.
Unklar ist, ob die US-Soldaten das Training direkt in Syrien oder in anderen Ländern durchführen sollen. Der «New York Times» zufolge hat Saudi-Arabien bereits angedeutet, Standorte für die Ausbildung zur Verfügung zu stellen.
Nach Medienberichten bilden die USA bereits seit längerem in Jordanien Mitglieder der Freien Syrischen Armee aus. Allerdings handle es sich dabei um eine verdeckte Aktion des Geheimdienstes CIA und nicht um einen offiziellen Militäreinsatz.
Wann die ersten Angriffe im an den Irak grenzenden Bürgerkriegsland geflogen würden, sagte Obama nicht. «Wir werden unsere Faustschläge nicht telegrafieren», sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter kurz vor der Rede am Fernsehen. Man werde «zu einer Zeit und an einem Ort unserer Wahl» zuschlagen.
Das US-Militär hatte vor rund vier Wochen begonnen, Stellungen des IS im Irak zu bombardieren und seitdem mehr als 150 Angriffe geflogen. Dabei wurden nach Angaben des Pentagon mindestens 212 Ziele der Dschihadisten beschädigt oder zerstört.
Seit dem Beginn ihrer Luftangriffe im Irak am 8. August haben die USA dort mindestens 154 Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bombardiert. 91 der Angriffe fanden am strategisch wichtigen Mossul-Damm statt, 29 nahe der im Norden des Landes gelegenen Stadt Erbil.
Nach Angaben des Pentagon wurden dabei insgesamt 212 Ziele der Dschihadisten beschädigt oder zerstört. Darunter sind vor allem bewaffnete Fahrzeuge, aber auch zwei Panzer sowie 37 Humvee-Geländewagen. Die USA beschädigten oder zerstörten auch Artillerie-Geschütze zur Flugabwehr, Sprengsätze, Mörsergranaten und 29 IS-Einrichtungen, darunter Kampfstellungen und Kontrollpunkte.
Im Rahmen des humanitären Einsatzes zum Schutz der von IS verfolgten Jesiden warfen die USA im Sindschar-Gebirge Behälter mit mehr als 132'000 Liter Wasser sowie 115'000 Pakete Fertigessen ab.
Beim Hilfseinsatz für die Turkmenen in der rund 150 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Kleinstadt Amerli warfen die USA ausserdem knapp 40'000 Liter Wasser und 7000 Essenspakete ab. Unterstützung bekamen sie bei diesen beiden Einsätzen von Grossbritannien, Frankreich, Kanada und Australien. (sza/erf/sda/dpa/Reuters)