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Dem neuen kanadischen Premier fliegen die Herzen tausendfach zu. Warum, das zeigen diese Filmchen, die gerade viral gehen

Eine von vielen symbolträchtigen Kabinettsbesetzungen: Navdeep Bains, Minister für Innovation, Wissenschaft und wirtschaftliche Entwicklung, bei der Vereidigung mit Premierminister Trudeau.
Eine von vielen symbolträchtigen Kabinettsbesetzungen: Navdeep Bains, Minister für Innovation, Wissenschaft und wirtschaftliche Entwicklung, bei der Vereidigung mit Premierminister Trudeau.
Bild: CHRIS WATTIE/REUTERS

Dem neuen kanadischen Premier fliegen die Herzen tausendfach zu. Warum, das zeigen diese Filmchen, die gerade viral gehen

06.11.2015, 21:3507.11.2015, 11:43
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Justin Trudeau ist der Mann der Stunde auf dem kanadischen Politparkett. Nicht nur, dass er Mitte Oktober seine Liberale Partei zu einem Glanzresultat bei den Unterhauswahlen führte, seit Mittwoch ist der 44-Jährige auch neuer Premierminister und damit Nachfolger des konservativen Stephen Harper.

Und, so viel ist nach der Vereidigung der neuen Regierung klar, von Symbolpolitik versteht der Mann einiges. 15 Männer hat er in sein Kabinett einbestellt – und gleich viele Frauen. Doch nicht nur in der Geschlechterfrage hat Trudeau offenbar Fingerspitzengefühl gezeigt: In seiner Regierung sind auch die Ureinwohner Kanadas und die Minderheiten vertreten. Eine Ministerin kam vor Jahren gar als Flüchtling ins Land – sie verkörpert die Idealvorstellung höchster sozialer Mobilität. Die Kabinettszusammensetzung ist die vielfältigste überhaupt in der Geschichte Kanadas.

So vermitteln es jedenfalls zwei Videos, die binnen Stunden millionenfach angeklickt wurden. In einem der beiden wird Trudeau regelrecht zum Heilsbringer hochstilisiert. «Um zu zeigen, dass er das Spiel verändert», so heisst es, «hat Trudeau die Öffentlichkeit dazu eingeladen, der Vereidigung der Minister beizuwohnen und postete gar seine Gelöbnisfeier auf Periscope».

«Ein Kabinett, das aussieht wie Kanada»

Dass Politik nach aussen eben vor allen Dingen auch eine Frage der Selbstvermarktung ist, zeigt das zweite Video. Mit seiner Antwort auf die Frage einer Reporterin schafft Trudeau einen schon fast ikonographischen Moment.

Sie fragt ihn: «Ihre Regierung ist ein Abbild Kanadas. Es ist offensichtlich, dass Ihre Priorität ist, ein Kabinett aufzustellen, das nach Geschlechtern ausgeglichen ist. Warum ist das so wichtig für Sie?»

Er sagt: «Weil wir 2015 haben.» 

Spontaner Applaus.

«Das Stimmvolk hat aussergewöhnliche Parlamentsmitglieder gewählt, und ich freue mich, einige von ihnen als Teil dieses Kabinetts hervorzuheben.» 

«Weil wir 2015 haben»

Auf Twitter überbietet sich die sichtlich begeisterte Fangemeinde denn auch prompt mit Lobeshymnen.

«Wir haben unseren neuen Premierminister seit weniger als 12 Stunden, und ich finde bereits, wir müssten ihm einen Superhelden-Umhang besorgen.»
«Meeka» via Twitter
«Trudeau hat in einem Tag für mehr soziale Gerechtigkeit gesorgt als Harper in neun Jahren.»
«EM» via Twitter

Man darf feststellen: Der Mann weiss sich zu verkaufen und hat einen PR-Berater, der sein Geld wert ist. Und offenbar reicht heutzutage ein bisschen Periscope-Streaming und eine öffentliche Vereidigung aus, «um das Spiel zu verändern». (tat)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Miicha
06.11.2015 22:39registriert März 2014
Hört das mal Schweizer Politiker, wir haben 2015! So viel zum abgelehnten Vaterschaftsurlaub.
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Stefan Rüegger
07.11.2015 03:00registriert Januar 2014
Mal daran gedacht, dass das vielleicht nicht nur ein PR-Stunt, sondern seine politische Überzeugung ist?
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christianlaurin
07.11.2015 09:18registriert Juli 2014
I grew up in Canada, before returning to Europe, and the Canada I immigrated to was exactly as Justin Trudeau is making it. People ask why can't Switzerland be like that. Very simple answer. It means jumping over one's shadow. It means no demonization of the eu. It means accepting refugees for the plight they live. It means hope. I am not critiquing us Swiss. I am saying we need politicians of hope. Harper, who lost, was like all other world leaders namely a leader of fear, isolation, and destitute.
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