41. Paléo-Festival Nyon: Der Dorfplatz der Westschweiz ist wieder für sechs Tage eröffnet

41. Paléo-Festival Nyon: Der Dorfplatz der Westschweiz ist wieder für sechs Tage eröffnet

20.07.2016, 16:04

Mit dem Konzert der britischen Rockband Muse hat das Paléo-Festival in Nyon VD am Dienstagabend richtig Fahrt aufgenommen. Neben der Musik figuriert das Festival als eine Art Dorfplatz für die Westschweiz.

Die ersten Besucher warten schon, als um 16.30 Uhr am Dienstag das Festival-Gelände endlich aufgeht. Bis am Abend strömen in der sommerlichen Hitze in der Asse-Ebene oberhalb von Nyon über 35'000 Zuschauerinnen und Zuschauer auf das Gelände.

Nicht wenige erfrischen sich im grossen Springbrunnen am Eingang des Festivalgeländes mit etwas kühlem Wasser. Auf sie warten sechs Tage Musik auf fünf Bühnen sowie Zirkus- und Strassenkünste in der Arena «La Ruche».

Das allein macht aber noch nicht den Zauber dieses Festivals aus - es sind die 130 Essensstände, sechs Restaurants und gegen 60 Bars. Im «Village du Monde», das sich diesmal kulinarisch und musikalisch mit keltischen Regionen wie Schottland, Irland und der Bretagne befasst, ist Hochbetrieb.

Bevor auf der Hauptbühne um 20 Uhr die US-amerikanische Folk-Rock-Band «The Lumineers» beginnt, wollen sich viele verpflegen und noch etwas im Schatten ausruhen.

Kein anderes Open Air der Schweiz lässt diesen Nebenprogrammen so viel Platz wie das Paléo. Auch wenn Deutschschweizer den Westschweizern stets die gleichen Klischees wie Gesellig- und Fröhlichkeit zuschreiben - am Paléo stimmt dieses Bild.

Seit 1996 keinen Festivaltag verpasst

Und diese Atmosphäre sorgt für besondere Geschichten, wie jene der beiden langjährigen Festival-Besucher David und Sophie Franklin. Sophie besuchte das Paléo erstmals 1997, David 1996 und verpasste seither keinen einzigen Festivaltag, wie die beiden in einer Festival-Bar hinter der Hauptbühne erzählen.

Der heute 33-jährige aus der Region Nyon arbeitete bald bei Essensständen, bevor er 2008 ein Stage bei der Festival-Organisation begann. Lachend erinnern sich die beiden an ihre erste Begegnung. Freunde wollte die beiden Singles 2008 verkuppeln, aber Sophie war dagegen.

«Als ich David später von weitem her sah, bereute ich es», sagt die 31-jährige in weisser Bluse und Jeans. Der Zufall wollte es, dass Sophie für das Architekturmagazin «bâtir» über ein Festivalgebäude schrieb und dabei von David durch die Räumlichkeiten geführt wurde.

Seit acht Jahren zusammen, arbeitet David nach wie vor beim Paléo, vor drei Jahren kam ihr Sohn zur Welt und vor zwei Monaten heirateten die beiden. «Das Paléo schafft die Voraussetzungen für solche Begegnungen», sagt David lächelnd.

Planet Paléo

«Es ist als sei man auf einem anderen Planeten, auf dem Planeten Paléo», fügt Sophie an. «Sobald man das Festival-Gelände betritt, schaltet man ab, ist offen für Begegnungen, lässt die Welt hinter sich.»

Dieses Jahr arbeitet Sophie erstmals als eine der knapp 5000 Freiwilligen, macht die Presseschau des Festivals. «Ich habe nicht den Eindruck zu arbeiten», sagt sie lachend. Sie will vielmehr das Festival einmal aus einer anderen Perspektive erleben.

Der Beleg für die Festival-Treue: Ihr dreijährigen Sohn kommt auch ans Paléo, genau wie die über 70-jährigen Eltern von David. Inzwischen haben «The Lumineers» fertig gespielt, die ersten Fans besetzen die Plätze vor der Hauptbühne für «Muse».

Das Paléo kann auf ein treues Publikum zählen. Bei einer Befragung vor drei Jahren gab knapp die Hälfte der Besucher an, das Paléo schon mehr als fünf Mal besucht zu haben. 90 Prozent aller Besucher kommen aus der Westschweiz, nur gerade 3 Prozent aus der Deutschschweiz und dem Tessin und 9 Prozent aus dem Ausland.

Musik und Hände schütteln

«Die soziale Dimension dieses Festivals ist enorm wichtig», sagt Festival-Direktor und Mitgründer Daniel Rosselat, der zugleich Stadtpräsident von Nyon ist und stets ein kariertes Hemd trägt. Er sieht das Paléo als «vergängliche Stadt mit 50'000 Einwohnern».

Auch für Westschweizer Akteure aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur ist das Paléo längst zum Ort geworden, wo alljährlich Hände geschüttelt werden. Sowohl die VIP's wie auch das Fussvolk wurden von «Muse» nicht enttäuscht.

Präziser und wuchtiger Progressiv-Rock vermochte zu begeistern, bevor es auf eine erneute Stärkung an die Essensstände und Bars geht. Bis am Sonntag folgen Stars wie Iron Maiden, Massive Attack oder den Chemical Brothers. (sda)

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