Und weg ist er – 5 handfeste Erkenntnisse zu Trumps turbulenter Europa-Reise
Es sei ein «Home-Run» gewesen, meinte Trump gestern nach seinem ersten Ausland-Trip als US-Präsident. Neun Tage reiste er durch Saudi-Arabien, Israel und Europa. Zuletzt stand das G7-Gipfeltreffen in Sizilien auf dem Programm.
Ein Fiasko konnte in Italien knapp vermieden werden, in letzter Sekunde gaben die USA ihren Blockade-Kurs in Sachen Freihandel auf. Letzten Endes resultierte aus dem Treffen ein dürres Abschlusspapier aus nur sechs Seiten. Einig war man sich eigentlich nur in Sachen Terror-Bekämpfung.
Aus Trumps turbulenten Tagen in Europa konnten wir folgende fünf Erkenntnisse gewinnen:
Das Klimaabkommen steht auf der Kippe
Im Wahlkampf bezeichnete Trump den Klimawandel als «hoax», eine Lüge. Er kündete damals an, sich sofort aus dem Pariser Klimaabkommen zurückzuziehen, wenn er denn gewählt würde. Mittlerweile mässigte Trump seinen Ton etwas, vielleicht sei ja doch etwas dran am Klimawandel.
Ob der US-Präsident dem Klimaabkommen treu bleiben will, ist aber auch nach dem G7-Treffen unklar. Zwar appellierten die anderen sechs Staatschefs an die USA, im Abkommen zu verbleiben, doch Trump wollte sich noch nicht festlegen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte den Stand der Klimadebatte mit den USA «sehr unzufriedenstellend».
Ein definitiver Entescheid ist nächste Woche zu erwarten, wie der US-Präsident auf Twitter mitteilte.
I will make my final decision on the Paris Accord next week!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 27. Mai 2017
Der Druck zuhause wächst
Egal, wie weit sich Trump vom Weissen Haus entfernt, das Thema Russland bleibt weiterhin in seinem Nacken.
In Abwesenheit des Präsidenten zogen die Ermittlungen über die Russland-Verbindungen weitere Kreise bis tief in Trumps Familie. Nach neuesten Enthüllungen soll Schwiegersohn Jared Kushner sich um einen geheimen Gesprächskanal mit Russland bemüht haben.
Nun steht Ivanka Trumps Ehemann im Visier der Ermittler. Er soll am Dienstag vor Kongressausschüssen aussagen.
Die Flüchtlinge sind Trump ziemlich egal
Entwicklungsgruppen übten scharfe Kritik am G7-Gipfel und an Donald Trump. «Am schlimmsten ist die Blockade des US-Präsidenten bei Flucht, Zuwanderung und Ernährungssicherheit», sagte Experte Jörn Kalinski von Oxfam. Bitter nötige Initiativen der Italiener seien «in rücksichtsloser Manier einfach vom Tisch gewischt» worden.
So musste ein gesonderter Plan Italiens für eine «geordnete Zuwanderung» wegen des Widerstands der USA gekippt werden. Italien hatte die Flüchtlingskrise hervorheben wollen, indem als Tagungsort Sizilien ausgesucht wurde, wo die meisten Flüchtlinge anlanden, die über das Mittelmeer kommen. Auch waren Vertreter aus Äthiopien, Kenia, Niger, Nigeria, Tunesien und Guinea eingeladen.
Trotz der Appelle von Hilfsorganisationen machten die G7 keine neuen Finanzzusagen zur Bekämpfung von Hungersnöten in Afrika. Sie versprachen nur, den UNO-Hilfsappell über 6,9 Milliarden Dollar «energisch unterstützen» zu wollen. Dafür sind aber erst 30 Prozent zugesagt. Es drohen Hungersnöte für 20 Millionen Menschen im Südsudan, Somalia, Jemen und in Nigeria. «Da haben die G7 ihre Führungsrolle nicht wahrgenommen», sagte Jörn Kalinski von Oxfam.
So wird am G7-Gipfel demonstriert
Trumps Hände bleiben im Fokus
Wahrscheinlich wurde noch keinem US-Präsidenten so genau auf die Hände geschaut wie Donald Trump. Und zwar wortwörtlich. Der Grund: Der US-Präsident hat beim Handshake die seltsame Angewohnheit, sein Gegenüber jeweils an sich heranzuziehen.
Dieses Mal werden jedoch jene Momente in Erinnerung bleiben, in denen es nicht zum Händeschütteln kam. So etwa, als Emmanuel Macron lieber die Umarmung mit Merkel suchte, Trump sich in die vorderste Reihe drängelte, oder als ihm Ehefrau Melania nicht die Hand halten wollte.
Für mich die Szene von Trumps Reise. pic.twitter.com/G2AcbXD3xg
— Veit Medick (@vmedick) 28. Mai 2017
Did Melania just refuse to hold Trump's hand? 🤔 pic.twitter.com/eYFJMc2A6r
— Tomer Meiri (@tomermeiri) 22. Mai 2017
President Trump appears to move aside the prime minister of Montenegro while at a NATO summit in Belgium https://t.co/TXLE34HocN pic.twitter.com/IkRO6b72s0
— CNN (@CNN) 25. Mai 2017
Bei den Scheichs gefällt es Trump besser
Nach Trumps erster Auslandreise ist klar: Bei den Scheichs und Despoten dieser Welt gefällt es dem US-Präsidenten besser als bei seinen europäischen Partnern.
Beim Empfang in Saudi-Arabien sah man Trump in bester Laune. Der 70-Jährige liess sich sogar zu einem Tänzchen mit den Öl-Scheichs hinreissen. Ausserdem wurde ein milliardenschwerer Waffen-Export-Vertrag abgeschlossen.
Donald Trump joins in on traditional sword dance in Saudi Arabia as part of his first foreign trip as US president https://t.co/NBIvrIWEeM pic.twitter.com/sCUVfmZF7y
— BBC News (World) (@BBCWorld) 21. Mai 2017
Deutlich schlechter war die Stimmung in Europa. Trump kritisierte seine Nato-Partner scharf und sagte im Bezug zu Deutschlands Handelspolitik: «The Germans are bad, very bad». Die Differenzen mit den USA «sind in unseren Diskussionen sehr klar geworden», stellte Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni ernüchtert fest. (cma/sda/dpa)