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"Wir sind keine Rassisten": Die "Ratgeber"-Macher reagieren

«Wir sind keine Rassisten»: Die Macher des «Ratgebers» entschuldigen sich, sagen aber nicht, wer der Autor der Hass-Zeilen gegen Enver ist

Es bleibt das Geheimnis der Zehnder Gruppe, wer den fremdenfeindlichen «Ratgeber»-Artikel über den «Sozialschmarotzer Enver» geschrieben hat. Allerdings wendet sich der Verleger nun direkt an seine Leserschaft und sagt: «Das war unprofessionell.» 
02.09.2015, 14:0402.09.2015, 18:43
Felix Burch
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Der Artikel mit dem Titel «Gauner bleibt Gauner – das ist so!» hat für grosses Aufsehen gesorgt. Darin antwortet der «Ratgeber» auf einen angeblichen Brief einer albanischen Mutter mit dem Namen Sofie auf höchst ausländerfeindliche Art und Weise (watson berichtete). Der Artikel erschien in den Gratiswochenzeitungen der Zehnder Gruppe, zu deren Leserschaft über 750'000 Personen zählen. 

Ob der Brief der Mutter echt oder erfunden ist, bleibt unklar. Der Verlag hat bis zum jetzigen Zeitpunkt kein Original vorgewiesen, beteuert jedoch, man habe es nicht nötig, Fakes zu produzieren; man bekomme jede Woche genügend Zuschriften. Auch welcher Autor sich hinter dem aktuellen «Ratgeber» versteckt, in dem Sofies Sohn Enver als Sozialschmarotzer hingestellt wird, will der Verlag nicht preisgeben. 

Andres Zehnder, der Leiter der Gruppe, reagiert jetzt aber. In den neuen Ausgaben seiner Gratiswochenzeitungen nimmt er Stellung zum Fall: 

«Der Ratgeber hat dabei zu kräftig in die Tasten gehauen, weil er sich über den extremen Fall dieses jungen Mannes zu sehr genervt hatte».
Andreas Zehnder, Verleger.

Der «Ratgeber» habe «zu kräftig in die Tasten gehauen, weil er sich über den extremen Fall dieses jungen Mannes zu sehr genervt hatte.» Das sei unprofessionell gewesen. «Der Ratgeber hätte in dieser Form nicht erscheinen dürfen», schreibt Zehnder und entschuldigt sich bei seinen Lesern. Die internen Abläufe und Kontrollen seien angepasst worden, «dass solche Zeilen in Zukunft den Weg in die Zeitung nicht mehr finden». Am Schluss distanziert sich der Verlag ausdrücklich von Rassismus. 

In der rechten Spalte entschuldigt sich der Verlag.
In der rechten Spalte entschuldigt sich der Verlag.

Beim Presserat ist laut Präsident Dominique von Burg bisher keine Beschwerde eingegangen. «Allerdings haben sich mehrere Personen bei uns besorgt über den Artikel ‹Gauner bleibt Gauner – ist so!› geäussert», sagt von Burg.

Diese Zeilen sind in zahlreichen Gratiswochenzeitungen der Zehnder Gruppe publiziert worden. 
Diese Zeilen sind in zahlreichen Gratiswochenzeitungen der Zehnder Gruppe publiziert worden. 

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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so wie so
02.09.2015 14:40registriert Juli 2015
Der "Ratgeber" bringt ja kaum einen verständlichen Satz zu Stande. Die Texte sind extrem wirr. Der neuste Artikel ist ja gleich wieder ein Tiefpunkt. Der Leser fragt nach einer Möglichkeit, wie er einen zahlungsunfähigen Mieter los wird. Der Ratgeber nutzt dies jedoch nur um über Leute herzuziehen, die er unsympathisch findet. Diese Zeitschrift wird doch nur von RTL2 Zuschauern ernstgenommen.
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DustyNewRose
02.09.2015 17:47registriert Februar 2014
Genau. Entschuldigen, aber nichts zugeben. "Zu kräftig in die Tasten gehauen". Herziger Euphemismus für die Manipulation, resp. Fälschung von Leserzuschriften, oder?
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ricardo
02.09.2015 16:41registriert Februar 2014
Verstehe ohnehin nicht, weshalb mir dieses Werbeblatt Woche für Woche in den Briefkasten gelegt wird, obschon dieser mit einem "Stop Werbung!" Kleber versehen ist. Wird sich Herr Zehnder noch lange zieren, sich klar und deutlich vom Autor dieses Artikels zu distanzieren resp. sich gleich von seinem "Ratgeber" zu trennen, braucht es vielleicht rechtliche Schritte, damit sich dieser Müll nicht mehr ungefragt verbreiten kann.
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