Arden Seiler aus dem aargauischen Möriken ist in verschiedener Hinsicht entwicklungsverzögert. Er wird im Juni vier, kann aber (noch) nicht sprechen, frei stehen und laufen. Auch ernährt wird er hauptsächlich über eine Magensonde.
In anderer Hinsicht ist Arden wie jedes Kind in seinem Alter. Er spielt gerne, lacht viel – oder beklagt sich, wenn ihm etwas nicht passt. Zum Beispiel, wenn er lange im Kindersitz eines Einkaufswagens ausharren muss. Denn dafür ist er inzwischen zu gross: Im Schritt ist es sehr eng, er kann nicht zurücklehnen, wenn er müde ist, und es ist schwierig, ihn hineinzusetzen und wieder herauszunehmen.
Alle Eltern wissen: Einkaufen mit kleinen Kindern ist auf die Dauer nur realistisch (und selbst dann manchmal stressig), wenn diese zufrieden im Einkaufswagen sitzen. Weil Arden kaum mehr in die Standardmodelle passt, machte sich seine Mutter Winnie auf die Suche nach Alternativen und wurde fündig: Die Ostschweizer Firma Wanzl stellt modifizierte Einkaufswagen her, die genau auf die Bedürfnisse von Kindern wie Arden zugeschnitten sind. Der sogenannte Ben's Cart hat einen grossen Sitz, eine hohe Rückenlehne und einen Anschnallgurt.
Im November 2016 beschloss Winnie, auf Coop und Migros zuzugehen und ihre Situation zu schildern:
Die Antworten liessen nicht lange auf sich warten und stimmten die Seilers hoffnungsvoll. Coop versprach noch am selben Tag, die Anfrage an die zuständige Abteilung weiterzuleiten. Und bereits zwei Wochen später versicherte der Detailhändler, für ihre Supermärkte in Aarau und Lenzburg je einen Ben's Cart anzuschaffen.
Im Januar meldete sich auch die Migros mit einem positiven Bescheid. «Es war sehr emotional für uns, weil sie uns zuhörten, sich für unser Anliegen interessierten, und vielleicht sogar verstanden, wie so etwas Kleines für ein Kind so wichtig sein kann», sagt Winnie Seiler.
Inzwischen sind die Ben's Carts ausgeliefert und stehen in vier Filialen in Aarau, Lenzburg und Wildegg bereit.
Winnie Seiler ist froh, dass Coop und Migros ihrer Familie so schnell und unkompliziert entgegen gekommen sind. Allerdings ist es ihr nie um Arden allein gegangen: «Das Ziel war immer, allen Betroffenen zu helfen und ein Fürsprecher für ihre Anliegen zu sein. Für Arden und andere Kinder mit Behinderungen.»
Wie viele Kinder und Eltern in einer ähnlichen Situation wie die Seilers sind, ist unklar. «Entwicklungsverzögerung ist ein weiter Begriff und wir gehen nicht davon aus, dass in der Schweiz dazu verlässliche Zahlen vorliegen», erklärt Susanne Stahel, Mediensprecherin bei Pro Infirmis. Die Fachorganisation für Menschen mit einer Behinderung bietet aber Hand: «Betroffene Familien können sich an unsere Sozialberatung wenden. Diese kann die Familien unterstützen, mit den lokalen Detaillisten eine Lösung zu finden.»
Coop und Migros geloben, Hand zu bieten: