Wie die beste Rakete der Schweiz entsteht und was sie mit der Mondlandung zu tun hat
Jedes Schweizer Kind liebt Glace. Und alle Schweizer kennen die Rakete. Über acht Millionen Raketen lutschen wir jährlich. Dieses Jahr sind es dank dem Hitze-Sommer noch einmal Tausende mehr. Mit Zahlen ist man in der Raketen-Industrie vorsichtig. Aber die Verantwortlichen rechnen damit, dass sie in die Nähe von Rekorden kommen.
Doch woher kommt die Schweizer Super-Rakete, die sämtliche Rekorde bricht?
Angefangen hat – tatsächlich – alles mit der Mondlandung.
Die Glace-Macher liessen sich inspirieren von der Mondlandung und entwickelten im Jahre 1969 eine Glace in Raketenform mit demselben Namen. Produziert wird sie heute noch im St.Gallischen Goldach am Bodensee.
Ja, liebe Kinder (und Erwachsene), das ist die Mutter aller Glace-Maschinen. Hier beginnt die Herstellung der erfolgreichsten Rakete, die die Schweiz je gebaut hat.
Die Rakete wird – im Gegensatz zur Pralinato – nicht das ganze Jahr hergestellt. Ab März beginnt die Auslieferung, Mitte Mai zieht der Verkauf dann jeweils an. «Ab 28 Grad geht es richtig los», sagt Cassandra Buri, Medienverantwortliche von Nestlé. Die wichtigsten Monate: Juni, Juli, August. Dann stürmen die Schweizer die Tankstellen und Badi-Kioske.
Raketen sind Hightech-Geräte. Um sie herzustellen, sind pro Jahr 22 Millionen Liter Wasser nötig.
Gearbeitet wird auf Hochtouren. Innerhalb von einem Tag können 350'000 Raketen produziert werden.
Nebst der Maschine arbeiten 250 Mitarbeiter für die Glace-Produktion. Insgesamt sind es in Goldach 400.

«Präzision und Qualität sind das Wichtigste bei der Herstellung der Raketen-Glace», sagt Sebastian Blum. «Seine» Maschine sei äusserst präzise. Blum ist der Herr der Raketen, der Produktionsleiter bei Frisco.
Das Geheimnis sei die Mischung, die Rezeptur verrät er nicht. Die Produktionsschritte hingegen gibt er Preis. Es sind grob zusammengefasst vier: Das Mixen, die Aromatisierung, das Abfüllen, das Verpacken.
Die magischen Drei: Orange, Ananas, Kakao
Die Maschine alleine macht nicht die Musik. Ein Faktor des Erfolgs der Rakete ist die Einfachheit. Seit 46 Jahren schmeckt sie nach Orange und Ananas. Dazu kommt die Schokoladenspitze.
Im Gegensatz zu ihrer Geburtsstunde wird sie heute ausschliesslich mit natürlichen Zutaten hergestellt.

Die fertig verpackte Rakete ist günstig. Bei der Lancierung 1969 kostete sie 30 Rappen, heute ist es je nach Verkaufsort ein Franken.
Eine Rakete hat 50 Kilokalorien.

Was in der Frisco-Fabrik hergestellt wird, verlässt den Produktionsort in firmeneigenen Lastwagen und wird in eines der zehn Verteilzentren gefahren.

Diese Verteilzentren sind in der ganzen Schweiz verstreut. Dadurch kommt es kaum zu Engpässen; gibt es in der einen Region einen Glacemangel, hilft eine andere aus.

«Swiss only»: Raketen gibt es nur bei uns. Auch andere Erfolgsprodukte wie die Pralinato sind ausschliesslich in der Schweiz erhältlich.
Frisco produziert sämtliche Glace für den Schweizer Markt in Goldach. Nestlé verfolgt dieses Konzept weltweit: In jedem Land gibt es eine eigene Produktion, die die Glace für den entsprechenden Markt herstellt. Denn: Was der Schweizer liebt, mag der Franzose eventuell nicht.
Ein Glace mit Fans
Die Rakete hat in seiner 46-jährigen Geschichte Kult-Status erreicht. Das Glace habe mittlerweile eine richtige Fangemeinde, meint Buri von Nestlé. Diese Fans zelebrierte ihre Freude an der Rakete auf Facebook oder melden sich mit Zuschriften.
Warum die Rakete Kult ist, kann auch Buri nicht abschliessend sagen. «Die Schweizer wachsen mit der Rakete auf und verbinden sie mit positiven Erlebnissen aus der Kindheit», sagt sie. Für viele sei ein Sommer ohne Rakete kein Sommer.
