Der Traum von Roger Federers achtem Wimbledon-Titel ist soeben geplatzt. Doch auf dem Centre Court von Wimbledon feiert das englische Publikum den Schweizer nach der Viersatz-Niederlage gegen Novak Djokovic, als ob er den Serben vom Platz gefegt hätte.
Der Grund ist seine Ansage nach der Partie, die nicht missverstanden werden kann. Der bald 34-jährige Maestro hat definitiv noch nicht genug von Wimbledon: «Ich bleibe weiter sehr hungrig und motiviert. Da hilft ein solches Match nur noch mehr. Es hat hier wieder einmal sehr viel Spass gemacht. Ich komme nächstes Jahr zurück und versuche, den achten Titel zu holen.»
Für Djokovic ist es der dritten Titel in Wimbledon nach 2011 und 2014. Federer dagegen verpasst den alleinigen Rekord von acht Triumphen auf dem heiligen Rasen im Südwesten von London (vorerst?) und muss sich die Bestmarke weiterhin mit dem Amerikaner Pete Sampras teilen. Die Enttäuschung ist Federer deutlich anzusehen, doch er zollt seinem Bezwinger Tribut: «Novak hat nicht nur heute grossartig gespielt, sondern die ganzen zwei Wochen. Plus das ganze Jahr, plus das ganze vorletzte Jahr und auch das Jahr davor. Er hat es verdient. Gut gemacht, Novak!»
Da lässt sich natürlich auch die Weltnummer 1 nicht lumpen und gibt die Komplimente prompt zurück. Novak Djokovic: «Es ist immer ein grosses Privileg, gegen Roger zu spielen. Er bringt dich an deine Grenzen, du musst jeden einzelnen Punkt hart erarbeiten. Die Matches gegen ihn hier auf dem Center Court sind wahrscheinlich die grösste Herausforderung, die ich je hatte. Er hat so viel für unseren Sport getan – auf und neben dem Platz. Deshalb betrachten ihn viele Spieler meiner Generation noch immer als grosses Vorbild.»
Der Final ist zumindest in den ersten beiden Sätzen hochklassig. Federer startet stark, kann aber den frühen Break-Vorsprung (zum 4:2) nicht halten und ist danach im Tiebreak ohne Chance. Gegen Ende des zweiten Satzes scheint sich das Blatt zu wenden. Djokovic verpasst sieben Satzbälle zum 2:0 und verspielt auch einen 6:3-Vorsprung im Tiebreak. Der Schweizer analysiert die Partie: «Ich hatte meine Chancen im ersten Satz als ich ein Break vorne gewesen bin. Im zweiten hatte ich Glück und im dritten wieder einige Chancen. Ich habe nicht schlecht gespielt, aber Novak war solide wie ein Fels. Aber so läuft es eben, man weiss nie wie das Spiel ausgeht, deshalb wollen wir es alle immer wieder sehen.»
Wie 2011 und 2014 nascht Djokovic nach dem Triumph auf dem Tennis-Olymp eine Portion des heiligen englischen Rasens und zeigt sich begeistert: «Es hat dieses Jahr besonders gut geschmeckt. Als Kind habe ich mir das vorgenommen, wenn ich einmal Wimbledon gewinnen würde – und nun hat es schon fast Tradition.»
Angesprochen darauf, dass er nun nach drei Wimbledon-Titeln mit seinem Coach Boris Becker gleichgezogen ist, strahlt Djokovic über beide Ohren: «Ja, jetzt kann er nicht mehr angeben. Wir werden ein Glas Bier oder Wein zusammen trinken. Es war ein weiter Weg. Wir haben uns nicht von Anfang an perfekt verstanden, er ist Deutscher und ich Serbe, das ist eine spezielle Chemie. Aber wir haben es hinbekommen und dieser Pokal gehört ihm so sehr wie mir.»
Dann küsst die Weltnummer 1 den 44 Zentimeter hohen Challenge-Cup – Roger Federer bleibt wieder einmal nur die Silberware. Von den letzten vier Grand-Slam-Finals hat er nun drei verloren.
Nach überragenden Leistungen während der vergangenen zwei Wochen und einer Machtdemonstration gegen Andy Murray im Halbfinal muss der Schweizer diese Enttäuschung erst einmal verarbeiten. Vielleicht hilft ein Blick in die sozialen Netzwerke: Auch dort wird der Maestro nach dieser Niederlage förmlich mit Liebe überschüttet. (dux/si)
Well... I have to congratulate @DjokerNole but I'm really bummed for Fed 😔
— lindsey vonn (@lindseyvonn) 12. Juli 2015
come on roger keep fighting!! it ain't over till it's over. #sendingpositivevibes #sendingpatience #sendingpower #sendingeverything 🙈
— Michelle Gisin (@michellegisin) 12. Juli 2015
😢💔
— Michelle Gisin (@michellegisin) 12. Juli 2015
Unlucky Roger Federer, still the greatest of the game! #Wimbledon2015
— Arsenal News (@__arsenal_news_) 12. Juli 2015
Yes both Federer and Ali have been beaten in their profession however they're both the greatest because of the grace & beauty of their style
— ΛV (@adil_vania) 12. Juli 2015