Wie müssen sich die Spieler vom SV Scholz Grödig gefühlt haben, als sie gestern den Rasen der Red Bull Arena betreten haben? Der Aufsteiger der Vorsaison, welcher sich als Dritter sensationell für die Europa League qualifizierte, hatte mit Red Bull Salzburg in seiner bisherigen Vereinsgeschichte keine gute Erfahrungen gemacht: Vier Spiele, vier Niederlagen, Torverhältnis 16:2. Nun kam es gestern zum Duell.
In der Statistik wurde nach 90 Minuten bei der Anzahl Tore eine glatte Acht hinzugefügt. Sie alle fielen auf Seite der bemitleidenswerten Gäste. Wie die Heatmap zeigt, fühlte sich RB Salzburg ziemlich wohl in der gegnerischen Platzhälfte.
Auch Christian Schwegler, der Schweizer Söldner bei Salzburg, konnte mit seinem Auftritt hochzufrieden sein. Schliesslich liess der Rechtsverteidiger mit seinen Abwehrkollegen kein Gegentor zu. Noch mehr Spass hatte aber Captain Jonatan Soriano: Der Torschützenkönig des letzten Jahres (31 Tore und 17 Vorlagen in 28 Spielen) legte dem Gegner im Derby gleich fünf Eier ins Netz. Der Spanier führt mit neun Treffern bereits wieder die Torschützenliste an und hat dreimal so oft getroffen wie seine ersten Verfolger Marco Djuricin und Christopher Wernitznig.
Der 28-Jährige deklassiert die gesamte Liga-Konkurrenz. Mit neun Toren hat der Stürmer im Alleingang mehr Treffer erzielt als acht der neun anderen Teams. Sogar gemeinsam kommen Altach (2 Tore), Grödig (3 Tore) und Austria Wien (3 Tore) nicht an die Trefferquote des RB-Stürmers heran. Dabei spielte er nur drei Mal, einmal wurde der ehemalige spanische Nachwuchs-Spieler zwecks Schonung gar nicht eingesetzt.
Die Ausgangslage für die Meisterschaft scheint so klar zu sein, dass der Österreichische Sportwettenanbieter tipp 3 eine Tippabgabe für den Meister in der Saison 2014/2015 gar nicht anbietet. Die Quote auf Red Bull Salzburg würde lediglich 1,01 betragen, wie auf Anfrage mitgeteilt wurde. Hingegen kann man die Langzeitwette «Wer wird Zweiter» problemlos abschliessen.
Bereits letzte Saison sorgten die Bullen für Furore im Heimatland. Mit einem Schnitt von 3,1 Toren holte sich der Klub mit 18 Punkten Vorsprung den Titel. Zugleich gewann der Verein des umtriebigen Sportmanagers Ralf Rangnick auch den Cup.
Die vielen Tore sind kein Zufallsprodukt, sondern das Resultat eines hochaggressiven Spielsystems, welches ein starkes Pressing beinhaltet.
Auch in Europa sorgte der Retorten-Klub im letzten Jahr für grosses Aufsehen. Obwohl der Einzug in die Champions League gegen Fenerbahçe Istanbul bereits zum sechsten Mal verpasst wurde, machten die Salzburger anschliessend in der Europa League auf sich aufmerksam.
Nach der Gruppenphase (6 Spiele, 6 Siege, Torverhältnis 15:3) wurde im Sechzehntelfinal der holländische Traditionsverein Ajax Amsterdam gleich mit dem Gesamtscore von 6:1 eliminiert.
Erst im Viertelfinal war für das Team der Stunde Endstation: Der FC Basel behielt im Duell Schweizer gegen den österreichischen Meister die Oberhand.