Unsere Heimatgalaxie in den Weiten des Weltalls ist die Milchstrasse. Sie verdankt ihren Namen der Tatsache, dass wir sie von der Erde aus als glänzendes Band von Myriaden Sternen sehen, das sich über den Nachthimmel hinzieht. Könnten wir diese riesige Sternenansammlung von aussen betrachten, würde sich uns eine flache Scheibe mit spiralartigen Armen zeigen: eine Balkenspiralgalaxie.
Dieser Blick ist uns aufgrund der enormen Entfernungen verwehrt; wir sehen die Milchstrasse von einem ihrer Spiralarme aus. Diese beschränkte Aussicht hat nun die US-Weltraumbehörde NASA besonders eindrücklich als Bild eingefangen: Sie hat ein zoombares 360-Grad-Panorama veröffentlicht, das uns eine virtuelle Reise durch die Milchstrasse erlaubt.
Das interaktive Bild ist 20 Gigapixel gross und besteht aus mehr als zwei Millionen Infrarotaufnahmen, die das Weltraumteleskop Spitzer in den letzten zehn Jahren von der Milchstrasse geschossen hat. Mitarbeiter des Spitzer Space Science Centers (SSC) im kalifornischen Pasadena haben die Bilder zusammengesetzt. «Wenn wir das Panorama ausdrucken wollten, benötigten wir eine Tafel so gross wie das Rose Bowl Stadium», sagte Robert Hurt vom SSC. «Stattdessen haben wir es digital visualisiert, so dass es jeder nutzen kann.»
Trotz seiner Grösse bildet das Bild nur etwa drei Prozent unseres Himmels ab. Dennoch sind mehr als die Hälfte aller Sterne der Milchstrasse zu sehen. Das liegt zum einen daran, dass es auf das Band der Milchstrasse fokussiert. Zum andern werden Infrarotaufnahmen verwendet – deren Vorteil liegt darin, dass der Staub sie nicht behindert, der im Bereich des sichtbaren Lichts die Sicht blockiert.
Die Sterne sind als blaue Punkte zu sehen. Im Zentrum der Milchstrasse verschmelzen sie zu einem blauen Schleier; dieser Bereich ist zu weit weg, um einzelne Sterne auszumachen. Die Aufnahmen zeigen, dass der Balken im Zentrum der Galaxie etwas grösser ist als bisher angenommen. Die roten Bereiche sind Gebiete, in denen Sterne entstehen. In der Struktur der Galaxie – auch das zeigen die Bilder – gibt es zahlreiche Blasen, also leere Räume, die durch den intensiven Sternenwind junger, massereicher Sterne entstanden sind.
Die interaktive Karte ist Teil des Projekts «Galactic Legacy Mid-Plane Survey Extraordinaire» (GLIMPSE360). «Wir kartografieren die Anordnung der Spiralarme und die Form der Galaxie», erklärt Ed Churchwell, ein Leiter des Glimpse-Teams. «Spitzer hilft uns herauszufinden, wo die Grenzen der Galaxie liegen.» (dhr)
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