Das Nein zum Gripen befeuert die Diskussionen über die Zukunft der Armee. Während die Gripen-Anhänger noch die Niederlage analysieren, gehen die Abstimmungssieger bereits in die Offensive. An vorderster Front hat sich SP-Chef Christian Levrat in Stellung gebracht. «Jetzt müssen die Kalten Krieger isoliert werden», forderte der Freiburger Ständerat nassforsch in einem Interview mit unserer Zeitung.
Konkret plädiert die SP für mehr Auslandeinsätze, eine intensivere Kooperation mit den Nachbarstaaten und eine Reduktion der Militärausgaben von 4,7 Milliarden auf 4,1 Milliarden Franken pro Jahr. Aus Sicht der SP sollte die Armee nur noch 50'000 Angehörige umfassen. Als Kompromiss kann sie sich auch 80'000 vorstellen, wie es der Bundesrat einst vorgeschlagen hatte. Levrat peilt eine Allianz mit Grünen, Grünliberalen und progressiven Bürgerlichen an, um die Armee entsprechend umzubauen.
Bisher war die Resonanz im bürgerlichen Lager jedoch gering. Hier wartet man vorerst ab, wie Verteidigungsminister Ueli Maurer die Armee weiterentwickeln möchte. Der SVP-Bundesrat hat nach dem Gripen-Nein die angekündigte Botschaft zur Überarbeitung zurückgezogen. Die Mehrheit der bürgerlichen Ratsmitglieder lehnt ein Zusammengehen mit Levrats SP aber ohnehin ab.
Doch auch die Grünen, potenzielle Verbündete im Kampf für eine moderne, kleinere Armee, winken ab. «Die SP läuft in die falsche Richtung», sagt Geri Müller (Grüne/AG). Levrat spiele sich als Sprecher der linken Armeekritiker auf, dabei habe seine Partei gänzlich andere Prioritäten. Nicht infrage kommt laut Müller ein Ausbau der Auslandeinsätze. Die Operationen der letzten Jahre seien Angriffskriege gewesen – von Irak bis Libyen, angeblich immer um Menschenrechte zu schützen. «Das Resultat waren Menschenrechtsverletzungen und dazu Verstösse gegen das Völkerrecht», sagt Müller. Die Schweiz dürfe hier auf keinen Fall mitmachen. «Sie soll die Parteien an den Tisch holen und verhandeln.»
Auch eine verstärkte militärische Kooperation lehnen die Grünen ab. «Eine Zusammenarbeit mit Nato-Staaten verletzt die Neutralität», sagt Aline Trede (BE). Die Schweiz solle sich auf Einsätze im Rahmen von UNO und OSZE konzentrieren. Es sei in Ordnung, bestehende Verträge im Bereich Luftpolizei einzuhalten, doch darüber hinaus gebe es keinen zusätzlichen Bedarf an Integration.
Die Grünen – im Grundsatz für die Abschaffung der Armee – weibeln für eine kleine Truppe mit 20'000 Angehörigen, die zwischen zwei und drei Milliarden Franken kosten darf. Schwere Waffen brauche es dafür nicht. Wenn ein Feind die Schweiz angreifen wolle, dann bombardiere er das Land nicht aus der Luft, sagt Geri Müller. Er ist interessiert an den elektronischen Infrastrukturen – Banken, Versicherungen, Energie. «Er wird die Leute kaufen oder erpressen. Deshalb ist die Einheit des Landes wichtiger, als martialische Kriegsgeräte.»
Der Bundesrat schlägt eine Armee von 100'000 Mann mit einem Budget zwischen 4,7 und 5 Milliarden Franken vor.