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XXXLutz – Wer ist der Möbelgigant, der gerade Möbel Pfister gekauft hat?

XXXLutz – wer ist der Gigant, der gerade Möbel Pfister gekauft hat?

Das traditionsreiche Möbelhaus Pfister gab heute seinen Verkauf bekannt. Ausgerechnet der aggressiv expandierende Branchengigant XXXLutz wird das Ruder übernehmen. Doch wer ist der hierzulande eher unbekannte Möbelhändler aus Österreich? Ein Unternehmensportrait in 4 Punkten.
23.10.2019, 14:5924.10.2019, 09:27
Dennis Frasch
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Was ist XXXLutz?

XXXLutz ist eine Einrichtungshaus-Kette. Man könnte das Unternehmen auch als österreichische Ikea bezeichnen. Laut eigenen Angaben ist XXXLutz nämlich der zweitgrösste Möbelhändler weltweit, nur Ikea ist grösser.

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahre 1945 von Richard und Gertrude Seifert. In den 1970ern begann das Unternehmen zu expandieren. Mittlerweile liegt der jährliche Umsatz von XXXLutz bei über vier Milliarden Euro. Diese erwirtschaftet das Möbelhaus mit 297 Einrichtungshäusern in zwölf europäischen Ländern.

XXXLutz war erst im September 2018 mit einem eigenen Möbelhaus in den Schweizer Markt eingetreten. Erster Standort war ein 15'000 Quadratmeter grosses Geschäft im aargauischen Rothrist.

22'200 Mitarbeitende zählt das Unternehmen. Mit der Übernahme von Möbel Pfister werden es bald 24'000 sein.

Das Werbesymbol von XXXLutz: Ein XXXL-Stuhl. Davon gibt es ganz viele.
Das Werbesymbol von XXXLutz: Ein XXXL-Stuhl. Davon gibt es ganz viele.Bild: Wikimedia Commons/KarlGruber

Wie steht es um den Ruf von XXXLutz?

Naja. In Deutschland ist das Unternehmen seit Jahren ein Dorn im Auge der Gewerkschaften. Bemängelt wird unter anderem das Unternehmensgeflecht, das aus einem Netz aus Gesellschaften besteht.

XXXLutz arbeitet mit einem System aus mehr als hundert Subgesellschaften. Das Personal ist fast komplett ausgelagert. Etwaige Filialschliessungen oder Kündigungswellen können so rasch und einfach abgewickelt werden.

Ein Beispiel: In München wurde im Oktober 2013 eine Filiale von XXXLutz geschlossen. Alle 160 Mitarbeitenden wurden umgehend freigestellt. Die Filiale war jedoch noch voll mit Möbeln und bis Ende November 2013 sollte ein Räumungsverkauf stattfinden.

Diesen hat das Unternehmen jedoch mit Mitarbeitenden aus anderen Filialen über die Bühne gebracht. Die freigestellten Mitarbeitenden durften laut einem Bericht des «Münchner Merkur» nur noch unter Begleitung des Sicherheitspersonals ihre persönlichen Gegenstände aus der Filiale abholen. Abfindungen wurden zunächst auch keine gezahlt, XXXLutz wehrte sich dagegen. Schliesslich einigte man sich aussergerichtlich mittels eines Vergleiches.

Wie konnte das Unternehmen so schnell wachsen?

In einem Bericht des «Manager-Magazins» aus dem Jahre 2014, bei dem es um die härtesten Arbeitgeber Deutschlands ging, beschrieb der Journalist eine Zusammenkunft der XXXLutz-Manager so:

«Die Szene glich eher einer Sektenzusammenkunft als dem Treffen von Managern eines Milliardenunternehmens: Männer mit hochgekrempelten Hosenbeinen liefen barfuss über glühende Kohlen, ein Geschäftsführer faselte von einer Crew, mit der er 'zum Mond fliegen' könne. Mehr als tausend Führungskräfte wurden bei dem beinahe sakralen Event in Linz auf eine Mission eingeschworen: 'Mit der Sonne im Herzen zur Nummer eins der Welt'.»

Das erklärte Ziel ist also klar: Den Branchenprimus Ikea schlagen. Im Bericht des «Manager-Magazins» steht weiter, dass egal wo die Möbelbrüder Seifert auftauchen würden, es nicht selten zu schrumpfenden Belegschaften oder gestrichenen Urlaubs- und Weihnachtsgeldern komme.

Für Kritik haben die Gebrüder Seifert, die das Unternehmen momentan leiten, nicht viel übrig. In einem offenen Brief an die Zeitschrift «Möbelkultur» schrieb Richard Seifert Junior einst:

«Wenn es (den Gewerkschaften) weiter gelingt, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, dann ist das Ende dieses Weges klar: Die Wiederauferstehung des Kommunismus.»

Müssen sich die Mitarbeitenden von Pfister nun fürchten?

Das wird sich zeigen. Möbel Pfister wie auch XXXLutz betonten heute immer wieder, dass sich für die Angestellten nichts ändern wird. «Pfister bleibt Pfister».

Corina Eichenberger, Vertreterin der Pfister-Stiftung, argumentierte an der heutigen Pressekonferenz gar, dass der Verkauf im Interesse der Arbeitnehmer sei, da er zur Sicherung der Arbeitsplätze beitrage.

Kurzfristig hat der Verkauf für die Angestellten etwas Gutes: «Alle Mitarbeitenden werden am Verkaufserlös beteiligt und erhalten pro Dienstjahr 1000 Franken», hiess es von Seiten des Möbelhauses heute.

Wie spreche ich XXXLutz aus?

So wie mans schreibt. «Ix-Ix-Ix-Lutz». Gern geschehen.

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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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s'Paddiesli
23.10.2019 15:48registriert Mai 2017
Ein weiteres Mosaiksteinchen im Abbau sozialer Verantwortung und Aushöhlung sozialer Strukturen.
Ich weiss jetzt, wo ich nicht mehr einkaufen werde. Wir alle kennen ja die Sätze: Es wird sich nichts ändern. Die Mitarbeiter bleiben. In 2 Jahren heisst es dann, die Gesamtsituation hätte sich geändert. Wir müssen restrukturieren. Es gibt zig Beispiele dafür.
Schade um Möbel Pfister.
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MetalUpYour
23.10.2019 15:15registriert August 2016
Ein richtig unsympathischer Laden also.

Da werden die Angestellten sich die Gratifikation pro Dienstjahr wohl besser für magere Zeiten zur Seite legen...
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TanookiStormtrooper
23.10.2019 16:32registriert August 2015
Dafür gibt es bei den Österreichern sicherlich super Einrichtungsideen für den Keller. 😈🤣
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