Die Aussenminister von Russland, der Türkei und des Irans treffen sich in Moskau. Bild: Pavel Golovkin/AP/KEYSTONE
Die Aussenminister und die Verteidigungsminister von Russland, Iran und der Türkei werden über die nächsten Schritte im Kriegsland Syrien beraten.
Der grausame Fall von Aleppo war eine wichtige Schlacht im Syrien-Krieg. Nun beraten die ausländischen Sieger Russland und Iran, wie es weitergehen soll. Dritte Nation am Tisch: Die Türkei als Anwalt der syrischen Opposition mit eigenen Interessen.
Die wichtigsten 6 Fragen und Antworten zum Treffen:
Ein Mann wärmt sich am Feuer und schaut sich seine komplett zerstörte Heimatstadt Aleppo an. Bild: AP/Aleppo 24
Es ist eine Demonstration der Stärke. In Moskau versammeln sich die drei Mächte, die mit den grössten ausländischen Truppenkontingenten in Syrien kämpfen. Gerade erst konnten die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad die Stadt Aleppo zurückerobern – mit Hilfe der russischen Luftwaffe am Himmel und iranischer Milizen am Boden. Russlands Aussenminister Sergej Lawrow sprach von den Ländern, die realen Einfluss ausüben und Gebiete kontrollieren. Andere Mächte, vor allem die USA, bleiben ausgesperrt.
Für den ermordeten russischen Botschafter Andrej Karlow werden Blumen niedergelegt. Bild: SERGEI ILNITSKY/EPA/KEYSTONE
In anderen Zeiten wäre das Treffen wohl abgesagt oder verschoben worden, Russland hätte über Vergeltung nachgedacht. Doch diesmal halten die drei Staaten trotz der tödlichen Schüsse auf Botschafter Andrej Karlow an ihren Plänen fest. Das nach monatelangem Streit reparierte Verhältnis zwischen Moskau und Ankara ist beiden Seiten wichtiger. Russland will seine günstige Lage in Syrien nutzen.
Ein Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) läuft durch die Strassen von Aleppo, 2012. Bild: Manu Brabo/AP/KEYSTONE
Die Türkei gehört zu den wichtigsten Unterstützern der syrischen Opposition. Viele Organisationen, Milizen, aber auch kritische Medien haben Stützpunkte im Nachbarland. So sitzt die Nationale Syrische Koalition als grösstes Exil-Bündnis der Regimegegner in Istanbul. Auch Vertreter mehrerer bewaffneter Gruppen halten sich in der Türkei auf – sowohl Mitglieder der eher gemässigten Freien Syrischen Armee (FSA) als auch Repräsentanten der radikal-islamischen Miliz Ahrar al-Scham. Der Einfluss der Türkei auf diese Gruppen machte auch die Einigung mit dem syrischen Regime über einen Abzug von Kämpfern und Rebellen aus Aleppo möglich.
Der russische Präsident Putin und der türkische Staatschef Erdogan in Istanbul, Oktober 2016. Bild: Emrah Gurel/AP/KEYSTONE
Nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei im Grenzgebiet zu Syrien im November 2015 war das Verhältnis über Monate auf einem Tiefpunkt. Doch Moskau und Ankara haben sich wieder angenähert, die Präsidenten Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan besuchten sich gegenseitig.
Trotzdem bleiben in Syrien Interessengegensätze. Die Türkei hat immer deutlich gemacht, dass sie Assads Sturz will. Zugleich begann sie eine Bodenoffensive in dem Bürgerkriegsland, mit der sie Rebellen im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und die Kurdenmiliz YPG unterstützt.
Russland dagegen will Assad an der Macht halten. Die russische Armee bekämpft zwar auch den IS, sieht in den Kurden jedoch eher einen Partner. Moskau will auch keine Flugverbotszone in Nordsyrien, die von der Türkei immer wieder vorgeschlagen wird.
Im Iran ist es ein offenes Geheimnis, dass Syrien in erster Linie eine strategische Rolle im Kampf gegen den Erzfeind Israel spielt. Dabei ist die Person Assad zweitrangig, aber Syrien mit Assad dient als Korridor für Waffenlieferungen an die Hisbollah-Milizen in Südlibanon.
Im Osten Aleppos: Die Zerstörung des alten Stadtteils, Dezember 2016. Bild: STR/EPA/KEYSTONE
Der Iran will erneut zeigen, dass auch er an einer politischen Lösung in Syrien interessiert sei. Nur gehe das nicht, solange Syrien von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bedroht werde und nicht klar sei, ob der IS auch innerhalb der Rebellen Einfluss habe oder nicht. Daher kann es in Teheraner Sicht nur eine Lösung geben, wenn der IS besiegt ist und Assad sich an Wahlen beteiligen darf. In Moskau hofft der Iran dafür auf russische wie auf türkische Unterstützung.
(sda/dpa)