Trumps Tage im Weissen Haus nähern sich dem Ende. Wie viele Präsidenten zuvor hat er damit begonnen, Begnadigungsgesuche zu unterzeichnen. Als einer der ersten durfte im Juli Roger Stone aufatmen. Trumps dubioser Freund und Wahlkampfhelfer war zu 40 Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil er die Russland-Untersuchungen behinderte und das FBI anlog. Trump gewährte ihm vollständige Amnestie.
Auf Stone folgte nun Michael Flynn. Der ehemalige Offizier und nationale Sicherheitsberater von Trump hatte ebenfalls gegenüber dem FBI gelogen, als er zu einem Treffen mit dem russischen Botschafter Sergej Kisljak aussagen sollte.
Trumps unumwundene Begnadigung von Weggefährten lässt weitere verurteilte Straftäter hoffen – und die «New York Times» spekuliert bereits, dass Trump zu einem regelrechten Begnadigungs-Rundumschlag ausholt.
Wie Flynn und Stone hatte Papadopoulos in der Russland-Affäre geschwindelt. Weil er danach kooperierte, wurde er «nur» zu 14 Tagen Gefängnis, zu 2000 Stunden gemeinnütziger Arbeit und einer Busse von 9500 Dollar verurteilt. Papadopoulos erhofft sich ein Pardon, weil er glaubt, damit seinen Namen reinwaschen zu können. Dieser sei durch die Verurteilung beschmutzt worden, erklärte er gegenüber CNN.
Donald Trump hat bereits öffentlich darüber nachgedacht Paul Manafort zu begnadigen oder wenigstens das Urteil von 7,5 Jahren zu verringern. Trumps ehemaliger Berater und Wahlkampfmanager hatte sich Darlehen erschlichen, Steuern hinterzogen und sich wegen Falschaussagen gegenüber den Sonderermittlern des Betruges und der Verschwörung schuldig gemacht.
Trumps ehemaliger Chefstratege wurde zusammen mit drei Kollegen angeklagt, Spendengelder im grossen Stil veruntreut zu haben. Mit «We Build the Wall» versprach er den Spendern, den Mauerbau an der mexikanischen Grenze voranzutreiben. Bannon wird vorgeworfen, Geld für private Zwecke abgezweigt zu haben. Verhaftet wurde er auf der Privatjacht des chinesischen Millionärs Guo Wengui. Der Prozess ist auf den 24. Mai angesetzt.
Laut Forbes kann Trump auch präemptive Begnadigungen ausstellen – also einen Persilschein, noch bevor ein Angeklagter überhaupt verurteilt wurde. Dies geht aus einem Schreiben von 1886 des Obersten Gerichtshofs hervor.
Rick Gates' Chancen auf Trumps Goodwill sind etwas weniger gross. Paul Manaforts Mitarbeiter bekannte sich der Verschwörung schuldig und kooperierte als Kronzeuge. Auch er musste «nur» 45 Tage absitzen, 300 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und 20'000 Dollar Busse bezahlen. Ähnlich wie bei Papodopoulos geht es bei Gates um eine Rehabilitierung seines Namens.
Offen bleibt indes die Frage, wer die Macht hat, den Präsidenten selbst zu begnadigen. Die Frage soll Trump im Weissen Haus wiederholt gestellt haben. Unklar ist, ob er es selbst tun könnte. Trump hat dies wiederholt behauptet, Juristen haben wiederholt dementiert.
Trump erwarten gravierende juristische Probleme, sobald er sein Amt abgibt. Eine Möglichkeit wäre, kurz vor Ende seiner Amtszeit zurückzutreten, Mike Pence so zur Präsidentschaft zu verhelfen, und sich dann von ihm begnadigen zu lassen. Experten beurteilen dies als ein eher unwahrscheinliches Szenario. Ebenfalls möglich wäre, das Amt temporär abzugeben.
Beide Hintertürchen sind nicht wasserdicht. Der Präsident kann nur auf nationaler Eben begnadigen. Seine Macht endet bei Vergehen auf Bundesstaatenebene. Seit Jahren ermitteln unter anderem die Staatsanwälte des südlichen Distrikts von New York gegen Trump. Vor ihnen wird er sich mit keiner politischen Kapriole verstecken können.
Allfällige Ähnlichkeiten mit aktuellen Begebenheiten sind gewollt.