Schweiz
Coronavirus

Trotz «Superspreader-Event»: Zürich will keine Clubs schliessen

Bild

«Wir sind total verärgert» – das lief beim «Superspreader-Event» in Zürich alles falsch

Ein einzelner Partygänger steckte am vergangenen Wochenende fünf Menschen mit dem Coronavirus an. Das grösste Problem scheint aber die Ermittlung der potentiell betroffenen Leute zu sein.
28.06.2020, 18:2828.06.2020, 19:09
Mehr «Schweiz»

Der «Superspreader-Event» in einem Stadtzürcher Club hat den Kanton Zürich beunruhigt. Die Arbeit der Contact-Tracer wurde zudem erschwert, weil viele Besucher falsche Adressen angaben.

Viele Partygänger beschimpften die Kontaktermittler bei ihrer Nachforschungsarbeit und hinterliessen bei den Clubbetreibern falsche E-Mail-Adressen, wie Regierungsrätin und Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) an einer Medienkonferenz in Zürich sagte.

Trotzdem wolle die Regierung aktuell keine Clubs schliessen. Die Vorfälle hatten der Stadt aber zu denken gegeben, Rickli sagte an der Pressekonferenz am Sonntag: «Wir sind total verärgert.»

>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

Die Gesundheitsdirektorin zeigte sich davon enttäuscht, dass sich auch dieses Wochenende die Partygänger nicht an die Hygieneregeln hielten. Dies hätten ausgewertete Nachrichten und Bilder auf den Social-Media-Kanälen gezeigt.

Sie rief die Clubbetreiber dazu auf, die Identitätskarten der Besucher zu kontrollieren, «Fake-Namen reichen nicht.» Werden die Anweisungen nicht befolgt, so Rickli, würden Clubschliessungen in Betracht gezogen. «Das ist eine letzte Gelegenheit», sagte sie weiter.

Kontaktaufnahme zum Besitzer dauerte lange

Am 21. Juni war es im Kanton Zürich zum ersten sogenannten «Superspreader-Event» gekommen. Ein Mann, der in einem Stadtzürcher Club anwesend war, wurde positiv auf Covid-19 getestet. Fünf weitere Personen, die mit ihm im Club waren, entwickelten daraufhin Symptome und wurden ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet.

Es habe lange gedauert, bis man den Betreiber des betreffenden Clubs erreicht habe, sagte Christiane Meier, Kantonsärztin ad interim. Am 26. Juni ging beim Kanton die Meldung ein, der Clubbesitzer konnte aber erst am 27. erreicht werden.

Der Clubbetreiber konnte dann den Kontaktermittlern des Kantons Zürich eine Liste mit den Kontaktdaten der Besucher des Clubs vom Abend des 21. Juni überreichen. Dank der Kontaktliste konnten die Gäste des Clubs am Samstag über die notwendige Quarantäne informiert werden.

Das Problem dabei war aber, dass die Liste nicht vollständig war. Etliche Partygänger hätten sich nachträglich beim Kanton gemeldet, als der Fall am Samstag publik wurde. Diese seien aber auf keiner Liste gewesen.

300 Personen in Quarantäne

Um die Infektionskette zu unterbrechen, ordnete der Kantonsärztliche Dienst für die knapp 300 Gäste und Angestellten des Clubs eine zehntägige Quarantäne an.

Superspreader sind sogenannte Superverbreiter des Virus. Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) sind dies erkrankte Personen, die aus unbekannten Gründen sehr ansteckend sind. (jaw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
22 interessante «Gerichte» aus den Lockdown-Küchen dieser Welt
1 / 24
22 interessante «Gerichte» aus den Lockdown-Küchen dieser Welt
bild: reddit

Auf Facebook teilenAuf X teilen
Vorstellung im Opernhaus von Barcelona restlos ausverkauft
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
279 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
marchinon
28.06.2020 18:33registriert April 2018
War ja vorherzusehen. Die aktuelle Pandemie zeigt leider sehr gut auf, dass der Mensch kein hoch-solidares Wesen ist.
149158
Melden
Zum Kommentar
avatar
TomTomZH
28.06.2020 18:42registriert Juli 2018
Wie dämlich muss man sein, falsche Adressen anzugeben. Zum einen kann die Ausbreitung schlechter eingedämmt werden, zum anderen wird man selbst nicht informiert, dass man sich unter Umständen angesteckt hat. Ich kann mir den Sinn dahinter nicht erklären.
140759
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gurgelhals
28.06.2020 18:39registriert Mai 2015
Dazu kann man wirklich nur sagen: Huere Tuble! 😤

Zudem exakt der Fall, wie er vor einigen Wochen in Südkorea vorgekommen ist. Das hätte man also wirklich sehen kommen können.

...und jetzt will der Regierungsrat trotzdem mal noch das nächste Wochenende abwarten. Schliifts?!? Erstens: Dem Virus sind die langsamen Entscheidungsprozesse in der CH komplett egal. Zweitens: Ausserordentliche Lage ist beendet und die Verantwortung liegt nun wieder bei den Kantonen. Darum sollen diese gefälligst auch die Verantwortung tragen und Entscheide fällen – wenn nötig halt auch unpopuläre.
137977
Melden
Zum Kommentar
279
Swiss-Flüge nach Beirut bleiben bis Ende April eingestellt

Keine Swiss-Flüge nach Beirut bis und mit 30. April. Das hat die Fluggesellschaft am Mittwoch entschieden. Die Fluggesellschaft wird bis zu diesem Zeitpunkt den iranischen Luftraum nicht nutzen und die Situation in der Region «aufmerksam» verfolgen, wie sie mitteilte.

Zur Story