Etwas vereinfacht zusammengefasst: Die Profiklubs haben zwei Optionen: Sie können beim Bundesamt für Sport (BASPO) die Erstattung von zwei Dritteln (66 Prozent) der durch die Virus-Krise entgangenen Matcheinnahmen beantragen. Aber dann müssen die Löhne für die nächsten fünf Jahre eingefroren und, falls zu hoch, nach einem komplizierten Schlüssel sogar gekürzt werden. Oder sie können lediglich 50 Prozent beantragen – also auf viel Geld verzichten – und dann gibt es keinerlei Salärbeschränkungen.
Erstaunlich: Die Fussballklubs haben offensichtlich weniger Mühe, die Löhne einzuschränken. Das BASPO legt auf Anfrage die Karten auf den Tisch:
Rund 45% der antragstellenden Fussballklubs der höchsten beiden Ligen haben 50% der entgangenen Ticketingeinnahmen beantragt. Etwa 55% der eingangs erwähnten Klubs haben zwei Drittel der Ticketingausfälle geltend gemacht.
Wir hoffen, Ihnen mit diesen Informationen zu dienen.
Das bedeutet konkret: 11 von 20 Klubs der beiden höchsten Ligen (10 Super League, 10 Challenge League) sind bereit, in den nächsten fünf Jahren die Löhne nicht zu erhöhen, um zwei Drittel der entgangenen Matcheinnahmen zu kassieren.
Rund zwei Drittel der antragstellenden Eishockeyklubs der höchsten beiden Ligen haben 50% der entgangenen Ticketingerträge beantragt. Etwa ein Drittel hat 66% der Ticketingausfälle geltend gemacht.
Wir hoffen, Ihnen mit diesen Informationen zu dienen.
Das bedeutet konkret: Nur 8 von 24 Klubs der beiden höchsten Ligen (13 National League, 11 Swiss League) sind im Eishockey bereit, in den nächsten fünf Jahren die Löhne nicht zu erhöhen, um zwei Drittel der Matcheinnahmen ersetzt zu bekommen. 16 von 24 Klubs verzichten auf die volle Zwei-Drittels-Rückerstattung, um Lohneinschränkungen zu vermeiden. Im Fussball verzichten nur 9 von 20 Klubs.
Diese Differenz ist mehr als bloss Zufall. Auch deshalb, weil ja die Eishockey-Klubs von sich aus eine Lohnobergrenze einführen wollten und ständig über hohe Löhne jammern. Das BASPO hätte nun diese Lohnobergrenze geliefert – und eine deutliche Mehrheit der Klubs will sie nicht.
Wie kann das sein? Verdienen die Fussballspieler in der Schweiz weniger als die Hockeyprofis? Oder sind die Fussballmanager vernünftiger als die Hockey-Bürogeneräle?
Der Antworten zu finden ist nicht ganz einfach.
Der nationale Hockey- und der Fussballmarkt können nur bedingt verglichen werden. Die National League gehört neben der nordamerikanischen NHL, der grossrussischen KHL und der schwedischen Eliteserien zu den vier sportlich besten und wirtschaftlich stärksten Ligen der Welt. Die National League zahlt für Durchschnittsspieler nach der NHL und der KHL weltweit sogar die höchsten Löhne.
Die National League ist also eine «Käufer-Liga». Eine Liga, die auf dem Spieler-Weltmarkt mehr gute Spieler anlockt als verliert. Das bedeutet auch: Nur ein Bruchteil der Schweizer Spieler strebt nach einer Karriere im Ausland. Weil eigentlich nur in der NHL höhere Löhne als bei uns bei guter Lebensqualität möglich sind. Die National League ist keine Ausbildungsliga für den Weltmarkt.
Die Super League im Fussball ist hingegen eine «Verkäufer-Liga». Eine Liga also, die auf dem Weltmarkt mehr gute Spieler verliert als anlockt. Die Super League ist also eine Ausbildungsliga für den Weltmarkt. Wir sehen das aus einer ganz simplen Statistik: Für das soeben zu Ende gegangene Euro-Abenteuer sind 26 Spieler aufgeboten worden. Nur 4 verdienen ihr Geld in der Schweiz. Für die Eishockey-WM hat Patrick Fischer 28 Spieler nominiert. 23 verdienen ihr Geld in der Schweiz.
Noch ein Faktor spielt eine Rolle. In unserer höchsten Fussball-Liga gibt es keine Ausländerbeschränkung. Die Manager können sich also auf dem Weltmarkt bedienen. Es gibt etwas mehr als 110'000 Profifussballer, die mehr als nur Spesen verdienen. Die Auswahl ist also gross.
In unserer höchsten Hockeyliga dürfen nur 4 ausländische Spieler pro Team und Spiel eingesetzt werden. Ein Kernpunkt der soeben gescheiterten Hockey-Reformen war die Öffnung des Ausländermarktes, um die Löhne für Durchschnittsspieler zu senken. Das Problem: Eishockey ist ein hochspezialisiertes Spiel, das an eine teure Infrastruktur gebunden ist und eine teure Ausrüstung erfordert. Es gibt weltweit weniger als 4000 Profis und weniger als 1000, die gut genug sind, um in unserem nationalen Hockey eine prägende, dominante Rolle übernehmen zu können – und im Bemühen um diese Spieler stehen unsere Klubs in Konkurrenz mit der NHL und der KHL. Fussball ist eben ein globales, Eishockey ein regionales Spiel.
Daraus ergibt sich: Ein durchschnittlicher Spieler, der für eine Auslandkarriere nicht in Frage kommt, verdient bei uns im Eishockey mehr als doppelt so viel (rund 300'000 Franken) wie ein durchschnittlicher Spieler, der im Fussball für ein Ausland-Engagement nicht taugt. Dafür gibt es im Fussball ein paar Stars, die mehr verdienen als die absoluten Spitzenspieler im nationalen Eishockey. Saläre von mehr als einer Million gibt es im nationalen Eishockey nicht. Hingegen ein paar im nationalen Fussball. Die Löhne einzufrieren oder zu kürzen ist im Eishockey wesentlich heikler.
Die Einnahmenstrukturen der nationalen Fussball- und Hockeyklubs der höchsten Spielklasse sind nur bedingt vergleichbar. Der Zuschauerschnitt ist im Fussball höher (rund 11'000 pro Spiel) als im Eishockey (knapp 7000). Was vor allem mit den grösseren Stadien in Bern und Basel (dort kommen regelmässig mehr als 20'000 Fans) im Zusammenhang steht. In jedem Hockey-Spiel kommen nur in Bern mehr als 10'000 Fans. Im Fussball ist Transfergewinn möglich, im Eishockey nur sehr eingeschränkt durch eine Pauschalsumme, wenn ein Spieler unter bestimmten Bedingungen in die NHL wechselt. Die TV- und Marketing-Einnahmen aus dem nationalen Fussball und Hockey sind einigermassen vergleichbar. Hingegen haben die besten Fussballklubs die Chance auf Millionen-Einnahmen aus den internationalen Klubwettbewerben. Diese Möglichkeit gibt es im Eishockey so nicht.
Wir ersehen daraus: Eigentlich sind die Zuschauer-Einnahmen im Eishockey wichtiger als im Fussball. Logisch also, wenn der Anteil der Klubs, die zwei Drittel Rückerstattung beantragen und Lohneinschränkungen in Kauf nehmen, im Eishockey signifikant höher wäre als im Fussball. Aber das Gegenteil ist der Fall.
Was folgende Schlussfolgerungen zulässt:
Heisst im Umkehrschluss, dass die meisten Teams auf einen fünfstelligen Betrag verzichten - also max. 99'999.-?! Oder in etwa ein Jahresgehalt eines durchschnittlichen Spielers. Das hört sich für mich, in Relation zu einem ganzen Unternehmen, dann auch nicht mehr so nach "viel, viel Geld" an, wie das uns der Schreiberling die ganze Zeit verklickern möchte...
- Es sind 19 Vereine und nicht 20 oder gehört Vaduz mittlerweile zur Schweiz?
- In der Super League darf ein Klub höchstens fünf Ausländer im Sinne des Wettspielreglements des SFV gleichzeitig einsetzen. Die Anzahl Ausländer auf der Mannschaftskarte ist nicht be- schränkt.