Die 44-jährige Sennur Sümer steht mit erhobenen Händen vor einer Mauer mit Polizisten. Plötzlich macht einer einen Ausfallschritt und sprüht ihr Pfefferspray ins Gesicht. Das war nach der Flüchtlingsdemonstration am Samstag auf dem Helvetiaplatz in Zürich. Zurzeit untersucht die Stadtpolizei Zürich den Fall. Sie ist daran, die Beteiligten zu befragen. Dabei soll vor allem geklärt werden, was vor der Pfefferspray-Attacke geschah. Ob es zu einer Anzeige kommt, ist noch unklar. Sümer hat noch nicht entschieden.
Ein Instruktor einer Sicherheitsfirma, die von den Behörden zertifiziert ist, hat sich die Videos angeschaut. Weil er immer wieder mit der Polizei zusammenarbeitet, möchte er anonym bleiben. Für ihn ist der Fall völlig klar: «Die Hände der Frau sind gut sichtbar, von ihr geht absolut keine Gefahr aus; die Aktion des Polizisten lässt sich auf keine Weise rechtfertigen», sagt er. Würde ein Angestellter einer privaten Sicherheitsfirma so agieren, müsste dieser sofort mit einer Anzeige rechnen, meint der Ausbildner weiter.
Was vor dem Einsatz des Sprays zwischen der Frau und dem Polizisten geredet wurde, ist für ihn nicht von Belang: «Selbst wenn sie den Polizisten verbal provoziert hätte, wäre seine Reaktion unverhältnismässig». Allerdings betont der Instruktor, er könne nur beurteilen, was für Massstäbe in der privaten Sicherheitsbranche angewendet würden. Welche Spielregeln für die Polizei gelten, wisse er nicht.
Bereits am Dienstagmorgen sagte Roger Tognella, Präsident Spezialkommission Polizeidepartement/Verkehr des Zürcher Gemeinderates, zu watson, es müsse untersucht werden, wie es dazu kommen konnte, dass der Polizist einen solch markanten Ausfallschritt Richtung Sennur Sümer machte. Zudem verlangt die Kommission eine Berichterstattung an die GPK. Die Abklärungen der Polizei dauern bis mindestens Ende Woche. (feb)
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Vor nicht allzu langer Zeit wurden in Aarau 150 picknickende Leute (nicht Demonstranten) in Kollektivhaft genommen. Der Aufschrei war ebenfalls gross. Was waren die Folgen? Genau, nichts...
Und das ist nur eines von etlichen Beispielen der letzten Jahre.
Der Rechtsstaat Schweiz ist nicht annähernd so toll wie er gerne mal gepriesen wird...
Ich kann nich verstehen wesshalb dieser Polizist dazu entschlossen hat diese Frau mit einer Waffe (ja, Pefferspray ist eine Waffe und bei weitem nicht zu Unterschätzen) anzugreifen. Eigentlich sollte dies nur als allerletzte Möglichkeit zur Verteidigung geschehen, und zwar unter der Abwägung der Interessen öffenlicher Seite und der Gesundheit der einzelnen Person.
Diese Frage stellt sich auch generell bezüglich des Einsatzes von Gummischrot (auch jene Betroffene sollten meiner Meinung nach Anzeige erstatten!).
Ist das öffentliche Interesse an Ruhe in der Innenstatt dermassen viel höher als a) die Gesundheit dieser Leute und b) die Meinungsfreiheit/ Demonstrationsrecht der Demonstranten?