Was nervt beim Tippen auf dem Smartphone am meisten? Die kleinen Tasten? Die Autokorrektur? Überhaupt alles? Genau das haben sich auch die beiden Schweizer Janis Berneker und David Eberle gefragt und deshalb ihre eigene Tastatur-App programmiert. Alternative Keyboard-Apps wie Swiftkey gibt's doch längst, mag man einwenden, doch WRIO, so heisst die App aus der Schweiz, unterscheidet sich grundlegend vom gewohnten Tastaturlayout.
Die Tasten sind deutlich grösser als bei herkömmlichen Keyboards und hexagonal angeordnet. «Dadurch sind sie für Daumen oder Finger viel einfacher zu treffen», erklärt Janis Berneker die ungewohnte Form.
Ein kurzer Test mit einer Testversion der WRIO-App zeigt, dass die Nutzung zuerst ungewohnt ist. Die hexagonale Anordnung der Buchstaben und die zwei zentral platzierten Leerschlagtasten irritieren. Glücklicherweise sind die Buchstaben trotzdem ungefähr an der Position zu finden, wo man sie intuitiv sucht. Wer mit WRIO schnell schreiben möchte, muss dennoch zuerst umlernen: Ein Wisch nach links löscht ein oder mehrere Zeichen, ein Wisch nach rechts sorgt für einen Leerschlag. Grossbuchstaben schreibt man rasch mit einem Wisch nach oben über dem entsprechenden Buchstaben.
Janis Berneker, wie kommt man auf die Idee, eine völlig neue Smartphone-Tastatur zu entwickeln?
Janis Berneker: Da ich im Online-Bereich arbeite, schreibe ich täglich Dutzende E-Mails. Da ich oft unterwegs bin, muss ich auch vom Smartphone aus schreiben, was aber immer sehr umständlich war. Zum einen ist man langsam, zum anderen gibt's viele Tippfehler – oder die Autokorrektur ändert etwas ungewollt. Da die übliche Tastatur über 140 Jahre alt und für zehn Finger optimiert ist, waren wir uns sicher, dass es eine bessere Lösung geben müsste.
Warum habt ihr die Tasten als Sechseck angeordnet?
Wir haben uns überlegt, wie man die Tastengrössen optimieren kann, um sie besser treffen zu können. Bei üblichen Keyboards sind sie meist sehr schmal und hoch. Das wollten wir ändern. Die Buchstaben wurden dabei so angeordnet, wie man es von üblichen QWERTZ-Tastaturen gewohnt ist. Das «E» ist beispielsweise oben links, «P» rechts etc. Dadurch kann die Tastatur schnell erlernt werden.
Hätte man bei einer neuen Tastatur die Buchstaben nicht so anordnen sollen, dass die Wege zwischen den häufig genutzten Tasten möglichst klein sind?
Wir haben auch mit anderen Ansätzen experimentiert und die Buchstaben ganz anders angeordnet. Dadurch könnte man zwar theoretisch noch schneller schreiben, aber die Eingewöhnungszeit wäre viel höher und das Erlernen frustrierend. Möglicherweise reichen wir das für Power-User aber noch nach.
Eure Tastatur ist gewöhnungsbedürftig. Wie lange würde ich brauchen, um so schneller zu schreiben als bisher?
Wie gesagt ist die Tastatur so konzipiert, dass man sie schnell erlernen kann. Nach einem Tag bist du sicher schon so schnell wie mit der alten. Die Gesten sind zudem sehr intuitiv: Wischt man den Buchstaben nach oben, wird er gross geschrieben. Nach links wischen, egal wo, löscht das vorherige Zeichen. Da gewöhnt man sich sehr schnell dran und wischt oft noch, auch wenn man wieder eine normale Tastatur verwendet.
Die Idee ist cool, ich zweifle jedoch daran, dass die Leute bereit sind, eine neue Tastatur zu erlernen.
Ich schreibe bereits seit einigen Monaten damit und bin deutlich schneller als zuvor – wobei natürlich noch Features fehlen, welche die Tippgeschwindigkeit weiter verbessern. Im Übrigen haben die früheren Handys ja nochmals eine ganz andere Tastenanordnung, die aber alle problemlos erlernt haben. Man konnte damit sogar ziemlich schnell schreiben. In meinen Augen ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich eine neue Tastatur für 1-2 Finger durchsetzt. Die herkömmliche QWERTZ-Tastatur ist ziemlich das einzige Element im Technikbereich, das so lange nicht weiterentwickelt wurde.
Bis jetzt gibt es WRIO erst als Testversion für Android-Smartphones. Wann kommt die fertige App und wird es auch eine iPhone-Version geben?
Wir möchten die App für Android Anfang 2016 fertig haben. Die Entwicklung einer iOS-Version ist ebenfalls geplant, wird aber derzeit noch durch Einschränkungen in Apples Betriebssystem erschwert.
Ihr sammelt seit heute Geld auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Wie viel Geld braucht ihr, um die App fertigzustellen?
Um die Android-App fertigzustellen und weiter zu optimieren, benötigen wir insgesamt 10'000 Franken. So könnten wir die noch fehlende Autokorrektur umsetzen. Ausserdem möchten wir, dass die App das Tippverhalten des Nutzers analysiert und so die Tippgenauigkeit mit der Zeit automatisch verbessert. Für 5 Franken erhält jeder Unterstützer die finale App. Mit einer 10-Franken-Unterstützung erhält man Zugriff zum Beta-Test und kann im Forum mitbestimmen, wie wir unser WRIO-Keyboard weiterentwickeln sollen.
Wie das Ganze in der Praxis funktioniert, erklärt das folgende Video besser als tausend Worte.
WRIO sammelt seit heute Geld auf Kickstarter für . die Fertigstellung der Tastatur-App
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