In der Stadt leben ist wieder angesagt. Das wahre urbane Lebensgefühl stellt sich jedoch nicht in den für Autos gebauten Millionenmetropolen ein. Begehrt sind Wohnungen in Städten wie Paris und London oder Genf und Zürich. Die Folgen sind überall die gleichen: Die Immobilienpreise explodieren, und der Mittelstand wird in die Agglo gedrängt.
Gentrifizierung heisst dieser Vorgang, in Zürich spricht man von «Seefeldisierung». Das ehemalige Handwerkerquartier zwischen Bellevue und Tiefenbrunnen ist zum Symbol geworden für ein Quartier, das in den letzten Jahren aufgepeppt und für Otto Normalverbraucher unerschwinglich geworden ist. Im Seefeld, so wird kolportiert, soll es heute die höchste Porsche-pro-Einwohner-Rate der Welt geben.
Monokultur ist schlecht, auch für eine Stadt. Damit das Leben pulsiert, braucht es eine bunt gemischte Bevölkerung. Das gelingt an der Limmat bisher ganz gut. Dank dem «roten Zürich» der Dreissigerjahre hat es heute noch einen Anteil von Genossenschaftswohnungen von rund 30 Prozent. Die Zürcherinnen wollen, dass das auch so bleibt. Im November 2011 haben sie einer entsprechenden Initiative klar zugestimmt.
Die Stadtregierung nimmt diesen Volksentscheid ernst und will daher im Seefeld auf der Höhe des Hornbachs eine Siedlung mit 122 bezahlbaren Wohnungen errichten. SVP und FDP – ausgerechnet die SVP(!) – wollen den Volkswillen nicht akzeptieren und legen regelmässig gegen solche Wohnprojekte ihr Veto ein. Und sie holen sich ebenso regelmässig eine blutige Nase.
Sei es das Schindlergut oder wie jetzt das Projekt Hornbach: Die Zürcherinnen und Zürcher wollen, dass es in der Stadt weiterhin bezahlbare Wohnungen gibt, auch im Seefeld. Sie lassen sich auch durch eine Neidkampagne der übelsten Sorte, an der auch die FDP beteiligt war, gegen angebliche «Luxuswohnungen» nicht abschrecken. Gut so. Öde Ghettos für Reiche gibt es genug – entlang beiden Ufern des Zürichsees.
Im Übrigen stimme ich dem Artikelinhalt völlig zu...