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Microsoft kündigt wegen Trump grosse Europa-Expansion an

Microsoft Cloud-Dienste (Symbolbild).
Microsoft ist nach Amazon und vor Google der zweitgrösste Cloud-Anbieter.Bild: Shutterstock

Microsoft kündigt wegen Trump grosse Europa-Expansion an

In Europa wachsen seit Donald Trump die Zweifel an IT-Diensten aus den USA. Nun reagiert Microsoft mit einer Charmeoffensive und verpflichtet sich zur digitalen Widerstandsfähigkeit Europas.
30.04.2025, 12:0830.04.2025, 12:08
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Microsoft verspricht seinen Kunden in Europa, die digitale Widerstandsfähigkeit des europäischen Kontinents unabhängig von geopolitischen und handelspolitischen Unwägbarkeiten aufrechtzuerhalten. «Als multinationales Unternehmen glauben wir an transatlantische Beziehungen, die gegenseitiges Wirtschaftswachstum und Wohlstand fördern», schrieb Microsoft-Präsident Brad Smith in einem Blogeintrag.

«Neue Massnahmen sollen Datenschutz, Cybersicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit Europas stärken – auch durch enge Zusammenarbeit mit europäischen Partnern und Open-Source-Initiativen.»
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Microsoft werde auch weiterhin die Privatsphäre der europäischen Daten schützen. Ausserdem werde sein Unternehmen den Aufbau eines breiten Ökosystems für Lösungen der Künstlichen Intelligenz und Anwendungen in der Cloud in ganz Europa unterstützen, heisst es in dem Blogeintrag von Smith. Microsoft werde stets dazu beitragen, die Cybersicherheit Europas zu schützen und zu verteidigen.

Zweifel an IT-Diensten aus den USA

Mit den Versprechen reagiert der weltgrösste Softwarekonzern auf den Vertrauensverlust unter europäischen Kunden gegenüber Tech-Konzernen wie Amazon, Apple, Google und Meta seit der zweiten Amtsübernahme durch US-Präsident Donald Trump. So steht das Datenabkommen zwischen den USA und der EU für den sicheren Austausch personenbezogener Daten über den Atlantik, das sogenannte EU-US-Data-Privacy-Framework, auf der Kippe.

Trump hat nämlich fast alle Mitglieder eines zentralen Gremiums, das für die Überwachung des Abkommens zuständig ist, entlassen. Etliche Microsoft-Kunden befürchten deshalb, dass die Dienste des US-Konzerns nicht mehr den Bestimmungen der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen.

Smith kündigte an, Microsoft werde seine Rechenzentrumskapazität in Europa in den kommenden zwei Jahren um 40 Prozent erhöhen. «Zusammen mit unseren jüngsten Baumassnahmen werden die Pläne, die wir heute ankündigen, unsere Rechenzentrumskapazität in Europa zwischen 2023 und 2027 mehr als verdoppeln.» Dies wird zu einem Cloud-Betrieb in mehr als 200 Rechenzentren auf dem gesamten Kontinent führen.

Kein Zugriff für Aussenstehende

Um den Befürchtungen entgegenzutreten, die Trump-Regierung werde sich Zugang zu Daten aus Europa verschaffen, bietet Microsoft künftig zusätzliche Sicherheits- und Verschlüsselungsoptionen an. Damit könne verhindert werden, dass Dritte – einschliesslich Microsoft – auf Kundendaten zugreifen können. Dabei werde sichergestellt, dass die Daten in einer vertrauenswürdigen Umgebung verarbeitet werden, die der Kunde allein kontrolliert.

Smith sagte zudem zu, dass Microsoft die europäischen Gesetze achten werde, auch um die Milliarden-Investitionen auf ein solides Fundament zu setzen. «Wir unterliegen den örtlichen Gesetzen, Vorschriften und Regierungen. Wie jeder Bürger und jedes Unternehmen sind auch wir nicht immer mit jeder Politik jeder Regierung einverstanden. Aber selbst wenn wir Fälle vor europäischen Gerichten verloren haben, hat Microsoft seit langem die europäischen Gesetze respektiert und eingehalten.»

Der Microsoft-Präsident betonte, man sei sich darüber im Klaren, dass die europäischen Gesetze für die Geschäftspraktiken seines Unternehmens in Europa gelten. Dazu gehörten auch das europäische Wettbewerbsrecht und der Digital Markets Act der EU. «Wir verpflichten uns nicht nur, eine digitale Infrastruktur für Europa aufzubauen, sondern auch die Rolle zu respektieren, die die Gesetze in Europa bei der Regulierung unserer Produkte und Dienstleistungen spielen.»

Hohe Umsätze ausserhalb der USA

Im Geschäftsjahr 2024 erzielte Microsoft weltweit einen Umsatz von mehr als 245 Milliarden US-Dollar, davon rund 49 Prozent ausserhalb der USA. Der Umsatzanteil von Europa am Gesamtumsatz von Microsoft dürfte – je nach Schätzung – zwischen 20 und 30 Prozent des Gesamtumsatzes liegen, da Asien-Pazifik, Kanada und andere Regionen ebenfalls unter «Non US» fallen.

(sda/awp/dpa)

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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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el Tom
30.04.2025 12:51registriert Februar 2024
Nice try.... aber jede amerikanische Firma unterliegt dem Cloud Act.... also kann DT wenn er will auf die Daten in der Cloud von MS, Amazon oder Google zugreifen.

Wenn MS es ernst meinen würde, würden sie sich von USA verabschieden und ein europäische Unternehmen werden.
Das wird aber kaum jemals passieren, von daher ist ein Wechsel auf eine Lösung eines europäischen Anbieters die einzig valable Alternative.
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Töffli-Gang
30.04.2025 12:46registriert Oktober 2018
Eigentlich können die erzählen was sie wollen. Das US-Gesetzt lässt dieses Vorhaben nicht zu.
Der Europa-Teil müsste ein komplett eigenständiges Unternehmen sein, dass absolut gar nichts mit dem US-Konzern zu tun hat.

Safe Harbor ist bereits vor Jahren gescheitert.
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John H.
30.04.2025 12:58registriert April 2019
Microsoft befürchtet anscheinend, dass eine eigenständige Softwareindustrie aufkommen könnte.
"Embrace, extend, and extinguish" ist da ihre Strategie.
Europa sollte nicht darauf hereinfallen und wie Töffli-Gang geschrieben hat darauf achten, vollständig eigenständig zu werden.
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