Dieser Beitrag vermittelt zu wichtigen Produkt-Kategorien, wie du auf europäische Hersteller umsteigen kannst. Dabei ist zu betonen: Es handelt sich um eine subjektive Auswahl. Wo immer möglich und sinnvoll, berücksichtigt watson Schweizer Anbieter. In diesem ersten Teil geht es um Software, Hardware folgt später.
Als Inspiration dienen Beiträge des Techbloggers Mike Kuketz, der beim unabhängigen Social-Media-Dienst Mastodon den Hashtag #UnplugTrump geprägt hat, sowie die Zusammenstellungen weiterer Autoren. Speziell zu erwähnen ist die Website «European Alternatives», ein Projekt des Software-Entwicklers Constantin Graf, das europäische Alternativen zu digitalen Produkten sammelt und bewertet (siehe Quellen).
Anmerkung: Der Fokus des Artikels liegt auf Ratschlägen für Konsumentinnen und Konsumenten. Für Firmen und andere Geschäftskunden hält die oben erwähnte Website weitere Produkt-Kategorien bereit.
Ob Amazon, Apple, Alphabet (Google), Meta (Facebook) oder Microsoft: Die weltweit führenden Techkonzerne haben eine zu grosse Marktmacht erlangt. Und nun setzen die amerikanischen Tech-Oligarchen auf Donald Trump, um Europas Gegenwehr zu schwächen.
Die gute Nachricht: Auch wenn wir das Gefühl haben, den Silicon-Valley-Giganten ausgeliefert zu sein, gibt es gute europäische Produkte, die den technischen Vergleich kaum zu scheuen brauchen. Dass wir diese Alternativen bislang nicht stärker nutzen und unterstützen, liegt vor allem an den unfairen Rahmenbedingungen, die die europäischen Herausforderer benachteiligen, und an unserer eigenen Bequemlichkeit.
Beides können wir ändern. Zum einen, indem wir nur noch Politikerinnen und Politikern unser Vertrauen schenken, die sich für ein Aufbrechen der US-Dominanz und für fairen Handel einsetzen. Zum anderen, indem wir ganz bewusst in unserem Alltag auf Hardware und Software umschwenken, die entweder aus Europa oder von demokratischen Ländern in Asien stammt.
«Democracy Dies in Darkness» lautet der Slogan der einstmals angesehenen «Washington Post». Unter ihrem Eigentümer, dem Tech-Oligarchen und Amazon-Gründer Jeff Bezos, verrät die US-Zeitung ihre Ideale. Und wir lernen daraus, dass nur schonungslose Transparenz gegen Machtmissbrauch und Korruption hilft. Bezogen auf die Techbranche bedeutet dies: Wenn immer möglich, sollten wir Open-Source-Software nutzen und fördern.
Positiver Nebeneffekt, wenn wir die Dienste der amerikanischen Techgiganten meiden: Damit tun wir auch etwas gegen ihre ungeheure Datensammelwut. Der Kampf gegen den digitalen «Überwachungs-Kapitalismus» ist im angebrochenen KI-Zeitalter umso wichtiger.
Wir müssen noch über den roten Elefanten im Raum sprechen: China. Bei fast aller Hardware, die wir hierzulande nutzen, stecken Komponenten aus China drin. Das lässt sich nicht auf die Schnelle ändern. Russlands verbrecherischer Angriffskrieg gegen die Ukraine hat jedoch gezeigt, dass es potenziell verheerend ist, sich von einer einzigen Grossmacht abhängig zu machen. Auch hier gilt: Wir brauchen dringend mehr politische Akteure mit Herz und Weitblick, die sich für eine Zukunft einsetzen, in der Europa auf eigenen Füssen steht.
Und damit zu den konkreten Ratschlägen, was europäische statt amerikanische Produkte betrifft.
Bevor wir zu sinnvollen (und brauchbaren) App-Alternativen aus Europa kommen, müssen wir über die amerikanische Marktdominanz bei den Betriebssystemen sprechen. Bei Mobilgeräten und stationären PCs.
Immerhin gibt es Linux. Die Open-Source-Software bildet die Grundlage für Linux-Distributionen, die auf diversen Computern installiert werden können. Ein gewisses technisches Interesse ist dabei Voraussetzung.
Als Mac- und Windows-Alternative ist etwa die benutzerfreundliche Linux-Distribution Ubuntu zu erwähnen, die den Umstieg auf freie Software erleichtert.
Mike Kuketz rät Smartphone-Usern, beim mobilen Betriebssystem auf GrapheneOS oder iodéOS zu setzen, die zwar ebenfalls auf Android (von Google entwickelt) basieren, aber «ohne vorinstallierte Google-Spy-Apps» auskommen und mehr Kontrolle über die eigenen Daten ermöglichen. Auch LineageOS oder CalyxOS seien «eingeschränkt empfehlenswerte Alternativen», wenn man Google (und Apples iPhone) meiden wolle.
Beim Surfen im World Wide Web (WWW) machen die grossen US-Techkonzerne mit ihren immensen Mitteln die Konkurrenz platt. «European Alternatives» listet denn auch gerade mal zwei Alternativen zu Google Chrome, Microsoft Edge und Apple Safari auf:
Mike Kuketz rät von Vivaldi und Mullvad (und Opera) ab, wie du in seinen ausführlichen Hintergrund-Beiträgen nachlesen kannst. Er empfiehlt den von der gemeinnützigen Mozilla-Stiftung finanzierten Firefox-Browser (für Mobilgeräte und Desktop-Rechner verfügbar), der zuletzt wegen geänderter Nutzungsbestimmungen kritisiert wurde und schliesslich einlenkte. Sowie die Firefox-Alternative LibreWolf (PC) und Brave (Mobil/Desktop).
Überwinde deinen inneren Schweinehund! Es ist Zeit, WhatsApp in den Wind zu schiessen und auf dem Smartphone eine Messenger-App zu verwenden, hinter der kein US-Konzern und Trump-Unterstützer steckt.
Die Website «European Alternatives» listet u. a. folgende europäische Messenger-Alternativen auf:
Wenn es um WhatsApp-Alternativen geht, ist natürlich auch die Signal-App zu erwähnen. Allerdings hat die gemeinnützige Stiftung, die hinter dem technisch hervorragenden Messenger steht, ihren Sitz in den USA.
Die Datenkrake Google und weitere US-Anbieter locken mit vermeintlich kostenlosem Webmail, also mit E-Mail-Postfächern, die über den Browser zugänglich sind. Wer solche Dienste nutzt, ist selbst das Produkt, respektive bezahlt mit eigenen Nutzungsdaten. Gut zu wissen: Der Wechsel von Gmail, Outlook (früher Hotmail) und Co. zu einem demokratiefreundlichen europäischen Anbieter lässt sich relativ einfach bewerkstelligen.
Die Website «European Alternatives» listet u. a. folgende sichere und zuverlässige Webmail-Anbieter auf:
Erwähnenswert ist auch das Schweizer Unternehmen Hostpoint mit seinem E-Mail & Cloud Office.
Mike Kuketz rät:
Die Website «European Alternatives» listet zudem noch folgende europäische Suchmaschinen auf:
Und was ist mit DuckDuckGo?
Gegenfrage: Warum sollte man einer Suchmaschine vertrauen, deren Betreiberin ihren Sitz in den USA hat und somit grundsätzlich verpflichtet ist, mit US-Behörden wie dem FBI, der NSA und der CIA zusammenzuarbeiten? «Es gibt sicherlich andere Suchmaschinen, denen man mehr vertrauen kann als DuckDuckGo», so Kuketz.
Bei den europäischen ChatGPT-Alternativen sieht es leider ziemlich dürftig aus. 😌 Die Website von Constantin Graf listet nur eine Alternative aus Frankreich auf:
Der KI-Chatbot von Mistral AI läuft vollständig in europäischen Rechenzentren und erfüllt die vergleichsweise hohen EU-Datenschutzstandards.
Eine europäische Video-Plattform, die YouTube inhaltlich das Wasser reichen kann, gibt es leider nicht.
In der Zwischenzeit kannst du PeerTube eine Chance geben. Das ist eine französische Alternative, die auf freier Software basiert und dich nicht ausspioniert. Wie bei Mastodon erfolgt der Datenaustausch mit anderen Servern über das ActivityPub-Protokoll. Das Ganze steht also nicht unter der Kontrolle eines Konzerns.
Ok, das wird jetzt ein bisschen wehtun! 😉
Der persönliche Rat des watson-Redaktors: Wage den Selbstversuch und deinstalliere die Social-Media-Apps auf deinem Handy, von Instagram bis TikTok, und melde dich auch auf deinen anderen Geräten von allen Social-Media-Plattformen der Techkonzerne ab. Und dann beobachte dich eine Woche lang selbst. Du wirst die positive Wirkung auf deine Gesundheit kaum glauben!
Mike Kuketz empfiehlt:
Falls du dich abseits von Doomscrolling und süchtig machenden Algorithmen solcher Plattformen weiterhin über Social Media informieren möchtest, ist Mastodon (ja, ein dummer Name) tatsächlich einen Versuch wert. Der Einstieg ist nicht so mühsam, wie alle behaupten.
PS: Bluesky ist leider wie X amerikanisch.
Wenn wir uns weiter auf den Social-Media-Plattformen der US-Konzerne bewegen, zum Beispiel, um auf X gegen die demokratiefeindlichen Machenschaften zu protestieren, erreichen wir damit nichts, sondern tragen im Gegenteil zur Dominanz solcher Plattformen bei.
Falls du dich rund um die Uhr über das Weltgeschehen informieren möchtest, gibt es statt Social Media ganz passable News-Apps aus Europa. Positiver Nebeneffekt: Wenn du die journalistischen Anbieter direkt besuchst und ihnen dein wertvollstes Gut, deine Zeit, schenkst, stärkst du damit die Medienfreiheit.
Die zum Microsoft-Konzern gehörende Social-Media-Plattform ist nichts anderes als ein US-Datenkrake, der sich als berufliches Online-Netzwerk tarnt.
Die einzige europäische Alternative:
Update: Zu Xing hat der Schweizer Digital-Experte und Rechtsanwalt Martin Steiger Einwände. Beim Social-Media-Dienst Mastodon kommentierte er:
Es handle sich um eine Social-Media-Plattform, die «weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit» stattfinde «und vor allem durch Nutzer:innen auffällt, die für sie überraschende Rechnungen erhalten».
watson schliesst sich dem Rat von Mike Kuketz an:
Tech-Oligarch Jeff Bezos gehört zu den grössten Profiteuren des neuen Unrechts-Systems unter Trump. Wenn du gerade dabei bist, könntest du das Monats-Abo zum Amazon-Streaming-Dienst Prime kündigen.
Das Gleiche gilt im Prinzip für die anderen populären Streaming-Plattformen, ob Netflix, Apple TV+, Disney+ oder wie sie auch immer heissen. Hinter allen stecken mächtige US-amerikanische Unternehmen.
Zugegeben, bei legalen Streaming-Anbietern aus Europa ist die Auswahl eingeschränkt. Mit gutem Gewissen kann watson die ARTE-App und diverse Mediatheken-Apps des öffentlich-rechtlichen Rundfunks empfehlen, sowie Play Suisse vom Schweizer Fernsehen (SRF).
PS: In der Schweiz ist das Herunterladen und Streamen von Filmen und Serien aus allen Quellen erlaubt (!). Man muss jedoch wissen, was man tut, denn es gibt sicherheitstechnische und rechtliche Risiken.
VPN steht für Virtual Private Network und bezeichnet eine Internetverbindung, die von Dritten nicht einsehbar ist. VPN-Dienste schützen also die Privatsphäre und helfen beim Online-Shopping Geld zu sparen.
Die Website «European Alternatives» listet u. a. die folgenden europäischen Anbieter auf:
Erwähnenswert ist auch NordVPN, der ursprünglich aus Litauen stammende Marktführer, der in unabhängigen Tests häufig am besten abschneidet.
Die Chancen stehen gut, dass du in dieser Produkt-Kategorie bereits auf einen europäischen Anbieter setzt. Gemeint ist damit natürlich DeepL. Dieser deutsche Übersetzungs-Dienst bietet hervorragende Qualität und braucht sich nicht vor Google Translate zu verstecken, er bietet allerdings weniger Sprachen an.
Die Website «European Alternatives» listet u. a. die folgenden europäischen Übersetzer-Dienste auf:
Hierzu empfiehlt die Website «European Alternatives» LanguageTool, ein Grammatik-, Stil- und Rechtschreibprogramm aus Deutschland.
Google ist die unangefochtene Nummer 1, wenn es um Karten-Apps und Navigationsdienste geht. Gefolgt von Apples hauseigener Anwendung. Die beiden Marktführer machen sich die enge Verzahnung mit ihren Handy-Betriebssystemen Android und iOS (iPhone) zunutze. Dagegen kommt nicht mal Microsoft an.
Tatsächlich gibt es aber sinnvolle Alternativen, bei denen die wertvollen User-Daten nicht nach Amerika fliessen. Die Website «European Alternatives» listet u.a. die folgenden europäischen Navigations-Dienste auf:
Der Rat von Kuketz ist deutlich:
Zu erwähnen ist auch der Ende 2024 hochgekochte Skandal um die Tochterfirma PayPal Honey. Das Gratis-Tool, das als Browser-Erweiterung angeblich die besten Online-Rabatte sucht, steht unter Betrugsverdacht.
Statt auf die Bezahldienste der grossen US-Techkonzerne zu setzen, empfehlen sich regionale Anbieter. Hierzulande erwähnenswert ist – trotz gewisser Unzulänglichkeiten – der Schweizer Anbieter Twint.
Wolfgang Oels, Chief Operating Officer (COO) der in Berlin ansässigen Suchmaschine Ecosia, bringt das Problem wie folgt auf den Punkt:
Wie am Wochenende publik wurde, fordern um die 100 europäische Unternehmen und Organisationen einen grundlegenden Politikwechsel. Die Europäische Union (EU) soll sich auf die Förderung einheimischer Alternativen konzentrieren – von Apps, Plattformen und KI-Modellen bis hin zu Chips, Computern, Speichern und Konnektivität. So steht es in einem offenen Brief an die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, und die EU-Digitalkommissarin Henna Virkkunen.
Die Nachfrage nach in Europa hergestellten Technologien müsse staatlich gefördert werden. Sonst bestehe das Risiko, dass US-Techkonzerne wie Amazon die Bereitstellung kritischer digitaler Infrastrukturen in Bereichen wie Cloud-Computing vollständig übernehmen.
Wie hältst du es mit Software grosser US-Unternehmen? Verzichtest du ab sofort oder beim nächsten Kauf auf entsprechende Marktführer-Produkte und gibst einer europäischen Alternative eine Chance?
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Wer zahlt einmalig schon unverschämt teure 2.- für Threema, wenns WA gratis gibt und es sowieso alle haben. Dazu gibt es dann jedes 3. Jahr ein neues iPhone für läppische 1000 Stutz.
Auf der anderen Seite hätte eine Abkehr vom F-35 sicherlich den grösseren Effekt.
Duden bietet seit Jahren Duden Mentor an. Dabei kann man einfach Texte oder Dokumente reinkopieren und sie auf die deutsche Rechtschreibung kontrollieren. Das gibt es auch als Word-Add-on. Näher an korrekte Rechtschreibung/Grammatik geht nicht wirklich.