Nach dem Anschlag auf eine Hochzeitsfeier im türkischen Gaziantep ist die Zahl der Toten auf 50 gestiegen. Fast 100 weitere Gäste seien bei dem Bombenattentat in der Provinzhauptstadt Gaziantep verletzt worden.
Das teilte der Gouverneur der Stadt, Ali Yerlikaya, am Sonntag mit. Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den «Terroranschlag» vom Samstagabend. Auch am Morgen danach war weiter unklar, wer ihn verübt hat. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu explodierte der Sprengsatz inmitten einer Hochzeitsgesellschaft, die auf offener Strasse im Beybahce-Viertel von Gaziantep feierte.
Nach Angaben der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP handelte es sich um eine kurdische Hochzeit, unter den Todesopfern seien mehrere Kinder. In dem Stadtviertel leben dem Vernehmen nach vor allem Kurden.
Chaotische Szenen
Anadolu berichtete unter Berufung auf den Gouverneur von Gaziantep, es habe insgesamt 30 Tote und 94 Verletzte gegeben. Zahlreiche Krankenwagen rasten zum Anschlagsort. In sozialen Medien kursierten Videos, die chaotische Szenen zeigten. Menschen schalteten die Taschenlampenfunktion ihres Smartphones ein und irrten auf der Suche nach verletzten Freunden und Angehörigen umher. Am Boden lagen viele blutende Menschen.
Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Mehmet Simsek sprach von einem mutmasslichen Selbstmordattentat. Auch der Sender NTV berichtete, die Attacke gehe wohl auf das Konto eines Selbstmordattentäters.
Ein Abgeordneter der Regierungspartei AKP, Samil Tayyar, äusserte laut der Nachrichtenagentur Dogan die Vermutung, dass hinter dem Anschlag in Gaziantep am ehesten die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) stecken dürfte, die jenseits der nahen Grenze in Syrien weite Gebiete beherrscht. Der IS hat sich bislang noch zu keinem der ihm zugeschriebenen Anschläge in der Türkei bekannt.
Nachrichtenverbot verhängt
Kurz nach dem Anschlag verhängte die Rundfunkbehörde ein teilweises Nachrichtenverbot, wie dies bei anderen Attentaten in der Vergangenheit auch schon der Fall gewesen war. Anadolu verbreitete indes eine Stellungnahme Erdogans, wonach die Täter das türkische Volk zu «provozieren versuchen», indem sie «ethnische und religiöse Empfindlichkeiten» für ihre Zwecke nutzten.
Er mache dabei keinen Unterschied zwischen der kurdischen Untergrundorganisation PKK, der Bewegung des Islam-Predigers Fetullah Gülen und dem IS. Auch die pro-kurdische HDP, die drittgrösste Partei im türkischen Parlament, reagierte entsetzt.
Die rund 1.5 Millionen Einwohner zählende Stadt Gaziantep liegt unweit der Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien. Neben der PKK operiert im Südosten der Türkei auch die IS-Miliz, die dort schon mehrfach Anschläge verübt hat.
Unklar ist, ob zwischen dem Anschlag in Gaziantep und dem Bürgerkrieg in Syrien ein direkter Zusammenhang besteht. (sda/dpa/afp)