Ein belgischer Polizist im türkischen Istanbul hat nach Angaben der Regierung in Brüssel den Informationsfluss über den Attentäter Ibrahim El Bakraoui zwischen beiden Ländern verschleppt. Das gab der belgische Innenminister Jan Jambon bekannt.
Der Verbindungsbeamte habe «mindestens nachlässig und weder sehr proaktiv noch sehr engagiert» gehandelt, als die türkischen Behörden Angaben zu El Bakraoui gemacht hätten, sagte Jambon am Freitag vor Parlamentariern. Der Mann habe «einen Fehler gemacht», was «inakzeptabel» sei.
Jambon gab an, El Bakraoui sei am 11. Juni im türkischen Gaziantep an der Grenze zu Syrien festgenommen worden, worüber der belgische Verbindungsbeamte in Istanbul am 26. Juni informiert worden sei. Drei Tage später habe der Polizist die Informationen nach Brüssel weitergeleitet.
Die dortige Antiterrorbehörde habe daraufhin um weitere Informationen über den in Belgien wegen kleinerer Delikte verurteilten El Bakraoui gebeten. Bis zum 20. Juli sei jedoch nichts geschehen. «Der Verbindungsoffizier hat nichts unternommen, es gab seinerseits keine Kommunikation mehr», sagte Jambon.
Erdogan wiederholt Kritik
Die Türkei hatte Belgien zuvor vorgeworfen, Warnhinweise über den des Landes verwiesenen El Bakraoui ignoriert zu haben. Am Freitag bekräftigte Staatschef Recep Tayyip Erdogan die Kritik. Die belgischen Behörden hätten «nicht das Notwendige unternommen», sagte er.
El Bakraoui und ein weiterer Selbstmordattentäter, Najim Laachraoui, hatten sich am Dienstag am Flughafen Brüssel-Zaventem in die Luft gesprengt. Rund eine Stunde später verübte El Bakraouis Bruder Khalid in einer U-Bahnstation einen Selbstmordanschlag. Insgesamt wurden mindestens 31 Menschen getötet und 300 weitere verletzt.
Belgiens Justizminister Koen Geens, der sich am Freitag ebenfalls im Parlament äusserte, hatte am Donnerstag angegeben, die Regierung sei im Sommer erst nach der Rückkehr El Bakraouis von dessen Abschiebung durch die Türkei informiert worden. Allerdings sei die belgische Botschaft im Juni über die Festnahme informiert worden.
Erdogan zufolge hatten die türkischen Behörden Belgien gewarnt, dass es sich bei dem abgeschobenen Mann um einen «ausländischen terroristischen Kämpfer» handle. Die belgischen Behörden hätten dies jedoch nicht bestätigen können und den Mann nach seiner Abschiebung freigelassen. (sda/afp)