Das Zentrum Paul Klee erhielt am Mittwoch Besuch vom berühmten chinesischen Künstler Ai Weiwei. Er erklärte, warum die Kunstausstellung «Chinese Whisperers» in Bern das Leben in China gut eingefangen hat und weshalb er ein Fan des Internets ist.
Kunst wiederspiegle die Gesellschaft besser als jedes Geschichtsbuch, sagte Ai Weiwei im Zentrum Paul Klee vor den Medien. Ai Weiwei ist einer der berühmtesten Künstler Chinas, für viele der grösste überhaupt. Er selber bezeichnet sich auch als Aktivist. Bekannt ist er als Kritiker des kommunistischen Systems in China und für sein politisches Engagement. Heute lebt er in Berlin. In der Ausstellung in Bern sind natürlich auch Werke von ihm selber zu finden.
In Europa sei die Kunst viel breiter und offener, sagte Ai Weiwei. Gewisse Themen dürften in China nicht angesprochen werden. Er ist ein grosser Fan des Internets. Das Internet sei seine Art, die Kunst zu üben und nachzudenken. Ai Weiwei betreibt einen eigenen Blog und stellt Bilder auf sein Instagram-Profil. Er vergleicht aber auch immer mit China und erwähnt die Zensur des Internets durch die chinesische Regierung. In China kann sein Name nicht einmal in eine Suchmaschine eingetippt werden.
Auf die Frage, ob es einfacher sei, in China oder Europa Kunst umzusetzen, antwortete er, dass die beiden Länder verschiedene Probleme auf menschlicher Ebene hätten. «Ich bin auf jeden Fall viel beschäftigter in Europa», sagte er lachend.
Als nächstes folgt die Flüchtlingskrise
Dass er beschäftigt ist, lässt sich nicht abstreiten. Er ist auch Professor an der Universität Berlin. Zudem liess er es sich nicht nehmen, schon für sein nächstes Projekt zu werben: eine Dokumentation über die Flüchtlingskrise. Alle Flüchtlinge, die er interviewt habe, hätten ihm gesagt, sie würden nicht nach Europa kommen für ein besseres Leben, sondern zum Überleben und um in Sicherheit sein zu können. Ai Weiwei ist überzeugt, dass Europa das Potential hat, zu helfen. Die Flüchtlingskrise sei eine Art Test für unsere Humanität.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der Gesprächsreihe «Chinese Challenges» im Zentrum Paul Klee statt. Im Vordergrund stand nicht primär die Kunst, sondern die Alltagsrealität in China und die aktuellen Herausforderungen des Landes.
Die nächste und letzte Veranstaltung wird es am 24. Mai mit dem Thema «Kurswechsel: Die chinesische Wirtschaft und ihre Herausforderungen» geben. Die Ausstellung «Chinese Whisperers», eine Dokumentation über China durch Kunst, ist noch bis zum 19. Juni im Zentrum Paul Klee und Kunstmuseum Bern geöffnet. (sda)