Russell Stover bleibt Lindt & Sprüngli-Sorgenkind

Russell Stover bleibt Lindt & Sprüngli-Sorgenkind

11.03.2018, 12:12

Lindt & Sprüngli-Chef Dieter Weisskopf glaubt weiterhin an ein organisches Wachstum von 6 bis 8 Prozent für die nächsten Jahre, wie er in einem Interview sagte. Derzeit bremst aber US-Tochter Russell Stover den Konzern aus. Das beschäftigt auch die Wirtschaftsprüfer.

Für dieses Jahr sei die Wachstumsprognose «vorsichtigerweise» auf 5 Prozent gesenkt worden, sagte Weisskopf im Interview mit der «SonntagsZeitung». Grund sei der Markt in den USA. Schon im letzten Jahr verfehlte Lindt & Sprüngli mit 3.7 Prozent die eigenen Wachstumsziele.

Auf die Frage, ob er den 2014 übernommenen Pralinéproduzenten Russell Stover falsch eingeschätzt habe, antwortete Weisskopf: «Uns hat die Entwicklung im Drogeriehandel überrascht».

Dort habe das Unternehmen eine starke Präsenz und Kundschaft. Allerdings gehen weniger Kunden in die Drogerien, weil der Onlinehandel und andere Anbieter diesen das Monopol für verschreibungspflichtige Medikamente streitig machen. Das wiederum ist auch schlecht für die Impulskäufe von Schokolade in der Drogerie.

Revisoren nehmen Goodwill unter die Lupe

Die Frage, ob das Management Russell Stover falsch eingeschätzt hat, beschäftigt inzwischen auch die Revisoren von PWC. Denn in den Büchern von Lindt & Sprüngli stehen 769 Millionen Franken an Goodwill im Zusammenhang mit der Übernahme von Russell Stover.

Die Revisoren führten diesen Goodwill in ihrem Prüfbericht als besonders wichtigen Prüfungssachverhalt auf, wie die «NZZ am Sonntag» bekannt machte. Der Grund: Die Bewertung des Goodwills hängt von den zukünftigen Ergebnissen von Russell Stover ab und damit von Schätzungen und Prognosen der Geschäftsleitung. Sind diese bislang zu hoch ausgefallen, drohte eine Wertberichtigung.

Im Jahr 2017 lag die Performance von Russell Stover unter der Prognose, wie PWC festhält. Die Geschäftsleitung habe diese Situation in der diesjährigen Berechnung angemessen abgebildet.

Nach einer Prüfung der Schätzungen, Prognosen und Bewertungen der Geschäftsleitung kam PWC zum Schluss, dass die verwendeten Modelle und Annahmen geeignet seien, um die Werthaltigkeit der immateriellen Vermögenswerte nachzuweisen.

Wertberichtigung droht

Im Klartext: Dieses Jahr keine Wertberichtigung vorzunehmen, war gerechtfertigt. Doch wenn sich die US-Tochter weiter unter den Erwartungen entwickelt, droht ein solcher einfach später.

Laut Experten ist das durchaus nicht unwahrscheinlich: Aus heutiger Sicht sei die Übernahme strategisch richtig gewesen, aber überbezahlt, zitiert die «NZZ am Sonntag» Marc Possa, Fondsmanager des Aktienfonds SaraSelect. Sollte das US-Geschäft noch ein bis zwei Jahre schwach bleiben und die Zinsen in den USA wie allgemein erwartet steigen, käme Lindt um eine Wertberichtigung wohl nicht herum. (sda)

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