WEF 2016: Weniger europäische Staatschefs am WEF

WEF 2016: Weniger europäische Staatschefs am WEF

13.01.2016, 16:24

Griechenland, Ukraine, Atomverhandlungen mit dem Iran: Zuletzt nutzten die Staats- und Regierungschefs der grossen EU-Länder das WEF in Davos für ihre Notfall-Diplomatie. In diesem Jahr ist die Gästeliste europäischer Spitzenpolitiker etwas kürzer.

Zu den grossen Abwesenden zählen etwa die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident François Hollande und Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi, wie aus der Liste bestätigter WEF-Teilnehmer hervorgeht, die das Weltwirtschaftsforum (WEF) am Mittwoch in Cologny GE veröffentlichte.

Mit David Cameron und Justin Trudeau werden unter den G7-Ländern einzig Grossbritannien und Kanada ihre Regierungschefs ans WEF entsenden. Zudem reisen alle Bundesräte ausser Justizministerin Simonetta Sommaruga nach Davos.

USA stark vertreten

Mehr als 40 Staats- und Regierungschefs werden der 46. WEF-Auflage, die am kommende Woche beginnt, ihre Aufwartung machen. Während Europa etwas aus dem Scheinwerferlicht heraustreten wird, dürften die Krisenherde des Nahen und Mittleren Osten und in Nordafrika sowohl die Reden und Panels auf dem «Zauberberg» wie auch die Gespräche und Verhandlungen in den Hinterzimmern dominieren.

Mit Spannung erwartet werden die Delegationen der Nachbarstaaten des Bürgerkrieglands Syrien: Die Türkei (Ahmet Davutoglu), der Irak (Haïdar Abadi), Israel (Benjamin Netanjahu), und der Libanon (Tammam Saeb Salam) werden durch die jeweiligen Premierminister vertreten, Jordanien durch Königin Rania Al Abdullah. Tunesien und Mali sowie Afghanistan und Pakistan entsenden ebenfalls ihren höchsten politischen Amtsträger.

Die höchstrangige Delegation seit Jahren stellen die USA: Angeführt wird sie von Vizepräsident Joe Biden, dazu gesellen sich nicht weniger als fünf Regierungsmitglieder, darunter Aussenminister John Kerry und Verteidigungsminister Ashton Carter.

Nordkorea ausgeladen

Eine Überraschung wurde an der Medienkonferenz in Cologny bekannt: Nordkorea wurde kurzerhand wieder ausgeladen, obwohl das Land nach 18 Jahren wieder einmal eine Einladung von den WEF-Organisatoren erhalten hatte.

Der Grund: Das kommunistische, autoritär regierte Land hatte in der vergangenen Woche bekanntgegeben, es habe eine Wasserstoffbombe in Miniaturform zur Explosion gebracht. Damit verstiess es gegen internationale Sanktionen.

«Nach dem Atomtest konnten wir die Einladung nicht aufrechterhalten», erläuterte Vorstandsmitglied Philipp Rösler. «Dieses Vorgehen widerspricht dem Ziel des Weltwirtschaftsforum, den Zustand der Welt zu verbessern.»

«Vierte industrielle Revolution»

Die 46. WEF-Jahrestagung findet vom 20. bis 24. Januar statt. Mehr als 2500 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Kunst und Medien hat die WEF-Stiftung dazu ins Davoser Kongresszentrum geladen.

Motto der diesjährigen Ausgabe ist die «Bewältigung der vierten industriellen Revolution». Darunter versteht das WEF die rasant fortschreitende technologische Entwicklung des Internets, leistungsfähiger Sensoren, künstlicher Intelligenz und des maschinellen Lernens.

«Die vierte industrielle Revolution kam über uns, wie ein Tsunami, und sie kann ganze Existenzen verändern», sagte WEF-Gründer Klaus Schwab vor den Medien. Er äusserte sich besorgt darüber, dass die Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen stattfinden, so schnell sei, dass die Politik mit der Entwicklung nicht schritthalten könne.

Sorgen würden ihm auch die Folgen für die Beschäftigung bereiten: Er sei überzeugt, dass viele Arbeitsstellen «zerstört» würden - beispielsweise durch selbstfahrende Fahrzeuge. «Wenn wir nicht vorbereitet sind, wird dies zu eine Welle neuer sozialer Konflikte für den Mittelstand führen», so Schwab.

Da die «vierte Revolution» stark vom IT-Sektor geprägt wird, werden mehrere Spitzenvertreter mehrere Branchenriesen in Davos erwartet, so vom Google-Mutterkonzern Alphabet (Eric Schmid), von Facebook (Sheryl Sandberg) und Alibaba (Jack Ma Yun). Die Augen werden auch auf Firmenchefs Übernachtungsanbieter Airbnb und Taxidienst Uber gerichtet sein, die sich in dem neuen Umfeld mit neuen Geschäftsmodellen erfolgreich durchgesetzt haben. (sda)

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