Bei einem Brand in einem überfüllten Heim für misshandelte Kinder in Guatemala sind am Mittwoch mindestens 20 Mädchen ums Leben gekommen. 24 Verletzte, darunter sechs in lebensbedrohlichem Zustand, wurden nach Spitalangaben behandelt.
Die Brandursache war zunächst unklar. Nach dem die Staatsanwaltschaft zunächst den Tod von 19 Mädchen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren bestätigt hatte, erlag später ein weiteres Mädchen im Alter von 14 Jahren seinen schweren Verbrennungen, wie ein Spitalsprecher sagte.
Die meisten Leichen waren laut Mayra Veliz von der Staatsanwaltschaft vollständig verkohlt. Die Opferzahlen seien nur vorläufig, da der Brandort noch nicht komplett abgesucht sei.
Überbelegt
Das Feuer war in einem Heim in San José Pinula ausgebrochen, einer Ortschaft in der Nähe der Hauptstadt Guatemala-Stadt. Nach Feuerwehrangaben wurden die Verletzten mit Verbrennungen ersten, zweiten und dritten Grades in Spitäler der Hauptstadt gebracht.
Das Mariä-Himmelfahrt-Heim war 2006 gebaut worden. In der vom staatlichen Wohlfahrtdienst überwachten Einrichtung lebten Minderjährige, die in ihren Familien misshandelt wurden oder auf der Strasse lebten. Vorgesehen war das Heim für 400 Bewohner, Medienberichten lebten dort aber fast doppelt so viele.
Protest
Berichten zufolge hatten Kinder und Jugendliche in der Nacht gegen sexuellen Missbrauch durch das Personal, mangelnde Verpflegung und allgemein schlechte Lebensbedingungen in dem Heim protestiert. Es hatte bereits zuvor Berichte über Misshandlungen in der Unterkunft gegeben, Dutzende Heimkinder waren vergangenes Jahr davongelaufen.
Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF bezeichnete das Unglück in dem Heim als «Tragödie». Die Kinder und Jugendlichen dort «müssen geschützt werden», erklärte UNICEF im Kurzbotschaftendienst Twitter. Das guatemaltekische Parlament hielt eine Schweigeminute für die Brandopfer ab.
Schliessung verlangen
Guatemalas Staatsanwältin für Kinderrechte, Hilda Morales, erklärte, sie werde die Schliessung des Heims verlangen. Die Mitarbeiter im Heim, die ihre Pflicht vernachlässigt hätten, sollten strafrechtlich verfolgt werden.
Der Staatsanwalt Harold Flores sagte dem Radiosender Emisoras Unidas, seit vergangenem Jahr habe es verstärkt Beschwerden gegeben, dass Bewohner des Heims vor sexuellem Missbrauch geflohen seien. Zur Klärung der Brandursache und der Verantwortlichen des Unglücks sei eine Untersuchung eingeleitet worden. (sda/afp)