Smarte Innovation, «Schrott aus Asien» oder Missbrauch des öffentlichen Grunds: Die gelben Velos der asiatischen Verleih-Firma oBike, die seit Anfang Juli im Raum Zürich stehen, sorgen für Diskussionen - und polarisieren. Dies zeigt ein Blick in die Onlineforen.
Einige Leserinnen und Leser äussern sich bewundernd über das sogenannte Freefloating-Modell, das ohne feste Standplätze funktioniert. Wozu Schweizer Firmen Jahre benötigten (...) schafften es die Asiaten in kürzester Zeit, heisst es etwa in einem Kommentar auf dem Online-Portal von «20 Minuten».
Dass ein ausländisches Start-up von heute auf morgen eine Idee umsetze, die von inländischen Unternehmen «auch nach jahrelangen Diskussionen» nicht realisiert werden könne, sei «typisch für die Schweiz», heisst es in einem anderen Kommentar verdriesslich.
Positiv äussert sich auch eine dritte Person. «Bitte diese Velos nicht einsammeln!», schreibt sie. Das Veloverleih-System sei eine wunderbare Idee: Viele brauchten kein eigenes Velo mehr und könnten einfach kurz dieses oBike nehmen. «Auf lange Sicht stehen so weniger Velos herum!»
«Dieses System funktioniert in Asien super. Bloss die doofen Leute hier wissen es nicht zu schätzen», fügt ein weiterer «20 Minuten»-Leser hinzu.
Unfaire Konkurrenz
Doch nicht alle können den gelben Velos aus Fernost etwas abgewinnen. Ein Kommentar auf der Internetseite von Schweizer Radio und Fernsehen SRF ist gespalten. «Einerseits finde ich es eine Schweinerei, dass eine private Firma auf öffentlichem Grund ellbögelnd Gewinne einfährt», kritisiert die Person.
Andererseits hätten es die Städte verpasst, selbst ein solches System geregelt hinzustellen. «Als Steuerzahler ärgere ich mich so oder so.»
Eine weitere Leserin stört sich daran, dass die Firma aus Singapur zur Konkurrenz für bestehende Veloverleih-Systeme in Zürich und Bern werde, die als Integrationsprogramm dienten und meistens von Arbeitslosen betreut werden. «Fragwürdig diese Profitgier. Ich unterstütze das nicht!»
«Gelbe Invasion»
Andere bezweifeln, dass für das Angebot eine Nachfrage existiert. «Mir soll doch mal jemand erklären, wie das geht: Rein optisch hat doch jeder Schweizer mehr oder weniger ein Velo?», wundert sich ein Leser auf dem Internetportal der Zeitung «Blick». Er frage sich, wer diese fast tausend Velos mieten werde. Touristen, Einheimische?
Ein anderer «Blick»-Leser warnt vor Datenmissbrauch. «Lasst euch nicht blenden von oBike. Der Firma geht es gar nicht in erster Linie um den Veloverleih. Die müssten viel mehr verlangen, um kostendeckend zu arbeiten. Die haben etwas ganz anderes vor. Die wollen unsere Daten.»
Zum Beispiel seien die Bewegungsdaten in Kombination mit dem Alter der Nutzer Gold wert für die Werbebranche. Das sei ein sehr lukratives Geschäft. «Was mich dabei stört ist, dass die Firma gratis den öffentlichen Raum nutzt, um ein kommerzielles Geschäft zu betreiben.»
Schliesslich melden einige Zweifel an der Qualität der Fahrräder an. «Das ist die gelbe Invasion 2.0», schreibt jemand auf dem Portal des «Tages-Anzeigers». «Ob sich das auszahlt bei dieser miesen Qualität der Velos wird sich zeigen. Ich habe so meine Zweifel.»
Ein weiterer Kommentator vertraut ganz auf den Markt. «Mich beeindruckt, was man O-Bike an Zeit und Aufmerksamkeit schenkt! Machen sie ihren Job gut, werden die Leute die Fahrräder benutzen. Wenn nicht, wird sie wieder verschwinden. Meine Güte, lasst doch einfach mal gut sein.» (sda)