Mit einer Art «Reflektorschild» lockt eine Pflanze im Dschungel von Borneo Fledermäuse an. Die ursprünglich fleischfressende Pflanze verdaut die Flugsäuger jedoch nicht, sondern bietet ihr einen Nistplatz an - im Austausch gegen nahrhaften Kot.
Die Kannenpflanzen (Nepenthes) sind eine Familie fleischfressender Pflanzen in tropischen Regenwäldern. Sie locken Insekten mit üblem Geruch an und verdauen sie in kannenartigen, säurehaltigen Blüten. Doch vor wenigen Jahren entdeckten Forscher auf der südostasiatischen Insel Borneo eine Art, die eher schlecht darin ist, Insekten anzulocken.
Dafür nisteten Fledermäuse darin. Offenbar bietet die Kanne der Fledermaus einen relativ kühlen Nistplatz ohne Parasiten und ohne Konkurrenz von Artgenossen. Die Pflanze wiederum erhält Nährstoffe aus deren Ausscheidungen. Doch wie finden sich die beiden im Gewirr des Dschungels?
Dies konnte das Team um Michael Schöner von der Universität Greifswald nun aufklären: Die Pflanze hat spezielle Strukturen, die die Ultraschallrufe der Fledermaus sehr gut reflektieren, wie sie im Fachjournal «Current Biology» berichten. Ähnliche «Reflektorschilder» haben auch Blüten, die von Fledermäusen bestäubt werden.
Akustische «Leuchtreklame»
«Mit diesen Strukturen stechen die Pflanzen akustisch aus ihrer Umgebung hervor, sodass die Fledermäuse sie leicht finden», sagte Schöner in einer Mitteilung des Journals. Das Team testete mit einem künstlichen Fledermauskopf, der Ultraschall ausstösst und aufzeichnet, die Schallreflektion der Kannenpflanze aus allen Richtungen.
Sie fanden eine starke Reflektion von der Hinterwand der Pflanze - eine Art akustische «Leuchtreklame» im Urwald. Verhaltensexperimente ergaben, dass die Tiere auf dieses Echo reagieren. Sie fanden teilweise verdeckte Pflanzen leichter auf, wenn der Schild intakt war, als wenn er künstlich entfernt worden war.
«Fleischfressende Pflanzen haben in der Regel das Problem der Nährstoffarmut bereits gelöst, indem sie Tiere fressen», sagte Schöner. Bei dieser Art sei die Anpassung noch weiter gegangen, indem die Insekten anlockenden Strukturen reduziert wurden und die Pflanze dafür für Fledermäuse attraktiv geworden sei - ohne aber für diese eine Gefahr darzustellen. (sda)