Weltfussballer Cristiano Ronaldo ist am Montag wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung von Untersuchungsrichterin Mónica Gómez Ferrer befragt worden. Der 32-Jährige wählte den abgeschirmten Hintereingang durch die Garage des Gerichtsgebäudes in Pozuelo de Alarcón.
Die eineinhalbstündige Anhörung fand zwar hinter verschlossenen Türen statt, sorgte aber dennoch für eine riesige öffentliche Aufmerksamkeit. Vor dem Eingang warteten mehr als 200 Reporter und rund 40 Kameraleute aus mehr als 20 Ländern vergeblich auf den portugiesischen Torjäger von Real Madrid.
Sie mussten sich nach der Anhörung mit den kargen Worten des Sprechers von Ronaldos Manager Jorge Mendes, Iñaki Torres, begnügen. «Alles ist in Ordnung, Cristiano ist schon auf dem Weg nach Hause», lautete die Botschaft. Schnell war seitens der Medien von einer «Schande» und einem «Ablenkungsmanöver» die Rede.
Ein Anwalt sagte den versammelten Journalisten unterdessen, Ronaldo habe in der Anhörung auf Spanisch geantwortet und auf einen Übersetzer verzichtet. Mehr inhaltliche Details gab es zunächst nicht.
Mehrjährige Haftstrafe droht
Es war wohl in der Tat, wie die Madrider Sportzeitung «Marca» feststellte, Ronaldos «härtester Tag». Es geht nämlich um den Vorwurf der Steuerhinterziehung in Höhe von 14.7 Millionen Euro.
Nach dem Termin hat die Richterin Gómez Ferrer, die in Justizkreisen als «hart» gilt, bis zu 18 Monate Zeit, um über die Eröffnung eines Strafprozesses gegen den Champions-League-Sieger und Europameister zu entscheiden. Im Falle einer Verurteilung droht «CR7» eine mehrjährige Haftstrafe.
Nach der Anzeige der für Wirtschaftsdelikte zuständigen Staatsanwaltschaft soll Ronaldo zwischen 2011 und 2014 Millioneneinnahmen aus Bildrechten «bewusst» am Fiskus vorbeigeschleust haben.
Dafür habe er im Jahr 2010 - ein Jahr nach seinem Wechsel von Manchester United zu Real - auf den Britischen Jungferninseln und in Irland ein Unternehmensgeflecht geschaffen. Seine Anwälte haben diesen Vorwurf öffentlich zurückgewiesen. Der Stürmer selbst hatte vor einigen Wochen erklärt, er habe «ein ruhiges Gewissen».
Privilegierter Star
Kurz vor 11.00 Uhr war Ronaldo am Montag mit seinem Wagen durch eine Hintereinfahrt direkt in die Garage des Gerichtsgebäudes gefahren. Ein solches Privileg habe im vergangenen Jahr nicht einmal die Infantin Cristina bekommen, wunderte sich ein Kommentator im spanischen Fernsehen.
Cristina habe damals in Palma de Mallorca an Journalisten und Schaulustigen vorbeifahren müssen, um ins Gericht zu kommen. Die Schwester von König Felipe VI. musste im Steuerbetrugsverfahren gegen ihren Ehemann Iñaki Urdangarín aussagen.
Viele Fussballstars und auch andere Persönlichkeiten wie etwa die weltberühmte Opernsängerin Montserrat Caballé mussten in Spanien bereits wegen Steuerbetrugs auf die Anklagebank. Berühmtestes Ziel der gnadenlosen Fahnder war Ronaldos sportlicher Erzrivale Lionel Messi.
Der Profi des FC Barcelona wurde wegen Steuerhinterziehung von 4.1 Millionen Euro zu 21 Monaten Haft verurteilt. Sein Glück: Bei Strafen von bis zu zwei Jahren müssen nicht vorbestrafte Angeklagte in Spanien in der Regel nicht ins Gefängnis. (sda/dpa)