Zum Beginn des jüdischen Laubhüttenfests hat es an der Al-Aksa-Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg erneut heftige Zusammenstösse zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei gegeben.
Polizisten setzten am Montag Tränengas und Blendgranaten gegen junge Demonstranten auf dem Tempelberg ein. Mehr als 20 Menschen wurden laut Sanitätern verletzt, die israelischen Sicherheitskräfte räumten schliesslich das Gelände.
Junge maskierte Männer warfen mit Steinen auf die Sicherheitskräfte, bevor sie sich in der Al-Aksa-Moschee verbarrikadierten. Nach Polizeiangaben hatten einige von ihnen die Nacht in dem Gotteshaus verbracht.
Am Montag warfen sie demnach auch benzingefüllte Brandsätze auf Sicherheitskräfte. Einer der Brandsätze habe ein Feuer am Eingang der Moschee ausgelöst. Versuche, eine Verhandlungslösung zu erreichen, scheiterten den Angaben zufolge.
Blendgranaten auch gegen Gläubige
Die jordanische Waqf-Stiftung, der die zivile und religiöse Verwaltung des Geländes mit der Moschee und dem islamischen Felsendom obliegt, teilte mit, Polizisten hätten Gläubige unter Einsatz von Blendgranaten gezwungen, das Gelände zu verlassen, und die Tore mit Eisenketten verschlossen. Dabei habe es Verletzte gegeben.
Blendgranaten der Polizei hätten zudem vier Feuer im Innern des Gotteshauses verursacht, die gelöscht worden seien. Die palästinensische Hilfsorganisation Roter Halbmond berichtete, 22 Menschen seien durch Gummigeschosse verletzt worden. Vier von ihnen würden im Spital behandelt.
Bereits am Vorabend hatte es gewaltsame Auseinandersetzungen gegeben. Am Sonntag war der letzte Tag des muslimischen Fests Eid al-Adha. Zugleich begann am Abend Sukkot, das achttägige Laubhüttenfest. Das zeitliche Zusammentreffen mehrerer jüdischer und muslimischer Feiertage sorgt derzeit für erhöhte Spannungen.
Mehrere hundert Touristen
Muslimische Gläubige, die am Montag nach dem Morgengebet zum Tempelberg kamen, wurden dort abgewiesen. Sämtlich Tore, die von Muslimen zum Betreten des Geländes genutzt werden, wurden geschlossen. Touristen und jüdische Gläubige durften das Areal aber weiter besuchen. Insgesamt wurden etwa 450 Touristen und 24 Juden gezählt.
Laut einer Jahrzehnte alten Vereinbarung dürfen Juden den Tempelberg zwar besuchen, aber nicht auf der offenen Ebene vor der Moschee beten. Stattdessen beten sie an der Klagemauer.
Auf dem Tempelberg, an dessen Westseite sich die Klagemauer befindet, gibt es seit Wochen immer wieder Zusammenstösse zwischen der Polizei und Palästinensern. Die Palästinenser befürchten, dass die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Status des Tempelbergs verändern will. Netanjahu bestreitet dies.
Israel, das Ostjerusalem seit dem Sechstagekrieg im Jahr 1967 besetzt hält, ist für die Sicherheit am Tempelberg zuständig, Jordanien für die Verwaltung. Die Anlage ist nach Mekka und Medina die drittheiligste Stätte der Muslime. Das Judentum verehrt den Ort des im Jahr 70 von den römischen Besatzern zerstörten Zweiten Tempels als seine wichtigste heilige Stätte. (sda/afp/dpa)