Krebserkrankungen werden in Zukunft schweizweit vollständig und einheitlich erfasst. Der Bundesrat hat im April dargelegt, wie er dies im Detail zu tun gedenkt. Nun regt sich dagegen Widerstand aus den Kantonen. Einzelne warnen vor «teuren Datenfriedhöfen».
Mit dem Register sollen Krebserkrankungen einheitlich registriert werden. Erfasst werden Basisdaten zur Person, zur Diagnose und Erstbehandlung sowie zum Krankheitsverlauf. Das Register soll helfen, die Prävention, Früherkennung und Behandlung von Krebs zu verbessern. Der Bundesrat will so auch den heutigen Flickenteppich beheben.
Vorgesehen ist, dass Spitäler, Ärzte und Gesundheitsinstitutionen Krebsfälle einem der zwölf zuständigen kantonalen Register melden müssen. Dieses leitet die Daten in anonymisierter Form an das nationale Register weiter. In einem jährlichen Krebsmonitoring und in vertiefenden Berichten sollen diese dann ausgewertet werden. Die Register werden weiterhin von den Kantonen finanziert.
Letztes Jahr verabschiedete das Parlament das Gesetz ohne nennenswerte Opposition. Das Potential eines nationalen Registers sei gross, befand die Mehrheit. Auch bei Krankenkassenverbänden, Patientenschützern und dem Ärzteverband FMH stossen die Pläne auf Wohlwollen. Widerstand kommt nun aus den Kantonen.
Mehr Daten als in Nachbarländern
Zwar begrüssen sie grundsätzlich die Einführung eines nationalen Krebsregisters, kritisieren aber dessen konkrete Ausgestaltung, wie sie der Bundesrat im April skizziert hat. Die Regierung schiesse über das eigentliche Ziel hinaus, lautet der Tenor in der Vernehmlassung, die am Mittwoch zu Ende gegangen ist.
Hauptkritikpunkt der Kantone ist die umfangreiche Datensammlung, die weit über diejenige europäischer Nachbarländer hinausgeht. Nicht die Datenmenge sei relevant, betont die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK), sondern deren Aussagekraft und Nutzen für die Prävention zugunsten der Patienten.
Noch deutlichere Worte finden einzelne Kantone. Zürich etwa sieht die Gefahr «grosser und teurer Datenfriedhöfe». Neu müssten «Prädispositionen» und Vorerkrankungen erfasst werden. In Zürich würde dies ein Anstieg der Fälle um knapp einen Drittel bedeuten.
Ein Dorn im Auge sind den Kantonen zudem die Zusatzdaten, welche bei 50 Prozent der Krebsfälle laufend erhoben werden sollen. Aus ihrer Sicht ist zu wenig klar formuliert, in welchen Fällen die Daten für die «Gesundheitsberichterstattung» ausgewertet werden dürften. Das sei aus persönlichkeitsrechtlicher Sicht nicht unproblematisch, schreibt der Kanton Zürich.
Kritik an Kosten-Nutzen-Verhältnis
Bedenken gibt es auch hinsichtlich der höheren Kosten, die den Kantonen aus den Zusatzaufgaben erwachsen könnten. Zürich rechnet mit einem jährlichen Kostenanstieg von 1 auf 2.6 Millionen Franken pro Jahr. Auch Bern erwartet Ausgaben von 1.8 Millionen gegenüber heute 1.1 Millionen Franken.
Die GDK schätzt den finanziellen Mehraufwand insgesamt auf knapp 20 Prozent. Für jedes kantonale Register kämen nochmals Einführungskosten von 50'000 Franken hinzu. Die Ärzteverbindung FMH fordert deshalb, dass die Koordinationsaktivitäten der kantonalen Register mitfinanziert werden und eine Meldung eines Falls an diese angemessen entschädigt wird.
Die Kantone stufen die Kosten gegenüber dem erwarteten Nutzen grundsätzlich als zu hoch ein. So setzen sie grosse Fragezeichen hinter die Pläne, jahrzehntealte Daten rückwirkend zu erfassen. Diese könnten oftmals kaum mit denjenigen anderer Krebsregister verglichen werden. Auch der Spitalverband H+ befürchtet einen zu grossen Datensatz, der hohe Kosten verursacht ohne den erwarteten Nutzen zu bringen. (sda)