Iohannis gewinnt Präsidentenwahl in Rumänien 

Gegenkandidat hat schon gratuliert

Iohannis gewinnt Präsidentenwahl in Rumänien 

16.11.2014, 20:2217.11.2014, 08:30

Der deutschstämmige Klaus Iohannis hat laut ersten Hochrechnungen die Präsidentenwahl in Rumänien gewonnen. Der bürgerliche Politiker kam auf 55,79 Prozent der Stimmen. Das erklärte das zentrale Wahlbüro in der Nacht zum Montag nach Auszählung der Stimmzettel in einem Drittel der Wahllokale.

Rumäniens sozialdemokratischer Regierungschef Victor Ponta hat seine Niederlage bei der Präsidentschaftsstichwahl am Sonntag eingestanden. Ponta sagte, er habe am Abend seinem Konkurrenten, dem Konservativen Iohannis, zu dessen Sieg gratuliert. «Dass Volk hat immer Recht», sagte Ponta, der vor der Wahl als Favorit gegolten hatte. Er wünsche sich, «dass wir alle verstehen, dass wir ein demokratisches Land sind und dass, so wie ich das (Wahl-Ergebnis) akzeptiere, auch jene es annehmen, die protestieren wollen».  

Klaus Iohannis winkt seinen Anhängern siegessicher zu. 
Klaus Iohannis winkt seinen Anhängern siegessicher zu. Bild: RAED KRISHAN/EPA/KEYSTONE

Iohannis postete auf seiner Seite im sozialen Netzwerk Facebook: «Wir haben gesiegt, wir haben unser Land zurückgewonnen». Bei dem spannenden Duell ging es um die Nachfolge des scheidenden Staatschefs Traian Basescu, der gemäss der Verfassung nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten durfte. 

Viele Jugendliche gingen zur Wahl

Ausschlaggebend für Iohannis' Sieg war Analysten zufolge die hohe Wahlbeteiligung von 61 Prozent der Stimmberechtigten. Insbesondere viele Jugendliche gingen demnach diesmal zur Wahl. In der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen hatte Ponta noch deutlich vorn gelegen.  

Der 42-jährige Ponta trat für die Sozialdemokratische Partei (PSD) an. Der ehemalige Staatsanwalt für Korruptionsfälle gilt als besonders verankert in der ländlichen Bevölkerung, ausserdem geniesst er den Rückhalt der einflussreichen Rumänisch-Orthodoxen. Nicht zuletzt wegen der zuletzt positiven Wirtschaftsentwicklung ging er beflügelt in die Stichwahl. 

Ponta hängt allerdings sein gescheiterter Versuch nach, seinen Erzfeind Basescu im Sommer 2012 handstreichartig aus dem Amt zu jagen. Zudem wurden Pontas umstrittene Massnahmen im Justizwesen und die Aushöhlung der Gewaltenteilung auch ausserhalb der Landesgrenzen kritisiert. Unter der Woche waren noch tausende Rumänen aus Protest gegen Ponta auf die Strasse gegangen, weil er ihrer Ansicht nach zu wenige Wahlbüros für Auslandsrumänen öffnen liess und damit gezielt seinen Widersacher benachteiligte. In der ersten Wahlrunde hatten nur rund 160'000 der rund drei Millionen Auslandsrumänen ihre Stimme abgegeben. Das Ergebnis fiel mit 46 Prozent für Iohannis klar zu Ungunsten von Ponta aus, der nur auf 15,8 Prozent kam. 

Tränengas gegen Rumänen in Paris

Am Sonntag bildeten sich vor Wahlbüros wie in Paris, London und Turin lange Warteschlangen. In der französischen Hauptstadt ging die Polizei vor der rumänischen Botschaft mit Tränengas gegen aufgebrachte Rumänen vor, die bei der Schliessung des Gebäudes am Abend versuchten, dort einzudringen, um dort noch ihre Stimme abzugeben. Vertreter zweier Minderheiten Ein Polizeisprecher gab die Zahl der vor der Botschaft versammelten Menschen mit zwischen 1000 und 2000 an. Die etwa drei Millionen Menschen zählende rumänische Diaspora in Frankreich wählt traditionell mehrheitlich rechts. 

Der 55-jährige Iohannis kandidierte für die Christlich-Liberale Allianz (ACL) mit dem Versprechen, die Rechtsstaatlichkeit zu stärken und ausländische Investoren anzulocken. Mit seinem Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen war der ehemalige Physikprofessor vor 14 Jahren als Bürgermeister ins Rathaus von Hermannstadt (Sibiu) eingezogen. Dreimal wurde er seither in Europas Kulturhauptstadt des Jahres 2007 wiedergewählt. Als Deutsch-Rumäne und Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche vertritt Iohannis gleich zwei gesellschaftliche Minderheiten. Rumänien ist innerhalb der Europäischen Union das zweitärmste Land nach Bulgarien. Zur Wahl aufgerufen wurden etwa 18 Millionen Menschen. (feb/sda/dpa)

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